0331 - Heroin in zarten Händen
wieder einmal recht. Der Wagen war zu bekannt, und wo mein Jaguar auftauchte, war ich sicherlich nicht weit. Es hatte wenig Sinn, Moras Leute vor der Zeit zu warnen. Wir besorgten uns also bei unserer Fahrbereitschaft einen neutral aussehenden Fairlane Overdrive, dann zischten wir los. Phil probierte das Sprechfunkgerät aus, wahrend ich mich in den Verkehrsstrom einschleuste.
In der 55. gab es für einen ahnungslosen Zeitgenossen wenig zu sehen. Vor Moras Grundstück stand ein Leiterwagen der städtischen Elektrizitätswerke. Zwei Arbeiter waren damit beschäftigt, schadhafte Leuchtröhren der Straßenbeleuchtung auszuwechseln. Sie kamen ganz gut zurecht, wenn man bedenkt, dass sie mit ihren Specials viel besser umzugehen wussten als mit elektrischen Anlagen. G-men müssen eben sehr vielseitig sein.
Weiter unten hatte ein Eisverkäufer seinen Stand aufgebaut. Ich stieg aus und verlangte zweimal Eis.
»Alles okay«, flüsterte mir Stedler zu, »aber ich muss hier bald abhauen, Jerry, sonst fällt es auf. In dieser Gegend kommen nicht all zu viel Kunden.«
»Schön«, sagte ich, »dann stell deinen Jahrmarkt irgendwo unter und halte dich in der Nähe bereit. Du kannst ja alten Frauen über die Straße helfen, oder, wenn das zu auffällig ist, im Rinnstein nach einem verlorenen Dollar suchen.«
Er warf mir einen bösen Blick zu.
»Wollen Sie mir nicht herausgeben?«, fragte ich freundlich. »Ich hatte Ihnen doch ein Dollarstück zum Wechseln gegeben, Mr. Eismann!«
Er verschluckte einen Fluch zwischen den Zähnen. Ich zog mich vorsichtshalber wieder in den Fairlane zurück.
»Was nun?«, fragte Phil, während er an seinem Eis leckte.
»Es ist noch zu früh, etwas zu unternehmen«, meinte ich. »Wir müssen schon warten bis es dunkel geworden ist. So kommen wir nicht an das Haus heran. Ich schlage vor, das Grundstück weiter zu beobachten. Wenn einer abhauen will, können wir ihn ja festnehmen.«
»Ewig können wir aber auch nicht hier stehen bleiben«, wandte Phil ein.
»Schließlich ist die 55. kein Autofriedhof!«
Also setzten wir uns tun die nächste Ecke ab. Durch das Sprechfunkgerät hatten wir mit dem Wagen des Elektrizitätswerks Verbindung. Unsere Techniker hatten die von der Stadtverwaltung benutzte Frequenz auf unsere umgestellt. Auf diese Weise würden wir noch rechtzeitig zum Eingreifen kommen, wenn die Situation es erforderte. Aber ewig konnten die Kollegen auch nicht an der Straßenbeleuchtung herumbasteln. Nach einer guten Stunde kurbelten sie die Leiter ein und verschwanden aus der Gegend.
Statt ihrer tauchten ein paar fröhlich schwatzende Musiker auf, die mit ihren Instrumentenkoffern in der Villa auf der anderen Straßenseite verschwanden. Sie gehörte dem bekannten Dirigenten Basil Mendelow. Der Hausherr machte allerdings verwunderte Augen, als die Koffer geöffnet wurden. Statt Geigen und Celli kamen Maschinenpistolen und tragbare Funksprechgeräte zum Vorschein.
Die Falle war also aufgestellt und brauchte nur noch zuzuschnappen. Selbst wenn Mora die Nerven behielt, brauchte uns nicht bange zu sein. Der Mann mit dem Ford war uns sicher. Ihm blühte auf jeden Fall der elektrische Stuhl. Saß er erst einmal in der Todeszelle, würde er niemanden mehr schonen. Ich war neugierig, wie sich Mora herauszureden versuchen würde.
Und dann ging alles sehr viel schneller, als wir dachten.
Es knackte im Lautsprecher.
»Achtung, ein Wagen kommt heraus«, meldete sich die Stimme Custers.
Ich drückte rasch die Sprechtaste.
»Wer sitzt drin?«
»Mora und der Chauffeur«, kam es zurück.
»Passieren lassen!«, ordnete ich an. »Wir folgen ihnen. Welche Richtung nimmt er?«
»Ein weißer Caddy. Er kommt direkt auf euch zu.«
Phil betätigte den Anlasser und legte den Gang ein. Da waren sie auch schon. Wir ließen ihnen einen kleinen Vorsprung, dann reihten wir uns ein.
»Verdammt!«
Dieses unfeine Wort kam aus dem Lautsprecher.
»Was ist los?«, fragte ich zurück.
»Ein zweiter Wagen kommt«, erklärte Custer. »Wahrscheinlich die Gorillas. Sollen wir ihn durchlassen?«
»Lasst ihn durch!«, rief ich zurück. »Mullins und Stedler sollen die Verfolgung auf nehmen. Macht aber jetzt den Laden dicht, sonst fliegen die Vögel aus. Schnappt euch jeden, der jetzt noch das Grundstück verlässt.«
Nach einer Weile meldete sich Custer wieder.
»Es sind zwei Mann von der Leibwache. Sie sitzen in einem hellgrauen Ford. Mullins und Stedler sitzen dahinter und halten die Verbindung.«
Da
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