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0337 - Satans tödliche Brut

0337 - Satans tödliche Brut

Titel: 0337 - Satans tödliche Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Knie. Er kroch tatsächlich zu seinem Herrn und erfüllte dessen Willen. Leonardo stellte ihm einen Fuß auf den Rücken.
    »Knecht«, sagte er grimmig. »Wurm, den ich zertreten kann, wenn ich will. Schwöre mir ewige Treue.«
    »Herr, ich schwor Euch…«
    »Schwöre eben noch einmal! Bei deinem Blut, das zu Feuer werden und dich langsam verbrennen soll, wenn du dich jemals gegen mich wenden solltest!« schrie Leonardo. Irgendwie glaubte er plötzlich einen Grund zu haben, Wang zu mißtrauen.
    Hatte Eysenbeiß vielleicht doch recht, der schon seit einiger Zeit argwöhnte, Wang führe Übles im Schilde wider seinen Herrn? Oder lag dieses Argwöhnen nur daran, daß Wang Eysenbeiß nicht für voll nahm und ihn schikanierte, wo es ihm eben möglich war?
    Die Hölle steckt voller Intrigen und läßt keinen Spielraum für Ehrlichkeit…
    Wang Lee erhob sich und leistete den Treueschwur.
    »Vergiß es nie«, ermahnte Leonardo ihn noch einmal. Dann verließ er die Felsenhalle mit den glühenden Wänden. Wang Lee blieb allein zurück.
    ***
    Der Mongole starrte seinem Herrn haßerfüllt hinterher. Nein, diese Demütigung würde er ihm nicht so rasch vergessen.
    In der Tat hatte er für den Bruchteil einer Sekunde Triumph verspürt, als er die Deckung seines Herrn durchbrach - einmal so gut zu sein, davon hatte er wochenlang geträumt. Immerhin wußte er, welch starker Gegner Leonardo sein konnte. Es war eine Selbstbestätigung seines eigenen Wertgefühls gewesen.
    Eigentlich hatte er diesen Übungskampf nicht einmal gewollt. Er wollte seine Klinge nicht offen gegen seinen Herrn heben. Aber der Fürst der Finsternis hatte ihn dazu gezwungen.
    Es gab Rituale, denen Wang folgte, und denen er zwangsläufig unterlag. Leonardo wußte das. Wußte er aber wirklich, wie sehr Wang seinem Ehrenkodex unterlag?
    Wang war kein Killer.
    Er war eine Kampfmaschine, aber kein Meuchelmörder. Er kämpfte fair und offen, wenn auch unter Einsatz aller Mittel. Und er war gewillt, sich auch hier in der Tiefe der Hölle nicht beugen zu lassen.
    Aber er sah sich auch noch nicht am Ende seiner Karriere. Einst war er ein Herrscher gewesen, bis die Horden des Dschinghis Khan seine Stadt niederbrannten. Er war dem Dschinghis gefolgt, um ihn zu töten. Aber Leonardo hatte ihn in die Zukunft gerissen und zu seinem Diener gemacht, zu seinem Leibwächter und Berater. Wang Lee verdankte ihm das seelenfressende, namenlose schwarze Schwert, und er verdankte ihm die Unverletzbarkeit, die aber auch nicht absolut war. Deshalb diente er ihm nun. Aber er wollte mehr erreichen. Denn er sah, wie Leonardo sich emporgearbeitet hatte und noch weiter aufsteigen wollte. Wang Lee arbeitete ebenfalls still an seinem eigenen Aufstieg. Wahrscheinlich würde es Leonardo gar nicht gefallen, deshalb vérhielt sich Wang still.
    Aber die Demütigung, die er heute hinnehmen mußte, brachte ihn in innerlichen Aufruhr. Zum ersten Mal haßte er seinen Herrn wirklich und wünschte ihm den Untergang.
    Er hatte ihm zum zweiten Mal die Treue geschworen. Aber er hatte diesen Schwur abgeleitet. Er galt nicht. Und an den ersten fühlte er sich nach dieser Behandlung nicht mehr gebunden. Leonardo deMontagne selbst hatte den Bruch herbeigeführt durch die Art, mit der er seinen Kämpfer behandelte. Selbstherrlich und arrogant, wie er war, dachte er nicht daran, den Fehler bei sich selbst zu suchen, sondern unterstellte Wang Machtsucht.
    Das, dachte Wang, kannst du haben, Herr. Von nun an bin ich dein Feind.
    Doch er würde vorsichtig agieren müssen. Er mußte weiterhin dienen. Denn Leonardo war mächtig. Und er war mißtrauisch. Er würde selbst seinen besten Freund eher töten, als zulassen, daß dieser möglicherweise eigene Gedanken verwirklichte, gleich welcher Art.
    Wang mußte sich zunächst eine Machtposition schaffen.
    Es half nämlich auch nichts, wenn er den Fürsten der Finsternis erschlagen konnte. Denn er selbst war hier ebensowenig geliebt wie sein Herr. Die anderen Dämonen, die sich des Fürstenthrones bemächtigen würden, würden auf Eysenbeiß ebensowenig Rücksicht nehmen wie auf ihn, Wang. Sie waren beide Menschen, sie gehörten nicht hierher. Sie würden Opfer sein. Wenn Leonardo fiel, fielen auch sie. Wang wußte das nur zu gut. Er mußte sich erst gründlich absichern.
    Bis dahin war er Leonardos treuer Diener, wie er es geschworen hatte…
    Aber er fühlte sich ungerecht behandelt, und sein Zorn und sein Haß waren stark und brannten wie die lodernden Flammen des

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