0331 - Aufstand der Menschheit
schlecht gefühlt. Nun machten auch verschiedene Kommandanten der Solaren Flotte Schwierigkeiten. Ihre Funkbotschaften, in denen sie um Aufklärung baten, ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Bull erinnerte sich an seine Rede die er am 12. Januar für die Besatzungen jener Schiffe gehalten hatte, die während des Verschwindens der CREST IV in der Großen Magellanschen Wolke operiert hatten. Bull hatte darauf hingewiesen, daß der Verlust des Flaggschiffs mit seiner gesamten Besatzung einschließlich des Großadministrators verschwiegen werden mußte. Die Raumfahrer wußten nicht, was sie davon halten sollten, wenn nun plötzlich ein Perry Rhodan aufgetaucht war, der öffentlich als Verräter an der Menschheit angegriffen wurde.
Das Sprechgerät auf dem Tisch begann zu summen. Bull schaltete die Hauptverbindung aus. Er wollte jetzt in Ruhe nachdenken. In seinem Kopf schwirrte es von Überlegungen und Plänen, die die eingeweihten Offiziere vorgelegt hatten. Keiner dieser Vorschläge erschien dem Staatsmarschall besonders erfolgversprechend.
Wenn es jetzt, da die Ordnung auf der Erde und auf den Kolonialplaneten gefährdet war, zu einer Meuterei in der Solaren Flotte kam, brauchten die Zeitpolizisten nur noch die Trümmer in Besitz zu nehmen, die nach dem Kampf übrigbleiben würden Die Lage spitzte sich ständig weiter zu.
Bull fühlte sich hilflos. In einer Stunde würde Croton Manor erneut zu sprechen beginnen. Diesmal würde die Menschheit seiner Rede mit noch größerem Interesse folgen.
Wenn es ihm wenigstens gelungen wäre, die Flottenoffiziere zu beruhigen. Bull ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen. Im stillen bewunderte er Mercant, der mit ungebrochener Entschlossenheit versuchte, das Heer seiner Agenten und Spezialisten so einzusetzen, daß eine größtmögliche Wirkung erzielt wurde.
Bull fragte sich, wo Tifflor und Mory sich aufhielten. Rhodans Frau suchte wahrscheinlich ebenfalls verzweifelt nach einer Lösung. Aber weder sie noch Julian Tifflor besaßen den Einfluß Perry Rhodans.
Über der Tür leuchtete eine Lampe auf. Jemand stand draußen. Bull zögerte. Er wollte jetzt nicht gestört werden. Trotzdem schaltete er die Bildübertragung ein, um zu sehen, wer zu ihm wollte.
Draußen im Gang stand Major Santanjon, der Galakto-Psychologe, der Heiko Anrath ausgebildet hatte.
Santanjon zeigte die für ihn charakteristische ungeduldige Haltung. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, als sei er sich darüber im klaren, daß er über eine Kamera beobachtet wurde.
Bull ließ die Tür aufgleiten; der Major kam sofort mit schnellen Schritten herein. Bull hätte sich das Gesicht dieses Mannes nicht für eine Sekunde einprägen können. Wenn er jetzt wegblickte, hätte er sich an nichts als an blondes Haar und an ein unauffälliges Profil erinnern können.
Santanjons rasche Bewegungen vertrieben die Ruhe aus dem Raum; er stand vor dem Schreibtisch wie eine Maschine, für die es keinen Leerlauf gab, und Bull ahnte, daß dieses Gebaren Santanjons Maske war, die er sich als erfahrener Psychologe im Laufe mehrere Jahre zugelegt hatte.
„Ich suchte Sie drüben im Konferenzzimmer", erklärte Santanjon. „Dort geht es zu wie in einem Taubenschlag. Ich befürchte, daß einige der Offiziere die Nerven verlieren."
Bull fixierte den Psychologen interessiert.
„Hat Mercant Sie geschickt?"
Santanjon machte eine Geste, die alles bedeuten konnte.
„Es gibt Schwierigkeiten in der Flotte, Sir", sagte er.
Santanjon mußte wissen, daß Bull über solche Zwischenfälle zuerst informiert wurde. Deshalb faßte der Staatsmarschall die Worte seines Besuchers als vorsichtige Eröffnung auf. Bull erinnerte sich all der unangenehmen Dinge, die in den letzten Stunden geschehen waren.
Wir müssen damit rechnen, daß Croton Manors zweite Rede noch schlimmere Auswirkungen nach sich ziehen wird", fuhr Santanjon fort. „Unter diesen Umständen ist es wichtig, daß wir die Flottenkommandanten vorbehaltlos auf unsere Seite bringen. Sie werden jedoch gegen uns sein, wenn sie zu der Überzeugung gelangen, daß der Großadministrator ein Betrüger ist."
„Was wollen Sie eigentlich?" entfuhr es Bull. Er ärgerte sich über die Schärfe, die er in seine Stimme gelegt hatte, aber Santanjon zeigte sich davon nicht betroffen.
„Wozu haben wir Heiko Anrath?" fragte der Psychologe. „Lassen Sie ihn zu den Raumfahrern sprechen."
„Anrath", wiederholte Bull leise. „Das wäre eine Möglichkeit. Wir
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