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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einen halben Zentimeter…
    Da platzte der Spiegel auseinander.
    Es war, als habe jemand mit einem Hammer darauf geschlagen. Von der Mitte gingen spinnennetzartig Risse aus, erweiterten sich rasend schnell, ließen die gerade noch glatte Spiegelfläche in unzählige winzige Splitter zerbröckeln. Und diese wurden aus dem Spiegel herausgeschleudert!
    Sie rasten gedankenschnell auf Zamorra zu, um sich in seine Haut zu bohren!
    Das Amulett reagierte. Ebensoschnell, wie die Splitter flogen, entstand ein grünlich flirrendes Schutzfeld um den Parapsychologen. Dennoch drangen einige der größeren Splitter ein, während die kleineren förmlich verdampften. Zamorra glaubte einen langgezogenen, furchtbaren Schrei zu hören.
    Dann war es vorbei.
    Das Amulett glühte und vibrierte nicht mehr, fühlte sich von einem Moment zum anderen wieder normal an. Das Schutzfeld erlosch. Die Schwarze Magie aus dem Spiegel war fort. Einige Splitter lagen auf dem Boden des Bades, winziger Glasstaub. Zamorra sah den Spiegel an.
    Da war nur noch der Rahmen. Und frei in der Luft dazwischen schwebten Zeichen. Ein Drudenfuß aus kleinen Glassplittern, dazu ein Bannzeichen.
    Zamorra erkannte es. Es war wenig gebräuchlich und diente dazu, bestimmte übersinnliche Kräfte abzuwehren. Er wußte, daß er selbst es nicht in den Spiegel geprägt hatte, auch nicht unterbewußt über das Amulett. Denn es war ein Zeichen, das er eigentlich nie verwendete, und er kannte auch keinen Kollegen unter den Geister- und Dämonenjägern, der sich mit dieser Spielart der Magie befaßte. Zumindest nicht aktiv…
    Das war interessant.
    Noch während Zamorra überlegte, zerbröckelten auch Drudenfuß und Bannzeichen und fielen als Splitter ins Waschbecken und auf den Boden.
    Entschlossen riß Zamorra das letzte verbliebene Handtuch von der Halterung, warf es auf den Boden, um seine Füße vor den Splittern zu schützen, und verließ das Bad.
    »Du blutest ja«, stellte Nicole überrascht fest, die inzwischen einen weißen Overall übergestreift hatte. »Warte mal…«
    »Kratzer, mehr nicht«, sagte Zamorra. Die Glassplitter, die den grünen Schirm durchschlagen hatten, waren zerbröckelt, zerschmolzen und fort. Es hatte nur ein paar winzige Kratzer gegeben, rote Spuren, das war alles. Nicole benutzte die kleine Notapotheke und desinfizierte die winzigen Schnitte.
    »Ich glaube, aus meiner Dusche wird nicht mehr sonderlich viel«, sagte Zamorra. »Das ist ärgerlich, aber ich habe wenig Lust, in diesen Glassplitterstaub zu treten. Das Zeug muß sich überall verteilt haben. Am besten sagen wir dem Zimmerservice Bescheid. Aber vorher…«, er lächelte, »werden wir uns ein paar von den größeren Splittern aufheben. Ich möchte doch zu gern mehr wissen, und ich hoffe, daß diese Reste es mir verraten, wer da mit so seltsamen ungebräuchlichen Dämonenbannern arbeitet.«
    ***
    Nadija Perkowa, die Seele der Hexe, erlebte Triumph und Niederlage.
    Sie hatte dazugelernt, was sie mit ihren neuen, jetzt anderen Fähigkeiten erreichen konnte, und sie experimentierte immer weiter.
    Ihr Versuch, Zamorra selbst zu übernehmen, war nicht gelungen. Statt dessen war jenes Mädchen erreichbar für ihren Geist gewesen, das sich Nicole Duval nannte. Nadija hatte sich in dieser Nicole manifestiert und versucht, Zamorras Gedankeninhalt zu übernehmen. Aber sie war wie auch bei Nicole auf eine unüberwindliche Sperre gestoßen. So hatte sie sich damit begnügt, den Körper Nicole Duvals abzutasten, und sie wußte, daß sie ihn jederzeit reproduzieren konnte. Er würde nicht echt sein, aber das machte nichts. Magische Kräfte würden ihn stabilisieren. Damit hatte Nadija einen Körper, der außerhalb des Spiegels agieren konnte, in ihrem Sinne handeln konnte, während ihre Seele selbst noch immer gefesselt war.
    Aber es war schon ein Fortschritt.
    Sie vermochte auch Abramov zu kontrollieren und fernzusteuern. Aber da war noch ein Medium. Natascha. Diese Natascha war gefährlich, konnte Nadija durchschauen und ihre Pläne durchkreuzen. Das durfte nicht geschehen. Nadija wollte den Spiegel verlassen und wieder in einen Körper schlüpfen, um jeden Preis. So versuchte sie, Natascha Solenkowa zu töten, indem sie sie aus dem Fenster kippen ließ. Doch ein Mann verhinderte den Mord-Selbstmord.
    Und der andere, dieser wuchtige Hüne, fand eine Möglichkeit, Nadija zu blockieren. Er brachte einen Drudenfuß und ein Bannzeichen auf dem Spiegel an. Es war für Nadija eine äußerst schmerzhafte

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