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0331 - Urwelt-Horror

0331 - Urwelt-Horror

Titel: 0331 - Urwelt-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vermochte niemand seine Gedanken zu lesen. Das war unmöglich. Und doch…
    »Du schirmst dich ab. Aber ich sehe alles, auch wenn ich deine Gedanken nicht lesen kann«, sagte der Priester ruhig. »Meine Augen zeigen es mir. Du hast deine magische Kraft verloren. Ich verstehe nicht, woher du sie hattest. Aber du wirst dich erinnern.«
    »Nein«, murmelte Zamorra. »Nicht so, Freundchen. Du wirst mich nicht manipulieren. Ich…«
    Er richtete sich auf, wollte blitzschnell zuschlagen und den Priester betäuben. Doch er war zu langsam, zu schwach. Mit einer geradezu müden, langsamen Bewegung wehrte der Priester mit den Dhyarra-Augen den Schlag ab. Er lachte spöttisch.
    »Doch, du wirst dich erinnern«, sagte er. »Jetzt.«
    Seine Fingerspitzen berührten Zamorras Stirn.
    Funke liefen über Hand und Gesicht. Zamorra stöhnte auf. Plötzlich erwachte die Szene noch einmal, die schaurigen Minuten des Kampfes im gelben See.
    Sein Unterbewußtsein übernahm die Kontrolle. Das bewußte Denken verlosch. Alles ging in rasender, unglaublicher Schnelligkeit. Zamorra schrie. Ja, er selbst war es gewesen, dessen Schrei er hörte, der so laut, so schrill war wie nichts zuvor. Der Kristalle zerpulvern ließ, der Wasser zum Brodeln brachte, der die Leiber der Fresser der Seepferdchen-Piranhas, zerriß… aber es war nicht der Schrei allein. Denn zugleich sprach Zamorra die Zauberworte der Alten Sprache. Der magischen Sprache, die kaum noch jemand kannte.
    Wie kann ich das? fragte er sich, während er sich unten dem Zwang der fremden Magie erinnerte, während das im Unterbewußtsein gespeicherte ins Bewußtsein gerissen wurde. Wie kann ich zugleich schreien und sprechen?
    Irgendwie mußte es möglich gewesen sein, aber er begriff es nicht.
    Die Worte der magischen Sprache gaben dem Schrei erst Kraft. Das Unmögliche machte das noch Unmöglichere möglich. Die Magie tobte und vernichtete die kleinen Bestien, vernichtete die Todesgefahr.
    Und verlosch. Die Kraft reichte gerade noch aus, sich ans jenseitige Ufer zu katapultieren. Dann war da nur noch grenzenlose Leere und Erschöpfung.
    Zamorra war ausgebrannt. Seine magische Kraft starb.
    »Jemand hat dir geholfen«, sagte der Priester. »Das warst du nicht allein. Denn du bist ein Magier, aber du hast nicht diese immense Kraft. Doch ich allein kann nicht tiefer in dich dringen.«
    Er erhob sich mit einem Ruck. In seinen Dhyarra-Augen brannte ein kaltes Feuer. Er wandte sich dem Mädchen zu.
    »Er gehört dem Tempel. Ich nehme ihn mit. Der drachentötende Gott selbst wird ihn befragen.«
    »Aber ich habe ihn gekauft«, protestierte das Mädchen. »Ihr könnt ihn nicht einfach mitnehmen! Ich habe eine Menge Geld für ihn bezahlt…«
    »Es ist wichtig zu wissen, welche Kraft hier wirksam wurde«, sagte der Priester fast drohend. »Denn seine Magie ist fremd, ist anders als die unsere. Wir müssen wissen, wer hinter ihm steht und wer ihm diese Kraft lieh. Er gehört dem Tempel.«
    »Dann bezahle ihn mir«, forderte das Mädchen.
    Der Priester lächelte.
    »Ich bezahle ihn – mit deinem Leben. Du weißt, daß der Tempel Opfer braucht. Und wir nehmen nicht nur Sklavinnen. Wir nehmen auch – die 81 Töchter von Adligen, selbst die von Königen und Kaisern… aber ich werde Sorge tragen, daß du niemals behelligt wirst. Das sollte dir Bezahlung genug sein.«
    »Du Satan«, zischte das Mädchen erbost. »Ihr im Tempel glaubt wohl, ihr hättet alle Macht? Aber was wäre eure Macht ohne unsere Soldaten?«
    »Unsere? Die des Königs, meinst du«, sagte der Priester kühl. »Aber der drachentötende Gott braucht sie nicht wirklich. Er ist ohne weltliche Armeen groß geworden, und er wird auch ohne sie groß bleiben und noch größer werden. Er wirkt Wunder. Und ich werde diesen Magier zu ihm bringen. Niemand hindert mich daran.«
    Es war eine nüchterne Feststellung, nicht einmal eine Drohung. Zamorra begriff, daß die Priester die wirkliche Macht besaßen. Eine Macht, der niemand etwas entgegenzusetzen hatte! Die Dhyarra-Macht… ? Er entsann sich der komplizierten Priester- und Schamanen-Hierarchie der Zeit, die er kannte. Ob es sich um Priester des OLYMPOS oder des ORTHOS handelte – sie waren in gewisser Hinsicht gleich strukturiert, und ihre Macht beruhte auf der Macht der Dhyarra-Kristalle. Aber an diesem Priester sah er keinen Kristall – nur die Augen.
    War in dieser Urzeit alles anders?
    »Du folgst mir«, sagte der Priester. Und Zamorra folgte ihm.
    Er konnte nicht anders, war nicht

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