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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Geräusche, wie sie hier unten nur ein Wesen aus Fleisch und Blut hervorbringen konnte.
    Professor Zamorra drückte sich an eine der Wände. War es möglich, daß es noch ein Mensch gewagt hatte, hier einzudringen? Denn Carsten Möbius war hinter ihm und konnte es nicht sein.
    Freund oder Feind – was kam da auf ihn zu?
    Professor Zamorra versuchte, sich zu verbergen. Aus einem der Seitengänge sah er, daß der Fremde eine Art Fackeln mit sich führte. Der Gang war von einer Art flackernden Lichtquelle erleuchtet.
    Und dann sah Zamorra übergroß an der Wand ein Schattenbild aufwachsen.
    Eine geduckt laufende Gestalt, die sich vorsichtig näherte. An Zamorras Ohr drang ein leises, kaum vernehmbares Zischen. Am Schattenbild erkannte der Parapsychologe, daß der Fremde einen Dolch oder ein kurzes Schwert zog.
    Wer immer es war – dieses Wesen war ein in tausend Kämpfen erprobter Krieger. Jedes Geräusch vermeiden schlich er sich an Zamorra an, dessen Anwesenheit er fast zu wittern schien.
    Der Meister des übersinnlichen machte sich bereit, sein Leben zu verteidigen.
    Und dann traf es ihn wie ein Keulenschlag. Denn der Fremde sprach plötzlich ins Nichts hinein. Und Zamorra kannte diese Stimme nur zu gut.
    »Bist du es, Zamorra?« erklang aus der Dunkelheit des Nebenganges die Stimme des Odysseus…
    ***
    »Ich bin hier, Fürst von Ithaka!« gab Professor Zamorra zurück und trat aus dem Dunkel. Seine Gedanken wirbelten. Was machte Odysseus gerade hier und jetzt? Und wieso rief er Zamorras Namen.
    »Hast du den Weg gefunden, der uns zum Acheron bringt?« erklang die Stimme des Odysseus auf. Doch bevor Zamorra etwas sagen konnte, stieß Odysseus einen leisen Schrei aus.
    »Deine Gewandung!« krächzte er. »Was trägst du jetzt für ein seltsames Gewand. Als wir uns trennten, warst du bis auf das Lendentuch nackt!«
    Professor Zamorras Gedanken wirbelten. Er hatte Odysseus beim Kampf um Troja kennengelernt, als er einen Pakt mit den dunklen Göttern hatte, der ihm half, das zehnjährige Heldenringen zu überleben. In dieser Zeit waren sie so etwas wie Freunde geworden.
    Odysseus rief ihn dann auf eine besondere Art in seine Zeit, als er zurück in Ithaka war und dort Dämonenwesen in Verkleidung von Männern warteten, die sich als Freier seiner Frau Penelope ausgaben.
    Odysseus gab zu, auf seiner Rückfahrt den Versuch gemacht zu haben, den Dämonengötzen ein Schnippchen zu schlagen und sich dem Seelenpakt zu entziehen. Und er berichtete Professor Zamorra von einigen Stationen seiner Irrfahrten. Allerdings behauptete er steif und fest, daß Zamorra da an seiner Seite gewesen sei – Zamorra wußte also, daß es ihm in Zukunft bevorstand, Odysseus auf seinen Irrfahrten zu begleiten und ihn gegen die Heimtücke der Dämonengötzen zu beschützen.
    Offensichtlich hatten sie sich hier getrennt. Denn aus der Odyssee wußte Zamorra, daß Odysseus am Eingang der Unterwelt gewesen war.
    »Woher hast du die Kleidung, Zamorra?« fragte der etwas kleiner, muskulös und sehnig gebaute Mann mit dem dichten, braunen Haar und dem Vollbart, der mit Silberfäden durchzogen war. Odysseus war bis auf ein Lendentuch nackt und hatte nur ein Kurzschwert in der Faust.
    »Ich komme auch jetzt aus einer anderen Zeit!« erklärte Zamorra. »Du weißt, daß ich verschiedene Wege zu wandeln vermag. Vielleicht triffst du mich gleich wieder – und dann werde ich wieder so sein, wie ich dich verlassen habe!«
    »Nun, was immer das Geheimnis ist, ich werde es akzeptieren!« gab Odysseus zurück. »Eben haben wir uns getrennt, weil wir den Strom von Acheron suchen müssen. Teiresias, der blinde Seher am Eingang zur Unterwelt, hat uns doch geweissagt, daß wir durch den Acheron eine Möglichkeit haben, hier heraus und in die Welt der Sterblichen zu gelangen!«
    Mit wenigen Worten beschrieb ihm Professor Zamorra den Weg zurück zum Tor, das zu den Gefilden des ewigen Friedens führte. Und von da aus die Richtung, in der er den Acheron wußte. Odysseus gab ihm dafür kopfschüttelnd eine Beschreibung des Weges, den er bereits genommen hatte. Dann trennten sie sich in den Gängen.
    Professor Zamorra wußte, daß Odysseus seiner Person in kurzer Zeit wieder auf einer anderen Bewußtseinsebene entgegen treten würde.
    Einfach nicht auszudenken, wie kompliziert und doch mit innerer Logik hier Zeiten und Dimensionen ineinander verflochten waren. Jedenfalls war er sicher, daß Odysseus den Weg zum Acheron jetzt fand.
    Er ging zurück und holte Carsten

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