033 - Die Frau aus Grab Nr. 13
Rechtsanwalts befreit, um Elke zu holen und mit ihr zu fliehen. Ja, das wäre vernünftig gewesen. Aber er war zu keiner Gegenhandlung fähig. In ihm war ein unerklärlicher Zwang, das Spiel mitzumachen und sich in die ihm zugedachte Rolle zu fügen.
Er stand auf einmal in einem hohen, langen Korridor vor einer offenen Tür. Dahinter lag ein Gemach, das mit antiken Möbeln eingerichtet war. Skarabäus Toth bugsierte ihn hinein und sagte irgend etwas, das Dieter nicht verstand. Hinter ihm fiel die Tür zu.
Kaum hatte ihn der Anwalt losgelassen, da fühlte sich Dieter wieder frei. Er wußte, daß er ein Gefangener war. Aber er wollte nicht resignieren. Er würde keine Sekunde länger auf diesem Schloß bleiben. Und wenn man ihn gewaltsam zurückhalten wollte, dann würde er andere Maßnahmen ergreifen. Er hatte noch keine Vorstellung davon, wie diese Maßnahmen aussehen sollten, aber so leicht wollte er sich nicht unterkriegen lassen.
Entschlossen riß er die Tür auf- und prallte entsetzt zurück. Draußen stand ein über zwei Meter großes Monstrum mit vier Armen. Dieter hatte das Gefühl, dem Ungeheuer Frankenstein aus einem Horror-Film gegenüberzustehen. Nur war dieses Ungeheuer echt. Es gab einen knurrenden Laut von sich und zog die Tür vor der Nase des wie versteinert dastehenden Dieter wieder zu.
Elke sah ihrem Schicksal gefaßt entgegen. Sie hatte sofort nach ihrer Ankunft erkannt, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Aber was hätte es ihr genützt, Dieter ihre Befürchtungen mitzuteilen? Sie wußte ja selbst nicht, was sie erwartete. Sie ahnte nur, daß sie in einen teuflischen Reigen der Mächte des Bösen geraten waren.
Ihre Gefaßtheit half ihr, die Blicke und Berührungen des häßlichen Grafen zu ertragen, der sie mit dem aus seiner Augenhöhle hervorquellenden weißen Ding förmlich zu verschlingen schien. Todesangst? Nein – sie verspürte sogar so etwas wie Erregung. Der magische Blick aus dem Auge des Grafen erregte sie. Sie sehnte sich plötzlich nach Dieters Umarmung. Aber ihr Mann stieg mit dem Anwalt die Treppe ins Obergeschoß empor.
Und dann war auch der Graf verschwunden, und zwei Dienstmädchen standen vor ihr. Es waren derbe, dralle Bauernmädchen, deren Gesichter in krassem Gegensatz zu ihren Körpern nicht pausbäckig waren, sondern knochig und totenblaß.
»Bitte folgen Sie mir!«
Eines der Mädchen ging voran, das zweite folgte Elke. Diese blickte Dieter nach, und als hätte er ihre stummen Rufe vernommen, drehte er sich nach ihr um. Ihre Augen flehten ihn an, sie mitzunehmen.
Doch dann war er fort.
Sie erreichten einen engen Korridor. Elke hörte das Plätschern von Wasser und ausgelassenes Gelächter. Sie wurde in eine Umkleidekabine gebracht, und die beiden Mädchen begannen an ihrer Kleidung zu nesteln. Ihre Hände waren kalt wie Eis.
»Das kann ich selbst machen«, sagte Elke und begann sich auszuziehen.
Die Dienstmädchen beobachteten jede ihrer Bewegungen mit glühenden Augen. Elke spürte, wie ihr die Schamesröte in die Wangen stieg. Es hätte ihr weniger ausgemacht, sich vor einem Dutzend Männer auszuziehen als vor diesen beiden vor Lüsternheit strotzenden Geschlechtsgenossinnen.
Als sie nackt war, bedeckte sie unwillkürlich ihre Brüste. Eines der Dienstmädchen stieß eine zweite Tür auf, und Dämpfe drangen in die Umkleidekabine. Elke zögerte.
»Das Schönheitsbad wartet«, sagte eines der Mädchen mit hohler Stimme.
Elke gab sich einen Ruck. Als die Tür hinter ihr zufiel und sie feststellte, daß die beiden Mädchen ihr nicht gefolgt waren, atmete sie auf. Sie ließ die Arme sinken und blickte sich um.
Es war heiß hier. In dem Wasserdampf war kaum die Hand vor dem Gesicht zu sehen. Von allen Seiten drang Gelächter herüber, dazwischen war wollüstiges Stöhnen zu hören.
Eine Orgie in einem römischen Bad? Elke hob die Schultern. Sie glaubte, sich gegen jegliche Zudringlichkeiten wehren zu können.
Sie machte zwei Schritte in den heißen Nebel hinein. Bald verlor sie die Orientierung und testete ihre Empfindungen. Angst? Ein bißchen, aber sie hielt sich in erträglichen Grenzen.
Ein Schrei wie in höchster Ekstase.
Elke ging vorsichtig weiter, darauf gefaßt, jeden Augenblick über ein engumschlungenes Paar zu stolpern. Aber sie kam ohne Zwischenfall – und ohne eines der lüsternen Paare gesehen zu haben – zu einem dampfenden Wasserbecken. Es stank nach Schwefel und faulen Eiern.
Die Schreie wurden immer hysterischer. Elke
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