0334 - Aufruhr in der Unterwelt
Schutzengel spielen zu wollen. Das Mädchen tat mir leid. Ich gab der Stadtpolizei einen Wink, das Girl suchen zu lassen.
Die Überwachung der Clubs hatte ebensowenig etwas ergeben wie die des Anwalts Walt Faber. Aber diesen Anwalt wollten wir uns persönlich mal ansehen.
Wir fuhren gemeinsam hin, weil wir die Erfahrung gemacht hatten, daß es bei solchen Leuten immer gut ist, einen Zeugen zu haben.
***
Das Büro in der Second Avenue 27 lag im zweiten Stock und war genauso altmodisch und schmuddelig wie das ganze Haus. Das Wartezimmer war nur durch eine Barriere von dem Raum abgeteilt, in dem zwei ältliche Mädchen und ein kleiner, gnomenhafter Clerk arbeiteten. Es roch muffig und so, als habe man seit Jahren kein Fenster geöffnet.
Mr. Faber hockte hinter einem Schreibtisch, der nicht nur mit Akten und Schriftstücken, sondern auch mit Zigarrenasche übersät war und auf dem die Ringe von Dutzenden von Gläsern sich abgezeichnet hatten. Er war kahlköpfig und trug ein kleines, graues Bürstenschnurrbärtchen auf der Oberlippe. Seine Nase war lang, dünn und spitz, die Augen blickten listig und scharf. Sie brauchten keine Brille.
Der Anwalt trug eine alte und abgeschabte schwarze Jacke, aus deren Ärmeln, die angeschmutzten Manschetten hervorlugten.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, nuschelte er, ohne die dicke, schwarze Zigarre aus dem Mund zu nehmen. »Was kann ich für Sie tun?«
Er nahm Kenntnis von unseren Ausweisen, die er umständlich prüfte und dann zurückgab.
»Es handelt sich um den Gaslight Club und den Wild West Club«, sagte Phil. »Es wurde uns gesagt, daß Sie die Geschäfte dieser beiden Lokale führen oder wenigstens überwachen. Sind wir da richtig informiert?«
»Bis zu einem gewissen Grade ja«, antwortete er bedächtig. »Ich bin beauftragt, die Bücher und Abrechnungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen. In den inneren Geschäftsbetrieb, das heißt, die Art, wie die Clubs geführt werden, den Einkauf der Getränke und das Personal, mische ich mich nicht. Das ist Sache des Geschäftsführers.«
»Und der heißt Mel Herreira«, lächelte mein Freund.
»Ja, haben Sie etwas dagegen?«
»Uns ist es gleich, ob Sie oder Ihre Klienten Herreira oder einen anderen beschäftigen. Ich jedenfalls würde ihn nicht anstellen.«
Mr. Faber nahm zum ersten Male die Zigarre aus dem Mund und betrachtete andächtig die weiße Asche.
»Warum eigentlich nicht? Mr. Herreira ist fachkundig, tüchtig und nicht vorbestraft. Das ist schließlich alles, was man von dem Geschäftsführer eines Nachtclubs erwarten kann.«
»Auch Sie, Mr. Faber, sind fachkundig, tüchtig und nicht vorbestraft«, wart ich grinsend ein, »aber darum möchten Sie doch sicher nicht jeden als Anwalt haben.«
»Und ich nicht jeden als Klienten«, stellte er ungerührt fest. »Aber Sie sind ja nicht gekommen, damit wir uns gegenseitig Liebenswürdigkeiten an den Kopf werfen. Darf ich wissen, was hinter diesem Besuch steckt?«
»Sie dürfen, Mr. Faber, Es sind uns Bedenken aufgestiegen, ob in diesen Clubs alles mit rechten Dingen zugeht. Eines' der dort beschäftigten Mädchen wurde ermordet, ebenso ein Stammgast, der ganz in der Nähe des Lokals tödlich verunglückte, weil er gedopt war. Es besteht daher der begründete Verdacht, daß die beiden Clubs als Umschlagplatz für Rauschgift dienen. Und Sie wissen ja, was das bedeutet, wenn es nachgewiesen wird. Die Lokale würden geschlossen und nicht nur der Geschäftsführer, sondern auch die Inhaber und Sie selbst zur Verantwortung gezogen.«
»Das sind leere Worte, meine Herren G,-men«, meinte er, legte sich bequem in seinem Sessel zurück und faltete die Hände über dem Bauch.
Bei dieser Gelegenheit fiel mir auf, daß Mr. Faber schmutzige Fingernägel hatte.
»Ich sagte Ihnen schon, daß jch für die Geschäftsführung nicht zuständig bin«, fuhr er fort. »Für mich genügt es, wenn die Buchführung und die Abrechnungen des Geschäftsführers stimmen. Alles andere ist Sache der Besitzer,«
»Was wissen Sie über diese drei Herren?« fragte Phil. »Es ist eigenartig, daß sie uns vollkommen unbekannt sind.«
»Es ist wohl kein Verdachtsmoment, wenn jemand Ihnen nicht bekannt ist«, lächelte Faber, »Im Gegenteil, es wäre ein schlechtes Zeichen. Mich interessiert nur, daß die Herren kapitalkräftig und korrekt sind. Alles andere geht mich nichts an. Es sind meine Klienten, denen ich Loyalität schulde und die mir bisher keinen Grund zu Mißtrauen gegeben haben. Wenn Sie über
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