0331 - Urwelt-Horror
ohnehin tot sein, oder zumindest ohne Verstand. Und ein Wahnsinniger kann seine mörderischen magischen Kräfte nicht mehr gezielt einsetzen…«
»Gut, vielleicht hast du recht«, sagte das Mädchen. »Vielleicht gibt es noch mehr von seiner Sorte, und je eher wir um die Art dieser Gefahr wissen, desto besser können wir ihr begegnen. – Schafft ihn in das Verließ und legt ihn in Eisen!«
Die Soldaten gehorchten, packten zu und zerrten Zamorra davon. Er war zu erschöpft und geschwächt, um sich zur Wehr setzen zu können.
Im Moment war es fast unbedeutend, was mit ihm geschah. Er hatte den gelben See überlebt, was vor ihm niemandem gelungen war, und er hatte Stunden, vielleicht Tage gewonnen.
Aber er hätte auch selbst gern gewußt, wie sein überleben zustandegekommen war…
***
Der Sturz in die Vergangenheit schien eine Ewigkeit gedauert zu haben, aber nach Nicoles Uhr war nicht einmal eine Sekunde vergangen, bis das Grau der namenlosen Sphäre wieder wich – sie hatte auf ihre Armbanduhr gesehen, und die Digitalanzeige sprang jetzt erst um eine Ziffer weiter.
Uschi Peters, die zum ersten Mal eine Zeitreise erlebte, gab einen unterdrückten Schrei von sich. Sie ließ Nicole los. »Er ist weg«, stieß sie hervor. »Verschwunden!«
Jetzt sah es auch Nicole.
Vom OLYMPOS war nichts zu sehen.
Es war, als habe er niemals existiert.
Und mit höchster Wahrscheinlichkeit stimmte das auch!
»Vierundzwanzigtausend Jahre«, sagte Nicole leise. »Das ist eine Menge Zeit. Wie sah es bei uns auf der Erde vor vierundzwanzigtausend Jahren aus? Da gab es noch nicht mal Chinas Reich der Mitte…«
Trotzdem hatte sie ein seltsames Gefühl bei dem Anblick, der sich ihr bot. Das Gelände schien weitaus unwegsamer zu sein, die Berge schroffer – oder lag das nur an der Leere dort, wo in ferner Zukunft der OLYMPOS stehen würde?
Nicole gestand sich ein, daß sie mit seinem Vorhandensein auch in der Vergangenheit gerechnet hatte. OLYMPOS und ORTHOS waren Institutionen, ohne die die Straße der Götter nicht vorstellbar war.
Aber wie es jetzt aussah, hatte es dieses Bauwerk, diese Bauwerke – denn warum sollte es den ORTHOS, den Negativ-Pol, allein geben – vor vierundzwanzigtausend Jahren noch nicht gegeben. Nicole entsann sich, daß die Straße der Götter in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Veränderungen unterlag. Daran lag es wohl.
Sie schluckte.
»Demzufolge gibt es die Götter und Dämonen, die wir kennengelernt haben, jetzt noch nicht hier«, überlegte sie laut. »Möglicherweise auch noch keine Dhyarra-Kristalle, denn angeblich sollen die erst mit Zeus in diese Welt gekommen sein – woran ich aber nicht so recht glauben kann.«
»Was machen wir jetzt?« fragte Uschi Peters an. »Ich glaube kaum, daß wir hier Wurzeln schlagen sollten. Das hier ist Wildnis. Moni und Zamorra sind bestimmt in der Nähe irgend welcher Zivilisationen gelandet, also werden wir uns auch dorthin wenden müssen. Aber wie? Ich habe keine Lust, einen langen Fußmarsch zu unternehmen.«
Sie drehte sich einmal um sich selbst.
»Nichts als Berge und Einöde! Vielleicht hätten wir uns doch mit den Göttern im OLYMPOS unterhalten sollen. Sie hätten uns irgend welche Transportmittel zur Verfügung stellen können – Pferde, Flugwagen, fliegende Teppiche oder sonstwas.«
»Okay, mein Fehler«, gestand Nicole. »Aber… sag mal, du müßtest doch jetzt eigentlich Monica fühlen können. Die Straße der Götter ist eine kleine Dimension. Eure Fähigkeiten müßten ausreichen.«
Uschi Peters sah Nicole groß an.
»Du hast recht – aber ich spüre nichts. Da ist was schiefgegangen…«
An die andere, wahrscheinlichere Möglichkeit wollte sie vorsichtshalber erst gar nicht denken. Sie verdrängte sie gewaltsam: Die Möglichkeit, daß Monica tot war…
***
Rim Salto hatte seinen Handel abgeschlossen und die Mädchen verkauft.
Mit einem Flugzeug wurden sie fortgebracht. Drachensklaven bewachten sie, und diesmal würde es keine Chance geben, zu entwischen. Für jedes Mädchen gab es fünf Wächter, und das Transportflugzeug wurde von schwerbewaffneten Kampfmaschinen begleitet. Jeder Angriff eines Drachen würde somit abgewehrt werden können.
Monica Peters war in Schweigsamkeit versunken. Sie verzichtete bewußt darauf, so etwas wie ein Freundschaftsband zu ihren Mitgefangenen aufzubauen. Sie durfte es einfach nicht, denn sie wußte nicht, ob sie es würde ertragen können, wenn diese geopfert wurden.
Und irgendwie
Weitere Kostenlose Bücher