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0336 - Nachts sind alle Gangster grau

0336 - Nachts sind alle Gangster grau

Titel: 0336 - Nachts sind alle Gangster grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts sind alle Gangster grau
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Jerry?«, fragte mein Chef. »So etwas kommt doch jeden Tag vor. Man kann es sogar ein Berufsproblem des Polizisten nennen. Nehmen Sie sich den Unsinn nicht zu Herzen. Wenn dieser Kerl erst einmal einsieht, dass Sie sich so leicht nicht ins Bockshorn jagen lassen, gibt er den Versuch bald wieder auf.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Diesmal nicht, Chef«, erwiderte ich ernst. »Zuerst dachte ich auch an diese Möglichkeit und lachte nur darüber, aber der Bursche meint es wirklich ernst. Er verfolgt mich schon seit gestern Morgen, ruft mich zu Hause an und hat die Radmuttern meines Wagens gelockert, um dem Zufall ein wenig nachzuhelfen. Außerdem handelt es sich hier um eine recht unglaubwürdige Sache. Der Junge, der sich zu meinem Schatten erwählt hat, sieht haargenau wie Frankie Orlando aus und verschwindet schon beim näheren Hinsehen ohne jede Spur. Dabei kann man nicht behaupten, dass ich in solchen Dingen ein Amateur bin.«
    »Ich will Ihnen nicht erst die Frage stellen, ob Sie sich Ihrer Sache sicher sind, Jerry. Sie müssen es sein, sonst wären Sie damit nicht zu mir gekommen. Die Frage ist jetzt: wer steckt dahinter und was will er damit bezwecken? Frankie Orlando selbst kann es nicht sein, denn er liegt in der Leichenhalle, und von dort entkommt nicht einmal mehr ein Bursche seines Schlages.«
    Ich nickte zögernd, und dabei lag es mir schon auf der Zunge, ihm einzugestehen, dass ich mich dessen be-18 reits vergewissert hatte, aber dann verschwieg ich das doch lieber.
    »Es sieht so aus, als sei uns einer der Bande durch die Lappen gegangen und wollte sich jetzt durch dieses makabre Theater an mir rächen«, meinte ich.
    Mr. High schüttelte den Kopf.
    »Das allein kann nicht die Erklärung sein, nach der wir suchen, Jerry«, erwiderte er bestimmt. »Sie wissen, dass es unter Gangstern keinen so ausgeprägten Kameradschaftssinn gibt. Außerdem wäre das nur eine nutzlose Geste, bei der man höchstens den eigenen Kopf verlieren könnte. No, Jerry, dahinter muss etwas anderes stecken. Wenn es sich nicht um einen ausgesprochenen Spaßvogel handelt, der sich hier ein bisschen zu viel erlaubt hat, dann werden Sie alle Hände voll zu tun haben, um sich seiner Verehrungen zu erwehren. Es steht für mich absolut fest: Sie sehen keine Geister. Ich werde Phil auf diese Sache ansetzen und sehen, ob wir ihr nicht auf den Grund kommen können. Machen Sie sich in der Zwischenzeit keine Sorgen und warten Sie ab, was sich entwickelt. Der Bursche scheint ja recht rege zu sein, und da kann es nicht lange dauern, bis er uns in die Hände läuft.«
    Wenn er sich nicht vorher wieder in Luft auflöst, dachte ich bitter. Wenn Mr. High und Phil der Wahrheit nicht auf den Grund kommen konnten, dann ging es nicht mit rechten Dingen zu.
    ***
    An diesem Morgen, als ich in Brentfords Büro seine eigenartigen Buchführungspraktiken studierte, bereitete mir die ganze Sache weiterhin keine Sorgen mehr. Mein Verehrer musste durch seine nächtlichen Streifzüge eine Menge Schlaf verloren haben. Er ließ sich nicht sehen.
    Es war schon fast Mittag, als mein Füllhalter über den Schreibtisch rollte und in die enge Spalte neben dem Aktenschrank fiel.
    Ich musste den Schreibtisch abrücken, um den Füllhalter herauszufischen.
    Dabei entdeckte ich die bunte Ecke eines verstaubten Reiseprospektes, der unter dem Kasten lag. Ich bückte mich danach und blies den Staub fort.
    Es war ein Reiseprospekt der Greyhound Bus Company und trug den Stempel des Bus-Depots.
    Langsam blätterte ich die Seiten um, und dann entdeckte ich ein Bleistiftzeichen neben der Verbindung nach Rochester.
    Die Ankunftszeit in Cayuga am Lake Cayuga war ebenfalls unterstrichen, und langsam kamen mir einige Gedanken über Brentfords Urlaubsziel. Lake Cayuga war nahe genug an der kanadischen Grenze, um im Notfall eiligst unterzutauchen.
    Ich sperrte die Bücher im Aktenschrank ein, schwang mich in meinen Jaguar, den ich zur Vorsicht so geparkt hatte, dass ich ihn vom Schreibtisch aus im Auge behalten konnte, und brauste zum Greyhound Bus-Depot.
    Eine halbe Stunde später war ich meiner Sache sicher. Paul Brentford hatte sich am Schalter eine Fahrkarte nach Cayuga besorgt und dabei nicht einmal einen Decknamen benutzt.
    Vielleicht wollte er uns dadurch nur irreführen, oder er hatte bereits Maßnahmen getroffen, um in Cayuga spurlos unterzutauchen. Jetzt brauchte ich nur noch erfahren, wo sein genaues Reiseziel lag, aber das konnte mir der geschniegelte Bursche im Bus-D6pot

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