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033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

Titel: 033 - Die Frau aus Grab Nr. 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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anderen Raum. Es war so eine Art Bibliothek, mit einem Glasschrank, in dem Musikbücher und Notenhefte standen. Dem gegenüber stand ein Harmonium mit einem dreibeinigen Hocker davor.
    »Das war mein Musikzimmer«, erklärte er ihr. »Meine Mutter hat mir stundenlang zuhören können – genauso wie du. Sie hat immer davon geträumt, daß ich ein zweiter Brückner werde – oder gar ein Bach. Dabei brachte ich es nur zum Organisten einer drittklassigen Band. Wenn sie das wußte, würde sie sich im Grabe …« Er verstummte betroffen. Das hatte er nicht sagen wollen.
    Elke ging darüber hinweg und bat ihn, etwas Klassisches für sie zu spielen.
    Er setzte sich auf den Hocker, klappte den Deckel des Harmoniums zurück und legte los. Er spielte ein Bach-Oratorium, das Elke besonders liebte. Ihm war, als sei er in die Vergangenheit zurückversetzt, und das zarte, blasse Oval von Elkes Gesicht wurde zum derben, rotwangigen Bauerngesicht seiner Mutter. Er brach sein Spiel abrupt ab und knallte den Deckel zu.
    »Was ist?« fragte Elke erschrocken.
    »Es wird Zeit zum Schlafengehen. Ich bin hundemüde. Gehen wir nach oben und sehen wir uns die Schlafzimmer an.«
    Elke fröstelte.
    »Ich … möchte noch im Wohnzimmer bleiben. Macht es dir etwas aus, die Betten zu richten? Holst du mich dann?«
    Er küßte sie auf den Mund, ging in den Flur hinaus und wartete, bis sie in der geheizten Stube verschwunden war.
    Elke setzte sich an den Ofen und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die warmen Kacheln. Warum nur versuchte Dieter nicht, sie zu verstehen? Warum glaubte er ihr nicht, obwohl der Beweis erbracht war, daß sie Wahrträume hatte? Sie hatte ihm den Traum vom Verschwinden der Kinder erzählt, noch bevor sie in Striga eintrafen. Sie hatte nichts darüber gewußt. Aber Dieter würde natürlich auch dafür eine Erklärung finden. »Du hast einen Zeitungsartikel über das Verschwinden der Kinder gelesen und dann davon geträumt«, würde er behaupten.
    Sie schreckte hoch, als sie in der Diele das Knarren des Bretterbodens vernahm. Jemand näherte sich der Stube.
    »Dieter?«
    Keine Antwort. Eine Weile herrschte Stille, in der sie nur ihr Herz pochen hörte, dann waren wieder deutlich die schleichenden Schritte zu hören.
    Dieter würde sich nicht anschleichen. Er hatte noch nie versucht, sie zu erschrecken, und er würde es jetzt am allerwenigsten tun. Aber wer sonst? Der Geist seiner Mutter?
    Die Türklinke bewegte sich, wurde langsam, ganz vorsichtig niedergedrückt. Elke hielt den Atem an. Sie wagte sich nicht zu bewegen, starrte nur auf die Klinke. Die Tür ging zentimeterweise auf. Und plötzlich wurde sie ganz aufgestoßen.
    Und darin stand …
    Elke wich mit einem Schrei des Entsetzens zurück, stolperte und hatte das Bewußtsein bereits verloren, noch bevor sie auf dem Boden landete.

    Dieter fand im Schrank seines Schlafzimmers noch originalverpackte Bettwäsche und schickte sich gerade an, die Betten zu überziehen, als er Elkes Schrei hörte. Er stürzte sofort die Treppe hinunter. Dieter vermutete, daß die Einheimischen Elke irgendeinen Streich gespielt hatten, um sie zu erschrecken. Seine Vermutung schien sich zu bestätigen, als er im Flur vor der offenen Tür zur Wohnstube eine Gestalt sah. Es war ein Mann mit etwas zu kurz geratenen Beinen und einem langen Kopf mit flachem Gesicht. Seine Arme waren so lang wie bei einem Affen. Als Dieter herbeistürzte, streckte er sie ihm abwehrend entgegen.
    »Ich hab ihr nichts getan«, sagte er erschrocken und wischte sich mit dem Handrücken den Speichel von den wulstigen Lippen. »Ehrlich, Dieter, ich wollte sie nicht erschrecken. Ich hab nicht mal gewußt, daß sie allein ist, weil ich ja zu dir wollte.«
    »Lorenz?« fragte Dieter unsicher.
    Der Debile nickte heftig.
    Dieter hätte ihm in diesem Moment am liebsten die Faust in sein stupides Gesicht geschlagen, aber die Sorge um seine Frau war größer. Er hob sie hoch, um sie auf die Bank zu legen. Als Lorenz Engstier ihm zu Hilfe kommen wollte, ver jagte er ihn mit einem Fußtritt.
    »Sie ist vor Schreck umgefallen, als sie mich gesehen hat«, erklärte Lorenz mit seiner blubbernden Stimme; er hatte die Angewohnheit, nach ein paar Worten den Speichel einzuziehen. »Hab sie nicht angerührt. Ehrlich, Dieter!«
    Dieter sah den Debilen an und meinte: »Es ist auch besser, daß sie das Bewußtsein verloren hat und nichts mehr mitbekommt. Was willst du hier, Lorenz? Wer hat dich geschickt?«
    »Wer hat mich

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