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033 - In den Krallen der Tigerfrauen

033 - In den Krallen der Tigerfrauen

Titel: 033 - In den Krallen der Tigerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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fuhren.
    Ich blickte mich konzentriert um. »Hier passierte es also«, sagte ich zu Pater Severin. »Hier hatte Rob Andrews eine schicksalsschwere Begegnung…«
    »… die ihn möglicherweise das Leben kostete«, vervollständigte der Priester meinen Satz.
    Ich sah ihn ernst an.
    »Auch das müssen wir in Erwägung ziehen«, sagte der große Mann in der Soutane.
    Er hatte recht, doch mir widerstrebte es, anzunehmen, daß Rob Andrews nicht mehr lebte. Solange niemand seine Leiche fand, wollte ich glauben, daß wir noch etwas für ihn tun konnten.
    Was mir die ganze Zeit über nicht in den Kram paßte, war dieses verflixte Raubtiergebrüll. Wer hatte es ausgestoßen?
    Handelte es sich um ein Monster? Wohin war es mit Hob Andrews verschwunden?
    Mit fiel Radheera ein. Der Magier-Dämon konnte Menschen zum Verschwinden bringen. Er radierte sie aus ihrer Umwelt regelrecht aus. War hier etwas Ähnliches in der vergangenen Nacht vorgefallen?
    Wenn ja, wenn Rob Andrews auf irgendeine schwarzmagische Weise in eine andere Dimension geschafft worden war, war es möglich, daß wir ihn nie wieder zu Gesicht bekamen.
    »Versuchen wir uns die Situation einmal vorzustellen«, schlug Pater Severin vor.
    »Okay. Der Zug trifft ein, Rob Andrews steigt aus«, sagte ich.
    »Vielleicht allein, vielleicht mit einigen anderen Fahrgästen.«
    »Aber er begibt sich nicht zur Rolltreppe.«
    »Der Zug fährt weiter, und Andrews befindet sich immer noch auf dem Bahnsteig.«
    »Und plötzlich macht er eine Entdeckung.«
    »Er sieht — möglicherweise — ein Raubtier.«
    »Er schreit und ergreift die Flucht«, sagte Pater Severin.
    »Das Raubtier setzt brüllend hinter ihm her, erwischt ihn und verschleppt ihn. — Wir würden uns hervorragend für eine Doppelconfèrence eignen, Pater. — Doch weiter im Text. Woher kam das Raubtier und wohin begab es sich mit Rob Andrews?«
    »Was ist mit den Tunnels?«
    »Wir können davon ausgehen, daß Major Hathaway sie von seinen Männern unter die Lupe nehmen ließ.«
    »Tja, dann bin ich mit meinem Latein leider am Ende, mein Sohn.«
    »Ich auch«, brummte ich. »Und darüber ärgere ich mich maßlos.«
    Wir fuhren zurück, stiegen in meinen Peugeot und begaben uns zu Rob Andrews' Liebesnest. Als ich mit meinem Drahtbürstenschlüssel im Türschloß herumstocherte, rügte mich der Pfarrer.
    »So etwas tut man nicht.«
    »Kennen Sie eine andere Methode, um die Tür aufzukriegen, Pater?«
    »Mit diesem Vorgehen machst du dich strafbar.«
    »Pater Severin als Komplize eines Einbrechers«, bemerkte ich grinsend. »Das gab's noch nie.«
    Um ihn zu beruhigen, sagte ich ihm, daß mir Charlton Hathaway den Rücken deckte. Daraufhin sagte Pater Severin:
    »Wenn das so ist, dann gib mal her.« Er nahm mir den Schlüssel aus der Hand und hatte das Schloß im Nu auf.
    Ich grinste. »Wie ein Profi. Wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich habe dafür einfach Talent«, sagte der Priester bescheiden.
    »Schon im Priesterseminar kamen alle zu mir, wenn es galt, ein Schloß zu öffnen, zu dem es keinen passenden Schlüssel gab.«
    »Pater Severin, der Einbruchsspezialist«, sagte ich amüsiert.
    »Was würde wohl Ihr Bischof sagen, wenn er davon erfährt?«
    »Ich glaube, er würde mich in ein Dorf am Ende der Welt verbannen«, sagte Pater Severin feixend und drückte die Tür auf.
    Wir betraten das Apartment des Unterhausabgeordneten.
    Stille herrschte in der Wohnung, die geschmackvoll, aber nicht übertrieben teuer eingerichtet war.
    Hoffte ich hier einen Hinweis auf Andrews' Verschwinden zu finden? Hatte sich der Unterhausabgeordnete mit jemandem in der U-Bahn-Station Latimer Road getroffen?
    Wir blickten in alle Räume. Überall herrschte Ordnung und Sauberkeit. Das große Bett im Schlafzimmer mißfiel dem Priester, denn er wußte, welchem Zweck es diente.
    Ich ließ mich darauf nieder. Die mit Wasser gefüllte Matratze schaukelte mich sanft. Ich hob den Blick und betrachtete mich im Spiegel, der beinahe die gesamte Decke einnahm.
    Pater Severin hatte kein Verständnis für das Leben, das Rob Andrews führte. »Ich bin bestimmt sehr tolerant«, brummte er, während er eine Handbewegung machte, die das gesamte Schlafzimmer einschloß. »Aber muß so etwas sein?«
    »Mein Geschmack ist es auch nicht, aber ich verurteile Rob Andrews deswegen nicht. Er ist ein hervorragender Politiker, dessen Leistungen man anerkennen muß. Was er privat macht, geht keinen etwas an.«
    »Oh, mich geht das sehr wohl etwas an«, widersprach mir

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