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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht danach gefragt, wie es in der Plakatsäule gewesen war.
    Ich berichtete im Flüsterton.
    Die Horror-Oma hörte mir mit unbewegtem Gesicht zu. Als ich erzählte, wie der Geist des Killers Mosley gestorben war, atmete sie tief und laut ein.
    »Das ist alles wahr«, sagte ich zum Schluß. »Ich habe sogar den Beweis.« Ohne daß ein anderer es sehen konnte, holte ich das Messer hervor, legte es auf meinen Handteller und zeigte es der Frau.
    »Das ist es?« hauchte sie.
    »Davon gehe ich aus.«
    »O Gott.« Sie schüttelte sich. »Was wird uns dann erst im Foltergarten erwarten?«
    Ich hob die Schultern. »Bisher ist dort nichts passiert. Aber was nicht ist, kann noch werden.«
    »Das meine ich auch.«
    »Willst du die Reise nicht lieber abbrechen, Sarah?«
    Mit dieser Frage hatte ich die Horror-Oma beleidigt. Entrüstet schaute sie mich an. »Was denkst du dir überhaupt? Ich kann doch nicht die Reise abbrechen, auf die ich mich so gefreut habe! Nein, das ist unmöglich, das geht nicht.«
    »Ich meinte nur.«
    Und so fuhren wir weiter. Die Gegend war ländlich geworden, die Straßen schmaler, der Verkehr hatte auch nachgelassen. Hin und wieder sahen wir den Fluß. Das Weiß der Ausflugsboote leuchtete durch das Grün der Bäume.
    Es war eine friedliche Stimmung. Man konnte sich kaum vorstellen, daß etwas Grauenhaftes unsichtbar über uns schwebte. Das war wie eine Last, wie ein Druck. Die anderen wußten nicht Bescheid, wobei ich Markham einmal ausklammerte.
    Unser Fahrer senkte die Geschwindigkeit, damit er in einen schmalen Weg einbiegen konnte, der zu beiden Seiten von dichten Hecken begrenzt wurde.
    Es war die direkte Zufahrt zu unserem Ziel, denn der Weg Öffnete sich zu einem Parkplatz. Einige Wagen waren dort abgestellt. Ins Auge stach eine große Linde, die ihre starken Zweige und Äste wie ein grünes Dach ausgebreitet hatte.
    Der Bus fuhr an dem Baum vorbei und parkte links davon nahe der Hauswand, auf die seine Kühlerschnauze zeigte.
    Bevor wir ausstiegen, hatte uns T.C. Markham noch einige Worte zu sagen. »Wir sind bei dem Wirt angemeldet. Es ist alles vorbereitet, und wenn ich mir die Sonne so ansehe, wird er im Garten gedeckt haben. Erleben Sie etwas Einmaliges! Trinken Sie dort Ihren Kaffee, wo vor langen Jahren das Blut unschuldiger Opfer geflossen ist. Sie werden erleben, wie der unheimliche Zauber dieser Stätte auch Sie einfängt. Das kann ich Ihnen versprechen.«
    Ich glaubte Markham die Worte. In der Plakatsäule hatte ich es selbst erlebt.
    Wir stiegen aus.
    Die Luft war tatsächlich wärmer geworden. Lady Sarah strahlte.
    »Ich mag die Kühle im Sommer nicht.«
    Von der linken Seite schob sich Rita näher. »Was meinen Sie, John? Ob uns auch hier etwas passiert?«
    »Wieso auch? Ihnen ist doch nichts passiert.«
    »Aber Ihnen.«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich stand nur in der Säule und habe sie gesund wieder verlassen.«
    »Sie haben völlig recht, John«, erklärte die Frau und schloß sich den beiden Freunden Clive und Patrick an, die bereits das Lokal ansteuerten.
    Das Gasthaus war nicht hoch, dafür breiter gebaut worden. Es besaß eine grün gestrichene Tür, die nicht verschlossen war und jetzt geöffnet wurde, weil der Wirt erschien.
    Frankensteins Monster war er nicht, aber viel fehlte nicht. Übergroß war er, der Schädel wirkte wie ein kantiger Fels. Grau stand das Haar ab. Die Augen waren Steine, und die Lippen kamen mir vor wie zwei dicke Würmer, die sich aufeinandergelegt hatten.
    »Willkommen im Foltergarten«, begrüßte er uns mit seiner tiefen Baßstimme.
    Dann lachte er, trat zur Seite und hielt die Tür auf, damit wir die Schwelle überschreiten konnten.
    Wir gelangten in einen Gastraum, in dem besonders die niedrige Decke auffiel. Zum Glück waren sie und die Wände weiß gestrichen worden, so daß der Raum nicht so düster wirkte. Die Tische zeigten eine rustikale Form. Sie erinnerten an grobe Klötze. Zwei von ihnen waren besetzt. Die Gäste schauten auf, als wir den Gastraum betraten.
    Die Tür zum Garten stand offen. Die beiden Flügel zitterten im leichten Wind. Wir schritten hindurch und gelangten auf einen plattierten Weg, der den Garten durchschnitt und an einer dichten Buchenhecke endete.
    Rechts und links des Weges standen die Tische und Stühle. Das Gras war hoch, es hätte mal gemäht werden müssen, und mir fiel besonders ein außergewöhnlicher Tisch auf, den man gar nicht als solchen bezeichnen konnte, obwohl er von mehreren Stühlen eingerahmt

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