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0331 - Urwelt-Horror

0331 - Urwelt-Horror

Titel: 0331 - Urwelt-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war.
    ***
    Die Abschiedsworte des Sklaven hatten Zamorra alarmiert, aber er bekam keine Gelegenheit mehr, zu fragen, was das bedeutete. Der Aufseher selbst schwieg sich ebenfalls aus. »Es ist nicht nötig, daß du dich so dumm stellst«, sagte er. »Du weißt genau, was eine Aufforderung zum gelben See bedeutet.«
    Mehr war nicht von ihm zu erfahren.
    Zamorra sah den gelben See schließlich vor sich. Er trug seinen Namen zu recht. Wie es zustande kam, daß das Wasser gelblich in der Spätnachmittagssonne schimmerte, war ihm rätselhaft. Aber das Mädchen, das ihn gekauft hatte, war da und saß in einem bequemen Sessel, der mit Tierschädeln geschmückt war.
    In einem anderen Sessel saß ein fetter Mann mittleren Alters. Ein paar Soldaten hatten sich unauffällig an verschiedenen Punkten postiert und sahen wachsam in die Runde. Sklaven und Sklavinnen reichten dem Mann und dem Mädchen Getränke und kleine anscheinend wohlschmeckende Köstlichkeiten, die in äußerst kleinen Häppchen genossen wurden.
    »Das ist es«, sagte das Mädchen und deutete auf Zamorra. »Ich wette mit dir, Vater, daß er weiter kommt als die anderen.«
    »Keine zehn Meter weit«, sagte der Fette. Das also war der Ex-General und heutige Kriegsminister. Zamorra hatte ihn sich anders vorgestellt – hager und mit düsterem Gesicht. Dieser Mann war ein dekadentes Tier.
    Aber er besaß Macht und Geld, und das hob ihn aus der Menge der dekadenten Tiere heraus.
    »Worum willst du wetten?« fragte der Fette gelangweilt.
    »Verschaffe mir eine Nacht mit dem König. Du kannst es«, sagte das Mädchen, das nach Zamorras Schätzung vielleicht siebzehn Lenze zählen mochte. »Das wäre mal etwas Abwechslung.«
    »Nun gut«, sagte der Minister. »Wenn er es schafft, weiter als zehn Meter zu kommen, empfehle ich dich dem König. Wenn nicht, wirst du einen Monat lang enthaltsam bleiben.«
    Verdammt, dachte Zamorra, so etwas darf doch nicht wahr sein. Hier hatte die Dekadenz in der Tat eine nicht mehr zu überbietende Höchststufe erreicht. Es wurde um Liebesnächte und Enthaltsamkeiten gewettet!
    Aber was bedeutete diese Zehn-Meter-Grenze? Hatte es etwas mit diesem gelben See zu tun, der ihm plötzlich überhaupt nicht mehr gefallen wollte? Irgend etwas stimmte hier nicht.
    »Vater! Einen ganzen Monat? Das halte ich nicht aus!«
    »Du hättest dich ja vorher noch mit deinem neuen Sklaven vergnügen können«, sagte der Alte hämisch grinsend. »Aber du wolltest ihn ja sofort schwimmen lassen. Nun gut, es sei. Kräftig sieht er ja aus, aber das reicht bekanntlich nicht. Zehn Meter, mehr nicht.«
    In dem See mußte eine Gefahr lauern. Piranha-ähnliche Tiere? Krokodile, die in der Straße der Götter und vor allem im Land Grex nach Zamorras eigenen trüben Erfahrungen bis fünfzehn Meter lang werden konnten? Oder… ?
    Das Mädchen gab Zamorra einen Wink.
    »Spring hinein und schwimm zur anderen Seite, so schnell du kannst«, lautete ihr Befehl. »Mach mir keine Schande. Du mußt weiter als zehn Meter kommen, egal wie.«
    »Was ist, wenn ich das andere Ufer erreiche?« fragte Zamorra provozierend.
    Es lag etwa dreißig Meter entfernt. Das mußte doch immerhin zu schaffen sein. Es sei denn…
    Der fette Ex-General lachte auf. Sein Dreifach-Kinn wabbelte vor Vergnügen.
    »Das hat noch keiner geschafft«, schrie er. »Und du schaffst es auch nicht…«
    »Was ist, wenn ich es schaffe?« beharrte Zamorra.
    »Dann darfst du dir etwas wünschen«, sagte das Mädchen. »Aber mach dir keine Gedanken, du schaffst es ebensowenig wie die anderen. Sie sind noch alle vorher gestorben. Du mußt nur zusehen, daß du mehr als zehn Meter schaffst.«
    Zamorra wurde blaß. Diese gnadenlose Kälte schockierte ihn. Welche verdorbene Fantasie mußten diese Menschen haben!
    »Nun spring endlich«, forderte das Mädchen. »Ich habe dich gekauft, damit du schwimmst und für mich eine Wette eingehst, nicht damit du hier dumm herumstehst.«
    »Ich weigere mich«, sagte Zamorra tonlos.
    »Das wird dir schlecht bekommen«, sagte das Mädchen. »Wenn du dich weigerst, bist du für mich nutzlos. Ich werde dich dem Sklavenhändler zurückschicken und das Geld für dich eintreiben lassen – für jede Münze, die ich zahlte und zurückforderte, wird er ein Stück von dir erhalten.«
    Sie hob die Hand. Vier Soldaten traten vor. Zamorra starrte sie an.
    Die Gesichter der Männer waren gefühllose Masken. Es war ihnen nicht anzusehen, was sie empfanden.
    »Packt ihn«, sagte das Mädchen. »Und

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