0330 - Der Todesclub
etwas?«
»Ja, Chef. Lassen Sie bei unseren Rauschgiftspezialisten anfragen, ob sich in den letzten Wochen neue Handelsringe hervorgetan haben oder ob besondere Ereignisse auf dem Sektor Rauschgifthandel vorgefallen sind.«
»Gut, ich werde einen Bericht darüber anfordern und an Sie weiterleiten, Jerry. Steht schon fest, um welche Droge es sich handelt?«
»Anscheinend Morphium. Wenn man eine Liste von den Personen anfertigen kann, die möglicherweise als Morphium-Lieferanten infrage kommen, wäre das sehr nützlich.«
»Wir werden sehen. Wissen Sie schon, wie die Operation bei diesem Cranzler verlaufen ist?«
»Noch nicht. Aber ich werde jetzt gleich im Medical Centre anrufen.«
»Gut. Kann ich noch etwas für Sie tun?«
»Nein, das wäre im Augenblick alles. Sobald Ergebnisse vorliegen, soll man versuchen, uns im Jaguar zu erreichen. Wenn sich da niemand meldet, kann vielleicht eine Verbindung über den Einsatzwagen der Mordkommission von Lieutenant Anderson hergestellt werden.«
»Einsatzwagen Anderson«, wiederholte der Chef. »Okay. So long, Jerry, und viel Erfolg!«
»Danke, Chef«, erwiderte ich und unterbrach die Verbindung.
Zwei Minuten später erfuhr ich von einem Arzt aus dem Medical Centre am East River, dass Bernard Cranzler operiert worden sei, aber das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt habe. Frühestens in vierundzwanzig Stunden werde es möglich sein, ihm ein paar Fragen zu stellen, vorausgesetzt, dass sich sein Zustand besserte. Ich bedankte mich für die Auskunft und legte den Hörer zurück.
Als ich ins Büro zurückkam, wurde der junge Fouley gerade abgeführt. Anderson und Phil hockten schweigend herum und starrten düster vor sich hin.
»Was ist los?«, fragte ich. »Ist er es etwa gewesen?«
»Warum sollte er es nicht gewesen sein«, brummte Anderson. »Theoretisch spricht nichts dagegen. Aber wenn Sie glauben, er hätte ein Geständnis abgelegt, dann irren Sie sich mächtig, Cotton. Er behauptet steif und fest, dass er das Mädchen nicht einmal gesehen habe.«
»Und wie kam er an die Kette? Es spricht doch einiges dafür, dass die Kette dem Mädchen gehörte!«
»Ich bin bereit, darauf zu wetten, dass es ihre Kette war. Fouley behauptet, er habe sie gefunden.«
»Jeder ertappte Dieb hat seine Beute natürlich nicht gestohlen, sondern gefunden. Der Vers ist uralt.«
»Das habe ich ihm auch vorgehalten. Aber er bleibt dabei.«
»Und wo will er sie gefunden haben?«
»Im Flur. Heute Nacht - die Zeit weiß er natürlich nicht, er besitzt ja nicht einmal eine Uhr - also heute Nacht verspürte er ein menschliches Rühren und suchte so was Ähnliches wie eine Toilette. Dabei habe er im Flur die Kette gefunden.«
»In der Nacht? Hat der Bursche etwa den Nerv, sich hier heimlich einzuquartieren und dann nachts das Licht einzuschalten und im Hause herumzuspazieren?«
»Er hat eine Taschenlampe, wir haben sie gesehen. Und das Ding brennt sogar.«
»Na schön«, sagte ich. »Vielleicht sagt er die Wahrheit. Mehr ist nicht herausgekommen?«
»Nein.«
»Wirklich großartig«, seufzte ich. »Der Doc sagt, das Mädchen wäre zwischen elf und drei Uhr in der letzten Nacht umgebracht worden. Also zu einer Zeit, da Fouley bereits im Haus war. Es ist nicht anzunehmen, dass sich ein sportlich trainiertes junges Mädchen ohne Widerstand erwürgen lässt. Sicher hat sie auch geschrien. Wieso hat er nichts gehört?«
Anderson winkte ab.
»Das alles haben wir ihm vorgehalten, Cotton. Aber Fouley ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Die Kette hat er gefunden, das Mädchen hat er nie gesehen, und Lärm hat er nicht gehört. Ist das was?«
»Es kommt noch besser«, sagte ich: »Delaine, der uns wahrscheinlich den Namen des Mädchens sagen könnte, schläft seinen Morphiumrausch aus. Cranzler, der uns auf dieses Wespennest aufmerksam machte, ist noch immer bewusstlos und wird erst in vierundzwanzig Stunden vernehmungsfähig sein.«
Phil stand auf und drückte seine Zigarette aus.
»Und draußen regnet es noch immer«, sagte er. »Dies nur, damit ich auch was Negatives zu unserem ergötzlichen Gespräch beitrage.«
»Na bitte«, knurrte Anderson. »So einen verfahrenen Fall habe ich mir schon immer gewünscht.«
***
Wir fingen an, das Büro systematisch zu durchsuchen.
Mit einigen Mitarbeitern der Mordkommission sichteten wir alle Papiere. Sie waren in Ordnern abgeheftet, was die Durchsicht erleichterte. Es gab eine Menge Rechnungen für gelieferte Limonaden, Zigaretten, Teegebäck,
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