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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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du?«, würgte er hervor, obwohl er Maddrax bestens kannte.
    »Du weißt es«, knurrte der Kiemenmensch.
    »Du kennst das Feuer in meiner Stimme, wenn wir gegen die Frevler ziehen. Seit wir den schreienden Dykaner sezierten, um das Geheimnis der Tantrondrüse zu lösen.«
    Kal'rags Schuppen verloren erneut an Farbe.
    »Quan'rill«, flüsterte er bestürzt.
    »Ich dachte, du wärst längst tot.«
    »Für Reden ist jetzt keine Zeit«, wiegelte Maddrax ab. »Lass lieber die Außenschotts schließen. Bol'gar darf das Hydrosseum nicht verlassen, selbst wenn es unser aller Leben kostet.«
    Ohne eine weitere Erklärung schwang er sich von der Korallenliege und schwamm auf den Ausgang zu. Bel'ar und Quart'ol folgte dem Gespräch mit ungläubigem Staunen, doch der HÖCHSTE wirkte wieder so souverän wie gewohnt.
    In einer schnellen Bewegung, die seinem betagtem Körper nicht ohne Weiteres zuzutrauen war, wirbelte zu einer flachen Mulde an der Tür herum, in die er seine Flosse presste.
    Ein Lichtstrahl fuhr über die Innenfläche. Gleich darauf erklang eine leise Stimme in seinem Kopf: Identifikation Kal'rag, OBERSTER von Hykton, HÖCHSTER der Neun Städte.
    Das Hydrosseum versiegeln, dachte er, wohlwissend, dass es im gleichen Moment geschah. Trotzdem war es vielleicht schon zu spät. Ohne auf die Fragen seiner Beobachter zu hören, jagte er Maddrax - oder vielmehr Quan'rill - hinterher.
    Auf dem Weg zum nächsten Bodenschott sah er gerade noch, wie die Taucherflossen in die Tiefe verschwanden. Kal'rag setzte sofort nach, doch er war nicht mehr der Jüngste. Als er die kreisförmigen Luke erreichte, war es schon zu spät. Aus der Eingangshalle drang ein verzerrtes Kreischen herauf, das er nur mühsam Bol'gars Kehle zuordnen konnte. Es war ein Schrei äußerster Verzweiflung, wie ihn nur jemand ausstieß, der dem Tode nahe war.
    Der HÖCHSTE konnte nicht erkennen, was genau vor sich ging. Alles was er sehen konnte, war Maddrax, der auf halbem Weg in die Tiefe herumwirbelte und ihm zurief: »Es ist zu spät! Du musst die Halle versiegeln!«
    Kal'rag hatte die Hand längst in der Scannermulde. Summend schob sich das kreisrunde Schott unter ihm zu, genau wie zwanzig andere Durchgänge. Der Tumult, der unter ihm losbrach, wurde augenblicklich gedämpft.
    Gleich darauf spürte er einen brutalen Schmerz an der Kehle und wurde zurück geschleudert. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass Quart'ol seinen Hals umklammerte.
    »Bist du völlig wahnsinnig geworden?«, brüllte der junge Klon. »Du kannst doch Maddrax nicht einfach seinem Schicksal überlassen!«
    Es musste die Auswirkung des Giftes sein, die ihn zu dieser Überreaktion trieb. Kal'rag spürte selbst einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen, doch er rang ihn nieder. Wenn sie sich gegenseitig an die Kehle gingen, hatten die Frevler gewonnen.
    Noch ehe Bel'ar oder eine der Wachen eingreifen konnte, ließ Quart'ol von dem HÖCHSTEN ab. »Tut mir Leid«, entschuldigte er sich. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
    Kal'rag winkte ab, als wenn die Angelegenheit nicht weiter wichtig wäre. Mit starrer Miene blickte er auf die transparente Luke nieder, unter der sich in der Eingangshalle eine Tragödie abspielte.
    Seine Entscheidung war ihm nicht leicht gefallen, aber sie musste sein.
    »Sie sind alle hoffnungslos verloren«, deutete er hinab. »Und wir sind es vielleicht auch.«
    ***
    Quan'rill hatte die Halle schon zur Hälfte durchquert, als er Bol'gar endlich erspähte. Im gleichen Augenblick wusste er, dass er zu spät kam.
    Der Frevler, der orientierungslos über dem Bildnis des Mar'os kreiste, riss mit einem Mal die Arme in die Höhe und stieß einen irren Schrei aus. Metallblock und Vibrationsmesser entfielen seinen Händen, während er sich um die eigene chse wälzte und an den Hals griff, als würde er ersticken.
    Die Giftdosis, die er selbst freigesetzt hatte, war zu viel für seinen Körper. Von Krämpfen geschüttelt sank er zu Boden. Quan'rill warf einen Blick auf das Hauptschott, das längst geschlossen war, dann blickte er in die Höhe.
    Über ihm sah er seinen alten Weggefährten Kal'rag, der wusste, was er zu tun hatte. Trotzdem rief er ihm zu: »Es ist zu spät! Du musst die Halle versiegeln!« Vielleicht würde es so Kal'rag leichter fallen. Zwei Herzschläge später waren die Schotts geschlossen. Gerade noch rechtzeitig, denn Quan'rill spürte bereits, wie sein menschlicher Körper auf den sich ausbreitenden Kampfstoff reagierte.

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