0331 - Ninja, Zombies und Shimada
unnatürlichen Lichtverhältnisse gewöhnen. Ich sah das Zucken der Fackeln. Die Flammen huschten auf und nieder. Sie tanzten einmal nach rechts, dann wieder nach links, wurden in die Höhe geschleudert, kehrten zurück, malten gespenstische Figuren in die Gesichter der Kämpfenden und ließen die Klingen der sich heftig bewegenden Schwerter aussehen wie stählerne Schatten mit blitzenden Reflexen.
Da wurden Gesichter zu schaurigen Masken. Manche Menschen wirkten selbst wie lebende Tote. Sie waren von ihnen kaum zu unterscheiden.
Immer wieder rafften sich die Zombies auf und hingen wie Kletten an den Körpern der Ninja.
Schwerter pfiffen durch die Luft. Gefährliche Rundschläge töteten die lebenden Leichen endgültig, aber die Ninja bekamen einiges ab. Sie konnten der Masse nicht so schnell Herr werden, und ich sah aus dem Dunkel etwas herbeiwischen.
Es waren Pfeile.
Yakup Yalcinkaya schoß.
Er traf auch. Wobei er trotz des schlechten Lichts bewies, wie ungewöhnlich gut er mit seinen Waffen umgehen konnte. Seine Lehrmeister hatten ihn wirklich ausgezeichnet ausgebildet.
Ich hielt mich zurück. Normalerweise war es so, daß ich gegen lebende Tote anging, in diesem Falle standen sie auf meiner Seite und griffen die Ninja an.
Jemand huschte geduckt von der Seite auf mich zu. Als für einen Moment der flackernde Lichtschein einer Fackel auf die Gestalt fiel, erkannte ich Yakup.
Sein Gesicht war verzerrt, die Augen schienen zu glühen, und ich sah auch einen Ninja-Kämpfer, der ihm den Weg abschneiden wollte. Für mich war es zu spät. Ich hätte den Ninja nur durch eine Kugel stoppen können und hielt die Waffe schon schußbereit, als Yakup sich zu Boden drehte wie eine Spirale und der wuchtig geführte Schwerthieb über seinen Schädel hinwegpfiff.
Im nächsten Augenblick stieß der Türke zu.
Durch das blitzschnelle Unterlaufen des Schwerthiebs hatte er es geschafft, den Ninja vor sich zu bekommen.
Noch in derselben Sekunde kippte der Kämpfer um. Er fiel zwischen die anderen, die sich mit den lebenden Leichen herumschlugen und sich kaum auf den Beinen halten konnten, weil die Zombies ständig nachgriffen, sofern sich die Gelegenheit dazu bot.
Es war ein Kampf ohne Erbarmen.
Yakup stand plötzlich neben mir. »Ich habe es dir gesagt!« keuchte er.
»Ich habe es dir gesagt. Die toten Brüder stehen auf unserer Seite. Die Magie der Mönche war stärker. Ich werde mir den verdammten Japaner holen. Oziko wird so sterben wie meine Helen!«
Bevor ich noch etwas erwidern konnte, war Yakup wieder verschwunden. Eingetaucht in den Kampfwirrwarr aus Leibern, blitzenden Schwertern, erstickt klingenden Schreien und dumpfen Schlägen.
Zurück blieb ich und mußte mit ansehen, daß die Ninja sich zu einem Rückzug formierten.
Das wunderte mich, denn sie gaben an sich nicht so leicht auf. Sechs von ihnen hatten sich um Oziko versammelt. Der Japaner hielt in der linken Hand ein Beuteschwert, die rechte konnte er nicht mehr gebrauchen. Er selbst mischte mit, und er trieb seine Leute auch an.
Rückwärtsgehend bewegten sie sich dem Gang zu, durch den wir gekommen waren. Die Lichter der Fackeln vereinigten sich zu einem tanzenden, zuckenden Wirrwarr, der über Körper, Köpfe und Gesichter flog wie flüssige Glut.
Yakup kämpfte verbissen. Er hatte jetzt nur sein Schwert eingesetzt.
Ich hörte seine Schreie, die das Klirren der Waffen überklangen.
»Oziko, du Mörder!«
Seine gellende Stimme übertönte selbst das Kampfgetümmel. »Du verdammter Mörder! Stell dich, damit ich dir die gerechte Strafe geben kann! Du hast sie getötet! Du allein…«
Er war nicht mehr zu halten.
Mit wahrem Todesmut stürmte er vor, um den Pulk der Leiber zu sprengen, die den Japaner umgaben.
Auch ich mußte eingreifen. Ich brachte es einfach nicht fertig, auf die Ninja zu schießen. Mochten sie Verbrecher sein, mochten sie Morde auf ihr Gewissen geladen haben, es waren Menschen und keine Untoten.
Ein Ninja hatte einen harten Schlag mitbekommen. Er torkelte rückwärts und dabei genau auf mich zu. Noch während er sich in Bewegung befand, drehte er sich.
Ich konnte sein Gesicht sehen und auch das Blut, das aus zahlreichen Wunden floß.
Dieser Mann war am Ende seiner Kräfte. Die Beretta hatte ich weggesteckt und entwand ihm mit einer Drehbewegung das Schwert. Ich hörte ihn noch kläglich schreien, bevor er zusammenbrach, ich über ihn hinwegsprang und die heiße Fackelglut dabei dicht an meinen Beinen vorbeistrich.
Einen
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