0331 - Urwelt-Horror
herausfinden, wie er am besten fliehen konnte. Bis dahin war es besser, allen Anweisungen zu folgen.
»Es ist schade«, sagte der Sklave, der ihm die meisten Informationen gegeben hatte. »Ich fand dich recht sympathisch, Zamorra. Nun werden wir uns leider nicht mehr wiedersehen…«
***
Über einen Fluß erreichten sie schließlich eine kleinere Stadt. Rim Salto, der Menschenjäger, hatte hier sein Anwesen. Monica Peters bekam Verpflegung, immerhin etwas Kleidung in Form eines relativ kurzen Hemdes, das kaum reichte, ihre Blöße zu bedecken, und wurde in einem vergitterten Raum angekettet. Hier warteten bereits zwei andere Mädchen und drei Männer mittleren Alters.
»Die haben es gut«, sagte das Mädchen, das Eskai genannt wurde.
»Die werden auf dem Markt als Sklaven verkauft, finden Appetit und Verpflegung und haben, wenn sie sich gut führen, noch ein langes Leben vor sich. Wir dagegen…«
»Ihr habt immerhin das Privileg, einem Gott geopfert zu werden«, sagte einer der Männer bissig. »Einem leibhaftigen Gott. Möge er die Krätze bekommen, dieser Satan!«
»Was bedeutet das?« fragte Monica blaß.
»Jede Woche bewirkt der Gott Delta in seinem Tempel im Dschungel ein Wunder«, sagte Eskai. »Aber dafür verlangt er auch Opfer. Jede Woche wird ihm ein Mädchen von den Priestern dargebracht. Und niemand wagt es, sich dagegen aufzulehnen, weil sonst die wilden Drachen-Bestien das Land verheeren würden.«
Von den Drachen-Bestien hatte Monica immerhin schon einen Eindruck.
Wenn so ein Biest es fertigbrachte, ein Flugzeug anzugreifen und zum Absturz zu bringen, steckte schon einiges dahinter.
»Rim Salto, möge seine Seele verdorren und ihm die Augen aus dem Kopf fallen, wird uns an die Priester verkaufen«, sagte Eskai. »Die bringen uns dann in den Dschungel-Tempel, und dann geht es uns an den Kragen. Lieber würde ich als Sklavin auf dem Feld schuften, oder mich dreimal täglich einem verfetteten Adligen hingeben, als mich von diesem Monster abschlachten zu lassen, das sich als Gott verehren läßt.«
»Was ist das für eine Kreatur?« fragte Monica.
»Niemand weiß so recht, woher er kommt. Er war einfach da und machte sich breit. Er sieht aus wie ein Mensch, so sagt man, aber sein Gesicht wird stets von einer Maske bedeckt. Vielleicht ist er ein Schleimmonster, das sein wahres sabberndes Aussehen nicht zu zeigen wagt.«
»Du lästerst den drachentötenden Gott«, sagte der Mann, der vorhin schon gesprochen hatte, ruhig. »Du glaubst, daß er euch tötet. Aber was ist, wenn ihr in die Ewigkeit eingeht und unsterblich werdet durch ihn?«
»Du redest so verworren wie seine Priester.«
»Es mag Leben in anderen Welten geben«, sagte der Mann. »Vielleicht ist im Tempel das Tor, und ihr seid auserwählt, hindurchzugeben. Nur nach außen sieht es aus, als würdet ihr sterben…«
»Schwätzer, du raubst mir die Ruhe«, fauchte Eskai.
»Wir müssen fliehen«, schlug Monica vor.
»Ja glaubst du, das hätte noch niemand versucht?« fuhr Eskai sie an.
»Es ist unmöglich. Niemand entkommt Kim Salto und den Priestern.«
»Ich hätte es fast geschafft«, sagte Monica. »Vielleicht klappt es beim nächsten Versuch besser.«
»Fast… fast… und wo bist du jetzt? Niemand entgeht ihnen, niemand! Wir sind verloren, so oder so.«
Monica schluckte. So ganz wollte sie das nicht glauben. Sie war nicht der Typ, der nur auf ein paar Worte hin alle Hoffnung fahren ließ. Sie wollte nicht so schnell aufgeben. Es gab immer eine Möglichkeit. Man mußte sie nur finden. Vielleicht erkannte sie als Fremde eine Schwachstelle im System, für die alle anderen betriebsblind waren.
»Wann finden diese… Opferungen statt? Jede Woche einmal, aber wann? Und wird immer nur ein Mädchen geopfert oder auch mehrere?«
»Du möchtest, daß wir vor dir an die Reihe kommen und dir Zeit bleibt, einen Fluchtversuch zu wagen«, sagte Eskai. Monica starrte sie erschrocken an. So hatte sie es wirklich nicht gemeint!
»Aber niemand weiß, in welcher Reihenfolge die Priester vorgehen. Du wirst dich schon überraschen lassen müssen. Ja, immer nur ein Mädchen wird geopfert… und in drei Tagen ist es wieder soweit. Dann wird eine von uns im Tempel des drachentötenden Gottes ermordet…«
Drei Tage, dachte Monica düster. Das konnte eine verdammt kurze Zeit sein. Und wenn sie Pech hatte, würde sie die erste sein…
Sie hoffte, obgleich sie den beiden anderen Mädchen nichts Böses wünschte, daß sie nicht die erste
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