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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas mit anstellen… Hoffach hatte diese Zigarettenreste mit seinen Lippen berührt, er hatte damit eine enge Verbindung geschaffen.
    Irena suchte, ob sie nicht noch einige persönliche Dinge finden konnte.
    Vielleicht hatte Hoffach in seiner Hektik etwas vergessen…
    Ihr scharfes Auge entdeckte ein paar einzelne Haare neben seinem Schreibtischsessel auf dem Teppich. Es war stark anzunehmen, daß sie von ihm stammten; vielleicht hatte er sie sich ausgerauft in seiner Nervosität.
    Irena klaubte sie auf und tat sie zu den Zigarettenstummeln.
    Dann berührte sie den Schreibtisch und ließ etwas von der magischen Kraft, die in ihr wuchs, hineinfließen. Sie zeichnete unsichtbare Linien auf die Platte. Wenn Hoffach morgen zurückkam, würde die Magie noch stärker auf ihn einwirken. Zufrieden kehrte Irena in ihr eigenes Büro zurück.
    Sie schloß von innen ab, holte eine Schere und einen Bogen Papier aus einer Schublade ihres Schreibtisches und schnitt eine annähernd menschlich aussehende Papierfigur aus. Sie bog und faltete daran herum, benutzte die Zigarettenstummel, die beiden Haare und etwas Klebstoff.
    Schließlich war ein gefülltes Papierpüppchen zu sehen, das halbwegs plastisch wirkte. Mit einem Filzstift malte Irena Gesichtsmerkmale und versuchte dabei, Hoffachs arrogante Züge annähernd zu treffen. Sie war schließlich mit ihrer Arbeit zufrieden.
    Die kleine Voodoo-Puppe war äußerster Behelf, mehr schlecht als recht, aber durchaus chancenreich, Hoffach zu beeinflussen.
    Auf einen weiteren Bogen Papier zeichnete sie einen Kreis, einen Drudenfuß und ein paar schwarzmagische Zeichen. In die Mitte stellte sie die Puppe. Dann faßte sie mit Daumen und Zeigefinger um den Oberkörper und drückte leicht zu.
    Sie schreckte auf, als an die Bürotür geklopft wurde. Hastig nahm sie die Puppe von magisch behandelten Papier und verstaute beides in der Schublade. Dann öffnete sie. Jemand wollte in einer Routineangelegenheit eine Entscheidung.
    Warte, Hoffach, dachte sie später, als sie wieder allein war. Es wird dir noch viel schlechter gehen, als es bereits jetzt der Fall ist.
    In ihr hallte das meckernde Lachen des Teufels wider.
    ***
    Hoffach fragte sich mit wachsender Verzweiflung, woher diese unerklärliche Unrast in ihm kam. Es konnte doch nicht allein an dem Verlust des vergangenen Abends liegen! Gut, daß er schlecht geträumt und schlecht geschlafen hatte, war erklärlich. Aber daß die Nervosität den ganzen Tag über anhielt, war schon schlimm.
    Die siebzigtausend würde er wieder hereinholen. Er hatte bisher immer Glück mit den Kugeln gehabt, damals in Bad Homburg, und jetzt in Bad Harzburg. Eine Pechsträhne konnte schon einmal vorkommen. Aber das war gestern. Schon heute abend würde er gewinnen.
    Er brauchte nur Geld für den Einsatz.
    Zu Hause hatte er keine Barvorräte mehr. Er pflegte nur kleinere Beträge bei sich zu tragen. Für alles andere waren Schecks und Kreditkarten gut. Gerade wollte er sein Haus verlassen, um Geld zu holen, als das Telefon anschlug.
    Seine Bank meldete sich!
    »Herr Hoffach, wir haben versucht, Sie in Ihrem Büro zu erreichen, aber Sie waren nicht anwesend. Heute sind einige Schecks zur Einlösung vorgelegt worden, aber wir können nicht sicher sein, ob das auch seine Richtigkeit hat. Die Bad Harzburger Spielbank ist ein sehr seriöses Unternehmen, aber vielleicht stimmt mit den Schecks etwas nicht. Sind Ihnen die Formulare entwendet worden und…«
    »Was stimmt mit den Schecks nicht?« keuchte Hoffach auf.
    »Wenn Sie eingelöst werden, ist Ihr Konto um wenigstens fünfzigtausend Mark überzogen, Herr Hoffach. Ihr vorhandenes Guthaben von etwa zwanzigtausend reicht dafür nun wirklich nicht aus. Hätten Sie viel- 29 leicht Zeit, noch heute bei uns vorzusprechen? Wir möchten diese Sache gern abklären, schon in Ihrem eigenen Interesse.«
    »Natürlich«, sagte Hoffach schnell. »Ich wollte ohnehin zu Ihnen…«
    Er legte auf. Er hatte nicht damit gerechnet, daß die Schecks so schnell vorgelegt werden würden. Aber andererseits… natürlich. Das Casino konnte sich nicht auf totes Kapital einlassen. Und die Bank hatte die Schecks nicht eingelöst!
    Die lassen mich heute abend nicht mehr spielen, wenn die Schecks nicht akzeptiert werden, durchzuckte es ihn siedend heiß. Ich bin erledigt!
    Ich…
    Er verließ das kleine Haus, das er in Schulenberg gekauft hatte, stieg in den Wagen und fuhr nach Goslar. Zorn stieg in ihm auf. Sicher, er war noch kein Vierteljahr

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