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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Farbe und auch so kräftig.
    »Wer diesen Drink nicht kennt, hat viel versäumt«, erklärte uns der Wirt, als er das Tablett auf der Streckbank absetzte. »Reichen Sie bitte mal durch.«
    Das tat ich auch. Es dauerte nicht lange, da hatten wir die Gläser vor uns stehen.
    Ich umklammerte meines mit der rechten Hand. Es war ein Irrtum meinerseits anzunehmen, daß sich in dem Glas eine kühle Flüssigkeit befinden würde. Im Gegenteil, sie war handwarm. Als ich am Rand des Glases roch, nahm ich tatsächlich einen süßlichen Geruch wahr.
    Sollte das wirklich Blut sein?
    T.C. Markham unterbrach meine Gedanken. »Auch ich nehme diesen Trank zum erstenmal zu mir. Mein Freund, der Wirt, hat ihn erst vor wenigen Tagen erfunden. Deshalb möchte ich Sie bitten, mit mir zusammen das Experiment zu wagen. Ich sage cheerio!«
    Auch wir hoben die Gläser.
    Ich warf noch einen Blick über die Schulter. Der Wirt war einige Schritte zurückgegangen. Er stand in einer lauernden Haltung und schaute uns an. Sollte ich das Zeug tatsächlich in mich hineinkippen?
    Ich bekam mit, daß die anderen ihre Gläser an die Lippen setzten und einen Schluck nahmen.
    Auch Lady Sarah? Es sah so aus.
    Nur hütete sie sich, einen Schluck zu trinken. Sie benetzte nur ihre Lippen.
    Ich stellte mein Glas ab.
    Auch die anderen taten es. Sie hatten ihre Gläser fast bis zur Hälfte geleert.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Es war die des Wirtes.
    »Warum haben Sie nichts getrunken, Sir?«
    Ich hätte ihm die passende und auch unfreundliche Antwort geben können, aber ich entschied mich für eine andere Reaktion. »Tut mir leid, mir ist nicht gut.«
    »Der Schluck wird Ihnen helfen, nicht wahr T.C.?«
    »Natürlich.«
    Es lag auf der Hand, daß die beiden zusammenhielten. Ich wollte dennoch nicht und drehte mich so, daß die Hand des Mannes von meiner Schulter rutschte. Dann stand ich auf.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte der Wirt.
    Das ging ihn nichts an. Ich backte weiter kleine Brötchen. »Sie haben doch eine Toilette – oder?«
    »Natürlich.«
    »Dann möchte ich gern dort…«
    Der Wirt lachte leise. »Gehen Sie nur. Den Weg finden Sie immer. Er ist angeschlagen.«
    »Danke.«
    Ich verließ den Tisch. Nach einigen Schritten drehte ich mich noch einmal um.
    Die übrigen Gäste saßen steif am Tisch. Sie kamen mir irgendwie verändert vor.
    Mir schwante Böses, doch ich hatte mich einmal entschlossen zu gehen und konnte auch keinen Rückzieher machen.
    Als ich über den Plattenweg schritt, kam mir der verwilderte Garten vor wie ein geheimnisvoller Dschungel. Überall konnten Gefahren lauern, das Gras schien sich über mich zu amüsieren, und die Fenster an der Rückfront des Hauses kamen mir vor wie die hungrigen Mäuler irgendwelcher Ungeheuer.
    Die Hintertür stand weit offen. Ich betrat den kühleren Gastraum und sah die leeren Tische. Der Wirt hatte noch nicht abgeräumt. Die Gläser und kippenvollen Aschenbecher wirkten wie ein dumpfes Stilleben.
    Der Weg zu den Toiletten war tatsächlich eingezeichnet. An der Wand entdeckte ich einen Pfeil. Er wies auf eine Treppe, die schräg in die Tiefe führte.
    Ich nahm die Stufen. Sie bestanden aus Stein, waren hoch und ausgetreten. Hinter einer engen Kurve wurden sie noch schmaler.
    Wieder einmal fragte ich mich, ob ich richtig gehandelt hatte.
    Am Fuße der Treppe schloß sich ein Gang an. Er zweigte nur zur linken Seite hin ab.
    Kahle Mauern rahmten mich ein. Zudem war es kühl geworden.
    Ein muffiger Geruch lag in der Luft. Vor einer alten Holztür, auf die ein Mann gemalt worden war, blieb ich stehen. Ich zog die Tür auf, betrat einen schmutzigen Waschraum und durchquerte den Durchgang, der zu den eigentlichen Toiletten führte.
    Hier war es ebenfalls schmutzig. Spinnweben klebten an den Wänden.
    Unter der Decke hing Fliegendreck. Ein Fenster sah ich nicht, dafür die Schüsseln.
    Sie schimmerten gelb. Licht gab eine trübe Lampe.
    Ich überlegte, wie ich mich weiter verhalten sollte. Daß hier etwas nicht stimmte, spürte ich. Mein Gefühl sagte mir dies, und auch das seltsame Benehmen des Wirtes trug dazu bei.
    Wer hatte hier seine Finger im Spiel?
    Wenn ich hier unten blieb, bekam ich die Frage nicht beantwortet.
    Ich wollte wieder hoch. Natürlich hütete ich mich, die anderen zu unterschätzen, ich würde auch nichts trinken. Dieses Teufelszeug konnte einen Menschen sicherlich von den Beinen hauen.
    Als ich den Waschraum betrat, stand der Wirt an der Tür. »Wollen Sie jetzt trinken?«

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