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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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nichts.
    »Geahnt haben wir es natürlich«, gestand Bel'ar, »schließlich ist uns dein Freiheitsdrang bestens bekannt. Gewusst haben wir es allerdings nicht. Deine Körperhülle ist eine autonome Einheit, die…«
    »… mich einzig und allein daran hindern soll, jemals wieder ein normales Leben zu führen«, vollendete Matthew den Satz.
    »Ganz so einfach ist es nicht, Maddrax«, mischte sich Mer'ol überraschend ein. »Die künstlichen Schuppen schützen dich beim Abstieg vor Temperaturverlust und gleichen den zunehmenden Wasserdruck aus, den dein Körper nicht gewohnt ist. Die damit verbundene Aufstiegssicherung ist nur ein Nebeneffekt dieser Technik.«
    Matt fixierte den verschlossenen Hydriten, den er bereits von der englischen Küste kannte, mit misstrauischem Blick.
    »Das heißt wohl, dass ich dieses Folterinstrument Ihnen zu verdanken habe?« Zum ersten Mal blitzte so etwas wie ein Grinsen in Mer'ols schuppigem Gesicht auf.
    »Allerdings«, verkündete er frohlockend, »und ich bin stolz darauf.«
    Matt hätte dem arroganten Kerl am liebsten die wulstigen Fischlippen mit er Faust verschlossen, aber jeder Akt der Gewalt würde nur die Vorurteile bestätigen, die über ihn bestanden. Der feindselige Hydrit wusste natürlich um seine Zwickmühle, und es schien ihm eine klammheimliche Freude zu bereiten, Matt mit geschickten Seitenhieben zu provozieren.
    »Mer'ol hat sich aber auch viel Mühe mit dem Design gegeben«, versuchte Quart'ol die Lage zu entspannen. »Ist doch wunderbar an die Tauchanzüge deiner Zeit angelehnt!«
    »Du meinst wohl eher, dein Assistent hat die menschlichen Archive geplündert, weil es ihm an eigener Phantasie mangelte«, knarzte Matthew verächtlich.
    Zufrieden registrierte er, dass die grüne Pigmentierung in Mer'ols Flossenkamm anschwoll. Der eiskalte Hund war also doch verletzlich.
    Matt wollte sofort mit ein paar ätzenden Bemerkungen nachsetzen, doch Bel'ar legte ihm beruhigend eine Flossenhand auf die Schulter.
    Er gab sich alle Mühe, nicht auf ihre wogende Oberweite zu starren, während sie mit eindringlicher Stimme sagte: »Ich spüre unterdrückte Feindseligkeiten, die dich quälen, Maddrax. Warum sprichst du nicht aus, was dich bedrückt, dann geht es dir sofort besser.«
    Matt verzog die Mundwinkel, als ob er eine glibberige Qualle verschluckt hätte.
    O nein, bitte nicht die Therapeutennummer, dachte er entsetzt. Sofort kamen ihm wieder die langwierigen Sitzungen mit Doc Catlin in den Sinn, die er nach seiner Scheidung von Liz über sich ergehen lassen musste. Die Air Force Psychologin hatte wochenlang versucht, sein Innerstes nach außen zu kehren, um seine mentale Stabilität zu überprüfen. Da Matt sich standhaft weigerte, ihr etwas über eine unglückliche Kindheit vorzujammern, hatte es ihn schließlich ein Abendessen und eine gemeinsame Nacht in Catlins Appartement gekostet, um wieder volle Flugfähigkeit attestiert zu bekommen. Eine klassische Matthew Drax Lösung, wie er sich eingestand, und er war nicht gerade stolz darauf.
    Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Quart'ol ebenfalls das Gesicht verzog. Der Geist des Hydriten hatte sich monatelang in seinem Körper aufgehalten, deshalb konnte er sich wohl ausmalen, was in ihm vorging. Vielleicht fühlte er in diesem Moment sogar ähnlich wie sein ehemaliger Wirt, denn der junge Klon mit der alten Seele unterschied sich deutlich von dem weisen, zurückhaltenden Wissenschaftler, den Matt aus England kannte. Der neue Körper hatte Quart'ols Wesen verändert, und vermutlich gingen auch Matts Erinnerungen nicht spurlos an seinem Charakter vorbei.
    Der neue Quart'ol hatte bereits mehrfach bewiesen, dass er einen menschlichen Blickwinkel besaß, der ihn von den übrigen Hydriten unterschied.
    Wenn er nicht Acht gab, würde ihn das eines Tages zum Außenseiter innerhalb seines eigenen Volkes machen. Vielleicht entwickelte er sich aber auch zu einem wichtigen Vermittler zwischen Land- und Ozeanbewohnern, der einmal dafür sorgte, dass die so unterschiedlichen Völker in Eintracht miteinander lebten.
    Zuzutrauen war es Quart'ol, denn trotz seines unkonventionellen Gebarens steckte in ihm die jahrhundertelange Erfahrung eines zweimaligen Seelen Wanderers.
    Bel'ar erinnerte Matt mit einem lauten Knarzen daran, dass sie immer noch auf seine Lebensbeichte wartete. Der Ex-Commander wand sich unter dem for dernden Blick der Beobachterin.
    Es war ihm schon unangenehm, sein Gefühlsleben vor anderen Menschen auszubreiten -

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