033 - Lautlose Bedrohung
Quan'rill machte seinen ganzen Einfluss geltend, um Maddrax' aufquellenden Triebe unter Kontrolle zu halten. Die Wachen und Besucher, die mit ihm eingesperrt waren, genossen kein derartiges Privileg. Schreiend verfiel einer nach dem anderen in einen Tobsuchtsanfall. Die meisten schlugen auf sich selbst ein oder rammten den Kopf geben die Wände.
Andere gingen sich gegenseitig an die Kehle, egal ob sie miteinander befreundet oder gar verwandt waren.
Nur Maddrax schwebte wie paralysiert inmitten der Halle. Quart'ol senkte Stoffwechsel, Herzfrequenz und Atmung seines Gastkörpers auf ein Minimum hinab, damit er so wenig Gift wie möglich aufnahm.
Das Geschrei um sie herum ebbte langsam ab, rosa Schwaden zogen durchs Wasser.
Die meisten Hydriten starben an Herzversagen, doch die Jüngeren widerstanden und ließen ihren Aggressionen freien Lauf. Schlugen und stachen aufeinander ein, marterten sich mit den Schockstäben zu Tode. Maddrax ließen die meisten in Frieden, da sie ihn für tot hielten, doch einer steuerte mit gefletschten Zähnen auf den Menschen zu, um seinen Hass an ihm auszulassen. Ehe der Amokläufer zubeißen konnte, stürzte eine durchdrehende Wache in perlmuttgeschmückter Uniform heran, um mit einem zerbrochenen Schockstab auf ihn einzuschlagen.
Ineinander verkrallt wirbelte sie in die Tiefe, um sich gegenseitig den Tod zu bringen.
Der letzte Hydrit, der das Gemetzel überlebte, war zu schwach, um sich noch selbst zu verletzten. Erschöpft stieg er zu dem gläsernen Schott auf, hinter dem das Gesicht seines HÖCHSTEN zu sehen war. Mit seiner blutigen Handfläche pochte er gegen die Abtrennung, als wollte er um Hilfe bitten, doch die Wissenschaftler auf der anderen Seite konnten nichts für ihn tun.
Einen roten Schmierfilm auf dem Schott hinterlassend, sank er in die Tiefe hinab und starb.
Maddrax trieb weiter schwerelos durch die Halle, doch es fiel Quan'rill immer schwerer, seinen Gastkörper unter Kontrolle zu halten.
Das Bewusstsein des Menschen kehrte langsam wieder an die Oberfläche zurück, und dem war er nicht gewachsen. Zumindest nicht wenn er gleichzeitig eine Giftaufnahme verhindern wollte. Ein innerer Zweikampf entbrannte, der einige Phasen oder eine Ewigkeit währte, bis der Seelenwanderer zunehmend an Boden verlor.
Quan'rill glaubte schon, dass alle seine Bemühungen umsonst gewesen waren, als ein Rauschen an sein Ohr drang. Erst dachte er, dass er einer Sinnestäuschung zum Opfer fiel, aber dann zogen milchigweiße Schlieren an ihm vorüber. Er gestattete dem Gastkörper einen Blick in die Tiefe, der seinen Verdacht bestätigte.
Aus den Wasserschächten, mit denen die Halle leergepumpt und wieder geflutet werden konnte, rauschte ein unablässiger Strom des weißes Mittels ein. Vermutlich diente es der Dekontamination.
Quan'rill schöpfte neuen Mut. Mit letzter Kraft gelang es ihm, den Willen seines Gastgebers zu unterdrücken, bis über ihm die Schotts geöffnet wurden und einige Beobachter herab tauchten. Der Seelenwanderer winkte ihnen schwach zu. Sofort steuerte ein ganzer Pulk Hydriten auf ihn zu. Der HÖCHSTE war ebenso dabei wie Bel'ar, Quart'ol und einige andere.
»Wie ist das möglich?«, rief Bel'ar erfreut aus. »Wir haben fast einen halben Zyklus benötigt, um genügend von dem Gegenmittel herzustellen!«
»Ein echter Seelenwanderer hat mehr Leben als die Fangarme eines. Kraken«, grinste Quan'rill. »Aber jetzt wird es Zeit für mich zu gehen, endgültig. Es gibt hier einen Menschen, der seinen Körper zurückhaben möchte.«
Der HÖCHSTE packte ihn am Oberarm.
»Halte noch etwas aus, wir bereiten deinen Klon im Labor vor.«
»Nein.« Quan'rill schüttelte schwach den Kopf. »Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich schon viel früher zurückgekehrt. Ich freue mich darauf, das Geschenk der Sterblichkeit anzunehmen.« Kal'rag sah betreten zur Seite.
»Gut«, presste er schließlich hervor. »Es ist deine Entscheidung.«
Quan'rill fasste nach der Flosse an seinem Arm. Obwohl sich Mensch und Hydrit berührten, waren es doch zwei alte Freunde, die so von einander Abschied nahmen.
»Euer Kampf ist noch nicht vorbei«, erklärte Quan'rill eindringlich. »In den Korallenhügeln vor der Stadt lauern Frevler, die auf das Gelingen von Bol'gars Mission warten.« Eine Pause entstand.
Doch bevor Quan'rill sich löste, sprach er noch eine Bitte aus: »Ich spüre, dass dieser Mensch ein wahrer Freund unseres Volkes ist. Ihr solltet ihn nicht länger gegen seinen Willen
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