Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
gleichen Augenblick begann der Fürst der Finsternis das Schwert zu schwingen. Zamorra sah, wie grünrote Kreise in der Luft aufglühten, um dann sofort im Nichts zu vergehen.
    Professor Zamorra erkannte, daß es keinen Versuch lohnte, Leonardo festzuhalten. Genausowenig wie er versuchen konnte, die schnell aufflammende und genauso rasch verlöschende Feuerschrift der Siegel zu erkennen.
    Siebenmal flammten Symbole in abartigsten Formen auf, die jeder irdischen Geometrie Hohn sprachen. Dann waren Leonardo, seine Vasallen und der Schatten des Sordales verschwunden. Von irgendwoher erklang das satanische Gelächter des Fürsten der Finsternis, das im Nichts verhallte.
    Leonardo de Montagne war mit seinen Helfern und dem Gefolgsmann des Astaroth zurückgekehrt. Er hatte seine Aufgabe gelöst und konnte seinen Thron wieder einnehmen. Und der Fürst der Finsternis wandelte wieder in Lucifuge Rofocales Huld. So schien es wenigstens.
    Doch nicht nur Satans Ministerpräsident, auch die Dämonenfürsten der Falschen Hierarchie erschraken. Denn dieser Sieg hatte Leonardo noch mehr gestärkt. Und das machte ihn für die Rangordnung im Höllenreich gefährlicher.
    Insgeheim sah jeder der Falschen Hierarchie bereits in Leonardo einen Rivalen, der versuchte, auf der Rangleiter der Hierarchie steil nach oben zu steigen.
    Besonders Astaroth wußte, daß Leonardo de Montagne diesen Vorfall und die Verhandlung vor Lucifuge Rofocale niemals vergessen würde…
    ***
    »Sie sind fort und ich atme freier!« stieß Carsten Möbius hervor. »So haben wir sie als Gegner nicht mehr gegen uns!«
    »Doch es war die Rede von Sordales, dem Wächter der Seelen!« brummte Chiron. »Wenn dieser sich auf eure Fersen heftet, dann habt ihr keine Ruhe, so lange ihr in diesen Gefilden seid. Die sieben Siegel sind gezeichnet – und da eure Gegner verschwunden sind, ist der Weg nun frei für Sordales. Es dauert nicht lange und er hat eure Spur gefunden.«
    »Wir haben den Schlüssel, um ihn auszuschalten!« Professor Zamorra hielt den gewehrähnlichen Metallstab in die Höhe.
    »Er hat euch einmal genützt!« warnte Chiron. »Doch er wurde im Wasser gebadet. Seine Kraft ist erloschen. Du kannst den Wächter damit nicht mehr ausschalten. Er ist jetzt nicht mehr wert als ein Knüppel!« fügte er lächelnd hinzu.
    »Na fabelhaft!« bemerkte Carsten Möbius bitter. »Dann haben wir nachher in den Gefilden der Krieger etwas, womit wir uns durchschlagen können!«
    »Jedes weitere Zaudern kann jetzt verheerend sein!« erklärte Chiron.
    »Wie ich eben sagte, ist dies ein Ort des Friedens. Und wir Zentauren wahren diesen Frieden. Wenn Sordales hier herkommt und euch findet, dann ist der Frieden gebrochen. Ich half euch, soweit ich es vermochte!«
    »Wir bitten Sie nur noch, uns zu den Gefilden der Krieger zu bringen, wo wir die Seelen unserer Freunde finden können!« versuchte Zamorra die Erregung des alten Zentauren zu dämpfen.
    »Das werde ich tun. Und zwar auf dem schnellsten Wege!« gab Chiron zurück. »Wenn ihr fort seid, ist der Frieden hier gewahrt. Was in den Gefilden der Krieger vor sich geht, interessiert mich nicht!«
    Hilfe aus Eigennutz oder nicht. Professor Zamorra und Carsten Möbius bedankten sich dennoch bei Chiron, als er nach einem langen, gestreckten Galopp anhielt. Vor ihnen war ein Tor, geflochten aus bunten Blumen. Doch an der anderen Seite dieses Tores erkannten sie Zinnen und befestigte Wehrgänge.
    Hier war die Grenze zweier Totenwelten.
    »Versucht durchzukommen und den Fluß Styx zu erreichen!« empfahl Chiron. »Denn Charon, der Fährmann, nimmt auf jeder Fahrt einige Seelen mit in sein Totenreich. – Es sind die Seelen der Menschen, an die niemand mehr denkt. Wenn ihre Familien ausgestorben sind, der Staub der Zeit die Spur ihre Gräber verweht und der Klang ihres Namens für immer auf den Lippen der Menschen verstummt ist – dann setzt sie der Fährmann über zu den Inseln der Seeligen. Zu den Elysäischen Gefilden – dem endgültigen Vergessen!«
    »Dann werden wir sicher einige Gestalten der griechischen Antike wiedertreffen!« überlegte Carsten Möbius laut. »Denn obwohl ihre Leiber zerfallen und ihre Gräber vergessen sind – ihre Namen sind unsterblich. Vielleicht sehe ich auch Achilles wieder!«
    Professor Zamorra nickte versonnen. Denn Achilles, das wußten sie von ihrer Zeitreise nach Troja, war in Wirklichkeit ein tapferes Mädchen, das den Tod ihres Freundes Patrokols grausam an Hektor gerächt hatte.
    Carsten

Weitere Kostenlose Bücher