0330 - Die lebende Legende
eine Tote!« Ich fiel direkt mit der Tür ins Haus, um ihm nicht erst großartig zum Überlegen kommen zu lassen.
»Wie meinen Sie?«
»Helen Price«, präzisierte Yakup Yalcinkaya.
Oziko trank einen Schluck Tee. Danach nickte er. »Ich kannte sie. Es tut mir leid, daß sie so umkommen mußte.«
»Und Sie haben nichts davon gewußt?« fragte Yakup.
Er lächelte. »Wie sollte ich?«
»War nur eine Annahme. Es hätte ja sein können, daß Sie mehr wissen als die Polizei.«
Der Japaner legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, daß ich mir diese Unterstellungen nicht zu gefallen lassen brauchen«, erklärte er. »Das ist eine Unverschämtheit von Ihnen, junger Mann.«
»Was wissen Sie über Shimada?« fragte ich ihn.
»Ist das eine neue Schuhmarke?« Er grinste mich bei dieser Frage kalt an.
Ich war überzeugt davon, daß er mich anlog. Aber beweisen konnten wir es ihm nicht.
Yakup knirschte mit den Zähnen. Ich spürte, wie groß seine Wut war und bewegte beruhigend die Hand. Es war am besten, wenn er die Ruhe behielt.
»Sie kennen also keinen Shimada?«
»Nein.«
»Und Ninja auch nicht?«
»Doch«, gab Oziko überraschend zu. »Man hört in letzter Zeit davon. Ich sah Kinoplakate…«
»Ich meine echte Ninja.«
»Nein, das tut mir leid. Haben die denn überlebt? Ich dachte immer, sie wären längst ausgestorben.«
»Helen ist durch einen Ninja ermordet worden!« zischte Yakup.
»Waren Sie dabei?«
Bevor mein türkischer Freund eine unüberlegte Antwort geben konnte, stieß ich ihn an. Er nickte nur und schwieg.
Der Ober tänzelte herbei. Er war ganz in Weiß gekleidet und hatte Rouge auf die Wangen gelegt. Bevor er nach einer Bestellung fragen konnte, erhoben wir uns. Ich benutzte fast dieselben Worte wie Lieutenant Gomez sie bei unserem Abschied gesprochen hatte.
»Wir hören noch voneinander.«
»Wollen Sie nichts bestellen?« rief der Ober.
»Heute nicht«, erwiderte ich. »Es ist uns hier zu warm.«
Er lächelte noch süßsauer, als wir bereits das Lokal verlassen hatten.
Yakup blieb vor mir stehen. Er hatte beide Hände zu Fäusten geballt.
Voller Wut steckte er.
»Jetzt mach nur keinen Fehler«, sagte ich. »Behalte um Himmels willen die Nerven.«
»Es fällt mir so schwer.«
»Die Spur haben wir gelegt. Ich bin gespannt, ob der Fisch angebissen hat.«
»Glaubst du denn daran?«
»Wenn Oziko mitmischt, weiß er jetzt, daß ihm jemand auf der Spur ist. Dann muß er einfach reagieren.«
»Und uns töten lassen.«
»Das kann sein.«
»Ich werde mir eine Waffe besorgen müssen«, erklärte Yakup.
»Und an welche hast du gedacht?«
»Nunchaki. Würgehölzer. Damit kann ich gut umgehen. Ich bin darauf trainiert worden.«
»Wenn du meinst.«
»Du hältst nicht viel davon?«
»Nein, ich mag diese Dinge nicht. Auch keine Wurfsterne.«
»Manchmal wird man eben dazu gezwungen.«
Wenn er das so sah, hatte er recht. Ich verließ mich auf die gute alte Beretta und auf meine Fäuste. Dabei wußte ich selbst, wie gefährlich Ninja waren. Und wenn es sich dabei um Ninja-Zombies handelte, steigerte sich ihre Gefährlichkeit noch.
Ferner paßte mir es nicht, daß sich Suko nicht in meiner Nähe befand.
Mit meinen Informationen hätte er sicherlich etwas bei seinen »Vettern« anfangen können.
»Was wirst du jetzt tun?« fragte mich Yakup.
»Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ins Hotel zurückzukehren.«
»Und Oziko?«
Ich verzog die Lippen. »Das ist so eine Sache. Wo bekommen wir Informationen über ihn her?«
»Bei der Polizei.«
»Ich glaube kaum, daß der FBI bereit sein wird, uns mit Daten über Oziko zu versorgen.«
»Ich habe auch keine Beziehungen«, erklärte Yakup.
»Hast du denn Zeit?«
»Wieso?«
»Schließlich bist du Student und da…«
»Setzt man hin und wieder aus«, erklärte mir Yakup. »Ich muß erst wissen, wer Helen getötet hat. Ich hätte sowieso nicht ruhig studieren können. Meine Gedanken wären immer zu ihr abgeschweift. Es ist besser, wenn ich aussetze.«
Das war sein Problem.
Ich hatte andere. Oziko arbeitete bei einem Konzern der sich Nippon Shoe’s nannte. Ich hatte einiges gelesen und auch Gerüchte über die Kämpfe der Konzerne gehört. Oft befehdeten sie sich untereinander mit nicht ganz sauberen Mitteln. Da gab es Bestechungen, Erpressungen, und reichten diese nicht aus, wurde auch mal jemand von der Bühne geholt. Dafür gab es die internationalen Killer.
Es gab einen Geheimbericht, der besagte, daß Ninja auch für Konzerne
Weitere Kostenlose Bücher