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0330 - Der Seelenwächter

0330 - Der Seelenwächter

Titel: 0330 - Der Seelenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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aggressiv vorgehen können, greift Sordales niemanden an, der seine Grenze respektiert. Eine Art von Logik, das das Amulett in diesem Fall den Dienst versagt. So gräßlich Sordales aussieht – er ist keine Kreatur des Bösen, sondern von irgendwelchen Mächten eingesetzt, diese Halbwelt zu bewachen, damit nichts Fremdes in sie eindringt.«
    Carsten Möbius antwortete nicht. Denn in diesem Moment wurde der Gang hinter ihnen plötzlich wie von zwei gigantischen Rotstrahlern erleuchtet.
    Als der Junge hinter sich sah, erkannte er die gräßliche Gestalt des Wächters, die in grotesken Sprüngen ungefähr zwei Steinwürfe entfernt hinter ihnen her hüpfte. Die mächtigen Augen in glühendem Rot erleuchteten jetzt den Gang.
    Flucht war jetzt zwecklos. Die Bestie hatte sie erspäht.
    Sie konnten sich nur noch zur Wehr setzen.
    Doch wie und womit sollten sie gegen dieses grauenhafte Ungeheuer kämpfen?
    Verzweifelt raffte Carsten Möbius zwei faustgroße Steine auf…
    ***
    In den Gefilden der Krieger tobte der Kampf.
    Michael Ullich tobte mit dem Schwert wie ein Wirbelsturm zwischen den trojanischen Kriegern, die auf die befehlenden Schreie des Paris immer wieder anstürmten. Mit emporgeworfenen Schilden, gezückten Schwertern und stoßbereiten Lanzen rückten sie immer wieder an.
    Denn die Seelen der Krieger waren hier unsterblich. Eine Verwundung oder ein Hieb, der sonst tödlich war, ließ sie zwar zurücktaumeln – doch sofort rafften sie sich empor und griffen wieder an.
    Uromis und Corinna Bowers, die versuchten, sich abseits zu halten, wurden ebenfalls mit attackiert. Paris war durch Ullichs Worte zur Weißglut gereizt worden und trieb seine auch im Tode getreuen Gefolgsleute zum Angriff. Andere Kriegerseelen hörten das Waffenklirren und kamen neugierig herbei. Der Kampf und die Schlacht war ihr Leben – und auch im Tode konnten sie nicht vom Tanz der Schwerter lassen.
    Paris brüllte Versprechungen, die jeden Lebenden gereizt hätten. Er wollte Gold und Silber in Mengen den Tapferen spenden, die seine Schmach rächten. Doch diese Versprechungen waren hier nichtig. Niemand hörte sie oder nahm sie besonders ernst. Es waren Dinge im Unterbewußtsein, die ein Mensch auch im Tode nicht vergißt.
    Paris war im Leben ein Feigling – und wich auch im Tode dem direkten Kampf aus. Aber die Seelen der Krieger, die hier vom Waffenlärm angezogen wurden, waren auch in ihrem Leben tapfere Kämpfer gewesen.
    Und ihre Ehre gebot es, sich auf die Seite des Schwächeren zu stellen.
    So kam es, daß Michael Ullich zum Zentrum eines immer größeren Kampfes wurde. Sein wirbelndes Schwert war wie der Mittelpunkt eines gigantischen Mahlstromes, um das sich in immer größeren Kreisen allmählich ein ganzes Schlachtfeld anordnete.
    Diese Krieger hatten in vielen Jahrhunderten miteinander und gegeneinander gekämpft. Sie hatten Mykene berannt und Tyrnis belagert. Sie waren mit Polyneikes gegen Theben gezogen und hatten zehn Jahre des Heldenringen um Troja mitgemacht. Herakles oder Theseus waren ihre Heerführer gewesen, als sie mit wilden Kampfschreien in die Speere sprangen. Jetzt kämpften sie einen Kampf, den niemand gewinnen konnte.
    Jeder gegen jeden – wer immer die Waffe hob, fand einen Gegner.
    Wer getroffen wurde, der taumelte zurück – doch er kam wieder und griff wieder an. Hier an diesem Ort der toten Seelen gab es keinen Tod.
    Auch Michael Ullich, Corinna Bowers und Uromis, die wie wild um sich hieben, hätten keine Chance gehabt, wenn ihre Körper hier gewesen wären. Doch sie waren ebenfalls Schatten. Deshalb waren sie von den Speeren und Pfeilen, die auf sie geworfen oder abgeschossen, nicht zu verletzen und die Schwerthiebe konnten ihnen nichts anhaben. Angriffe und Abwehr wechselten unermüdlich ab – der Schattenkörper erschlaffte nicht und empfand keinen Schmerz. Dieser Kampf konnte ewig dauern – und niemand weiß, wie viele Kämpfe dieser Art seit undenklichen Zeiten in diesen Abgründen unbekannter Dimensionen toben.
    Aber nicht nur die Seelen toter Krieger wurden vom Getöse des Kampfes angezogen.
    Auch Asmodis vernahm das Klirren der Waffen und das Geschrei der Krieger.
    Er wußte sofort, daß er Michael Ullich mitten in diesem Gefecht finden würde. Und er mußte alle seine Geschicklichkeit als Teufel aufbieten, ihn dort herauszuholen…
    ***
    Die Steine, die Carsten Möbius verzweifelt schleuderte, prallten vom Chitinpanzer des Sordales ab. Doch sie wurden wie Querschläger gegen die Felswände

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