0331 - Heroin in zarten Händen
Vielleicht können Sie etwas damit anfangen.«
Wir falteten die Karte auseinander. Sie zeigte das Gebiet nördlich von New York und war ziemlich genau. Mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet war mit einem Rotstift ein Kreuz hingezeichnet worden. Der Karte nach schien es sich um einen Hügel zu handeln, auf den eine Forststraße zuführte. Der nächste größere Ort war Albany.
»Dürfen wir die Karte behalten?«, fragte ich den Clerk.
»Bitte schön«, sagte er verbindlich, »unsere Kundin scheint sowieso keinen Wert darauf zu legen, sonst hätte sie das Ding wieder abgeholt. Ich hoffe, ich konnte Ihnen behilflich sein, meine Herren.«
Wir bedankten uns und verließen die Geschäftsräume der Universal Transport Gesellschaft.
»Das sieht ganz nach einem Versteck aus«, meinte ich, als wir wieder auf der Straße standen. »In diesen Wäldern kann man sich so verkriechen, dass ein ganzes Aufgebot monatelang suchen kann, ohne mehr als eine verendete Hirschkuh zu finden.«
»Aber irgendwo muss sie doch Unterschlupf suchen«, wandte Phil ein. »Sie kann doch nicht auf einem Baum oder unter einem Strauch übernachten - sicherlich gibt es in der Nähe der bezeichneten Stelle eine Jagdhütte oder so etwas Ähnliches.«
»Wenn sie überhaupt dort ist«, zweifelte ich. »Das Kreuz auf der Karte muss ja nicht unbedingt heißen, dass sie sich an dieser Stelle aufhält.«
»Was sollte es dann bedeuten?«, zweifelte mein Freund. »Überlege doch, Jerry! Warum schleppt eine wie Dolly Hale eine Landkarte mit sich herum?«
»Na schön«, erwiderte ich, »ich bin ja deiner Ansicht! Aber was sollen wir jetzt anfangen?«
»Wir fahren einfach hin«, schlug Phil vor.
»Als ob das so einfach wäre«, seufzte ich. »Erstens ist es eine ganz schöne Strecke, zweitens, was sagt unser Chef dazu?«
»Wir müssen ihn halt fragen«, meinte Phil mit unerschütterlichem Optimismus.
Mr. High sah uns lächelnd an.
»Einer von Ihnen muss hier bleiben«, entschied er. »Wir wissen nicht, wie sich die Sache entwickelt. Für diesen Fall muss ich einen Mann bei der Hand haben, der mit dem Fall vertraut ist. Die Fahrt nach Albany nimmt mindestens einen Tag in Anspruch.«
»Und wer fährt?«, wollte Phil wissen.
»Das müssen Sie schon unter sich ausmachen«, beschied unser Boss.
Ich nahm also eine Münze aus der Tasche.
»Kopf oder Adler?«
»Kopf!«, entschied Phil Ich hatte Glück- Das Geldstück fiel mit dem Wappen nach oben zu Boden. Phil zuckte resigniert die Schultern.
***
Die George Washington Bridge führte mich hinüber zum Westufer des Hudson. Durch den Palisades Interstate Park zog sich die Straße meilenweit nach Norden.
Solange ich noch im Stadtgebiet war, schaffte ich mir mit heulender Sirene freie Bahn. Als ich den Storm King Highway erreichte, war das nicht mehr nötig. Ich konnte den Jaguar rollen lassen. Wenn der Verkehr nicht zu dicht wurde, konnte ich früher als erwartet in Albany eintreffen.
An meinem Ziel traf ich um zwei Uhr nachmittags ein. Ich meldete mich im Gebäude der Staatspolizei. Mr. High hatte die Kollegen bereits von meiner Aufgabe unterrichtet und sie gebeten, mir jede nur mögliche Hilfe angedeihen zu lassen. Ein Captain Brooks nahm sich meiner an. Er führte mich nach einer herzlichen Begrüßung in sein Dienstzimmer.
Dort legte er eine riesige Karte des Bezirks auf den Tisch. Wir beugten uns beide darüber. Er erklärte mir das infrage kommende Gebiet.
»Wissen Sie«, sagte er, »am liebsten würde ich selbst mitkommen. Man kann noch so gute Karten haben, es tauchen doch immer wieder Missverständnisse auf. Vielleicht treibe ich jemanden auf, der mich während meiner Abwesenheit hier vertreten kann. Außerdem könnte ich ein paar Züge frischer Luft gut vertragen«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
South Creek war der letzte Ort, bevor es in das Waldgebiet hineinging. Wir suchten den staatlichen Waldhüter auf und zeigten ihm die Karte.
»Natürlich gibt es dort eine Hütte«, meinte er auf unsere Frage. »Aber sie liegt ziemlich versteckt abseits von der Straße. Sie wurde vor Jahren von drei Wissenschaftlern errichtet, die einen ganzen Sommer lang die Auswirkungen des Insektenfraßes an Nutzhölzern studieren wollten. Seitdem steht sie leer und wird nur ab und zu von Wildhütern und Jägern aufgesucht. Fremde kommen dort überhaupt nicht hin.«
»Und wie findet man als Fremder zu dem Blockhaus?«, wollte ich wissen.
»Sie fahren etwas mehr als vier Meilen auf dieser Straße«, er zeigte
Weitere Kostenlose Bücher