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0330 - Die lebende Legende

0330 - Die lebende Legende

Titel: 0330 - Die lebende Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Mönche im Stich lassen?
    »Wo befindet sich der Zugang zu den Kavernen?«
    »Ich zeige ihn dir.« Yakup wollte vorgehen, ich hielt ihn fest, denn mir war noch etwas eingefallen.
    »Hier gibt es nicht zufällig ein Telefon?«
    »Wo denkst du hin, mein Freund.«
    »Es hätte ja sein können.« Ich war ziemlich ratlos und auch deprimiert.
    Mit dieser Wende hatte ich nicht gerechnet. Wenn ich es vorher gewußt hätte, wäre unser Plan sicherlich ganz anders ausgefallen als jetzt.
    So aber marschierten Suko und ich getrennt. Ob wir allerdings vereint zuschlagen konnten, stand in den Sternen.
    »Laß es uns dennoch versuchen. Ich führe dich.« Yakups Worte hatten mich überzeugt.
    Wir verließen den Raum durch eine Tür, die unter der Treppe lag und kaum zu sehen war. Dabei mußte ich mich bücken, als ich über die Schwelle treten wollte.
    Wieder lag ein anderes Zimmer vor uns. Es ähnelte schon einem Verlies. Die Mauern waren nicht geputzt. Wir sahen die dicken Quader, die dort, wo sie aufeinanderlagen, grünlich schimmerten. Kein Fenster gab Licht.
    Und hier sollte der Zugang zum Keller sein?
    Ich sah nichts.
    Yakup Yalcinkaya schob sich an mir vorbei, ging noch zwei Schritte, blieb stehen und bückte sich. Er stand direkt vor der Wand.
    Dort hatte er einen Kontakt betätigt. Jedenfalls begann ein Mechanismus zu arbeiten.
    Die Wand öffnete sich.
    Damit hätte ich eigentlich rechnen können. Viele dieser Bauten bargen Geheimnisse, da machte auch das Kloster hier keine Ausnahme.
    Sehr langsam trat ich näher, während Yakup auf einen Korb deutete, der wie ein Eimer am Brunnen über einem Schacht hing.
    »Da müssen wir runter«, erklärte er.
    »Mit dem Korb?«
    »Ja.«
    Ich war nicht überzeugt. »Und wie funktioniert das?« wollte ich wissen.
    »Durch eine Handkurbel. Ich schaffe das schon. Das habe ich öfter machen müssen.«
    »Gibt es keinen anderen Ausgang?«
    »Schon, aber den kenne ich nicht.«
    Wenn ich ehrlich war, gefiel mir das alles nicht sehr. Aber was sollte ich machen? Ich hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und mußte ihn auch essen.
    Yakup stieg als erster in den Korb. Ich schaute mir noch die Seile an, die über eine Rolle liefen. Es war das Uhrwerk-Prinzip. Wir stellten praktisch eine Hälfte der Gewichte dar. Da brauchte nur jemand zu kommen und das Seil zu kappen, schon machten wir eine Reise ohne Rückkehr.
    »Weshalb zögerst du?« fragte mich der junge Türke.
    »Wohl ist mir nicht.«
    Yakups Gesicht schimmerte hell. »Mir auch nicht«, gab er zu.
    »Aber was sollen wir sonst machen?«
    Da hatte er recht. »Okay, einsteigen!«
    Als ich in den Korb kletterte, spürte ich sein Zittern und Schwanken.
    Ich kam mir vor wie jemand, der zum erstenmal eine Ballonfahrt unternimmt.
    Yakup hatte schon das Seil gepackt. Er zog ein paarmal daran, löste ein Gegengewicht aus und gab anschließend immer mehr Seil nach, so daß sich der Korb allmählich in Bewegung setzte und der stockdunklen und unbekannten Tiefe entgegenfuhr.
    Ich spürte einen unangenehmen Druck im Magen, schaute auch in die Höhe und sah das Rechteck des Schachts immer schwächer werden. Es verschwand allmählich, während wir uns immer weiter entfernten.
    Yakup arbeitete zügig. Man merkte ihm an, daß er dies schon öfter getan hatte.
    Er sprach nicht. Nur seinen Atem hörte ich, wobei er selbst neben mir wie ein Schatten wirkte, der sich stets gleich bewegte. Die Arme hoch, dann ziehen…
    Ohne Pause arbeitete er.
    Wie viele Meter wir zurückgelegt hatten, konnte ich nicht sagen.
    Auch nicht, wann der Schacht zu Ende war. Zudem traute ich mich nicht, meine kleine Lampe anzuzünden, da wir sonst ein noch besseres Ziel abgegeben hätten.
    Irgendwann hat jede Reise einmal ihr Ende. Auch diese hier. Yakup warnte mich schon vor.
    »Es ist gleich soweit.«
    Kaum hatte er die Worte gesprochen, als ich unter dem Boden des Korbs Widerstand spürte.
    Wir standen!
    Ich atmete zum erstenmal seit dieser Reise auf.
    Yakup kletterte bereits nach draußen. »Komm!« hauchte er. »Hier unten kenne ich mich aus. Ich weiß, wo die Fackeln sind.«
    Das war auch nötig, denn uns umschloß eine Finsternis, in der wir nicht die Hand vor Augen sahen.
    Unwillkürlich duckte ich mich. So etwas wie Todesahnungen überkamen mich, zum Glück konnte ich sie zurückdrängen.
    Ich hörte Yakups Schritte. Zuerst kamen sie auf mich zu, sein Körper streifte mich, dann war er vorbei, und das Geräusch der Schritte wurde leiser.
    Ich vertraute meinem Begleiter.

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