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0336 - Nachts sind alle Gangster grau

0336 - Nachts sind alle Gangster grau

Titel: 0336 - Nachts sind alle Gangster grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts sind alle Gangster grau
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eine ganze Weile, ehe ich mir bewusst wurde, dass ich noch am Leben war.
    Der stechende Schmerz in meinem Schädel überzeugte mich davon, auch wenn ich noch immer benommen in die Dunkelheit starrte.
    Mein Kopf fühlte sich an, als trommle ein ganzer Stamm Indianer auf einem Tamtam darin herum.
    Ich riss mich hoch, fand an einer Wand Halt und fühlte daran herum, bis ich den Lichtschalter gefunden hatte.
    Das grelle Licht verbesserte meinen Zustand keineswegs.
    Ich blinzelte eine Weile in die Lampe, befühlte die Beule hinter meinem Ohr und griff dann unter die Achsel.
    Meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht. Die Smith & Wesson war weg. Der Bursche, der mich zusammengeschlagen hatte, musste sie mir aus dem Halfter genommen haben. Ich war ohne Waffe.
    Ich ging noch immer benommen den Gang hinauf und stieß die erste Tür auf. Es war ein altes, schäbiges Wartezimmer mit abgeschabten Samtmöbeln und einer verblichenen Tapete. Der große Eichentisch war mit Zeitschriften übersät, und die Blumen in der Vase siechten dahin.
    An der linken Wandseite gähnte eine Tür. Das Zimmer dahinter war schwarz und dunkel. Es musste das Sprechzimmer des Docs sein.
    Ich brauchte nicht einmal das Licht anzudrehen, um dort die schlanke, verkrümmte Gestalt eines grauhaarigen Mannes zu sehen, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag.
    Trotzdem schaltete ich das Licht ein.
    Erst jetzt sah ich das dunkle Loch im Rücken des Mannes. Es stammte von einer Kugel. Es war klar, dass dem Mann nicht mehr zu helfen war.
    Dann erfasste mein Blick die Pistole, die in einiger Entfernung auf dem fadenscheinigen Teppich lag. Sie kam mir bekannt vor, sehr bekannt, und schon die Kerbe am Kolben verriet nur, dass es sich um meine eigene Special handelte.
    Jetzt verstand ich auch, warum mein Schulterhalfter leer war. Jemand hatte mit meiner Waffe dem Doc eine Kugel in den Rücken gejagt und dabei absichtlich vergessen, die Pistole verschwinden zu lassen.
    Bei einiger Gehirnakrobatik musste ein Uneingeweihter zu dem Schluss kommen, ich hätte den Doc erschossen.
    Ich ging zu der Smith & Wesson und bückte mich danach. Dann wickelte ich sie vorsichtig in mein Taschentuch, bevor ich sie ins Schulterhalfter zurücksteckte.
    Gleichzeitig sah ich auch die winzigen Glasscherben auf dem Teppich, und mein Blick wanderte weiter zu der ausgestreckten Hand des Toten-Sie war verkrampft, und es war nicht leicht, die Faust zu öffnen, aber dann fand ich die kleine Ampulle zwischen seinen Fingern. Er musste sie in der Hand gehalten haben, als ihn die Kugel erwischte. Nur der obere Rand war zersplittert und jetzt war sie leer.
    Ich nahm sie vorsichtig auf. Es war flüssiges Penicillin in einer 100 ml Ampulle.
    Als ich die Glasampulle in einen sauberen Briefumschlag schob, ertönte draußen die Glocke. Sie war also doch nicht außer Betrieb.
    Ich ging zur Tür. Das Gesicht und die Figur des Besuchers waren mir schon bekannt.
    Es war der Sheriff, und er ließ überrascht den Kaugummi in seinem Mund spazieren gehen, als ich ihm die Tür öffnete.
    ***
    Sheriff Baxter blinzelte verdattert, als ich ihn in das Sprechzimmer Doktor Noremacs führte und auf den bewegungslosen Körper deutete.
    »Ich wollte Sie eben anrufen, Baxter«, klärte ich ihn auf. »Jemand hat Doc Noremac besucht und dabei keine guten Absichten gehegt. Leider hat der Bursche vergessen, seine Visitenkarte zu hinterlassen.«
    Der Sheriff kratzte sich beunruhigt unter der Dienstmütze.
    Dann beugte er sich über den Toten und rollte ihn auf den Rücken.
    »Ich möchte wissen, wer einen Grund hatte, den Doc zu ermorden«, rätselte er vor sich hin. »Ich hätte mir eigentlich von Anfang an denken können, dass es nicht mit rechten Dingen zuging, als Sie hier auftauchten. Jetzt haben wir die Bescherung! Was hatten Sie überhaupt bei Doc Noremac zu suchen, und wer hat ihn ermordet?«
    »Ich wollte mir von Doc Noremac die Antworten holen, die Sie mir nicht geben konnten, Sheriff«, erwiderte ich gelassen. »Schließlich haben Sie mich ja an ihn verwiesen. Leider war er bei meinem ersten Besuch nicht zu Hause. Als ich vor einer halben Stunde wieder hier vorsprach, wartete ein anderer auf mich, knalite mir eins über, den Kopf, und ich wachte erst vor ein paar Minuten wieder auf. Mein Verehrer hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst aus dem Staub gemacht. Eines wurde mir allerdings ziemlich schnell klar: Er wusste genau, warum er mich zusammenschlug. Ich fand nämlich meine Pistole neben Doc Noremac am

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