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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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äußeren Schriftband und verschob sie um einen Millimeter. Selbsttätig glitt sie in ihre ursprüngliche Position zurück. Die Magie des Amuletts war aktiviert!
    ***
    Als Nicole den Möbiusschen Wagen aufschloß, hatte sie das ungewisse Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Das Gefühl überkam sie im Moment der Berührung.
    »Seltsam«, überlegte sie halblaut. Äußerlich war ihr an dem Wagen nichts aufgefallen. Keine platten Reifen, keine abgeknickte Antenne, keine Kratzer im Lack…
    Sie betätigte den Anlasser. Der Motor sprang willig an. Am satten Sound erkannte Nicole den großvolumigen Achtzylinder das Typenschild am Kofferraumdeckel fehlte dezenterweise, aber von Zamorras Mercedes wußte Nicole nur zu gut, wie sich eine solche Maschine anhörte.
    Nicole zog die Tür ins Schloß, legte den Rückwärtsgang ein und lenkte die Limousine auf die Straße hinaus. Dann drehte sie quer über die vierspurig ausgebaute Ausfallstraße und fuhr auf den Parkplatz, wo sie den Mercedes direkt neben dem BMW-Coup 6 abstellte.
    Da war immer noch irgend etwas.
    Langsam zog Nicole den Zündschlüssel ab. Ihr war seltsam zumute.
    Warum flogen sie nicht wieder zurück nach Frankreich? Was wollten sie überhaupt hier? Ausgerechnet zur Walpurgis-Nacht, in der der halbe Harz ausflippen würde? Wenn es wenigstens darum gegangen wäre, einer Hexe oder einem Dämon das Handwerk zu legen. Aber nur wegen eines Herrenhauses in England? Der Vertrag konnte auch schriftlich erledigt werden.
    Lustlos warf Nicole die Tür ins Schloß und verriegelte den Wagen.
    Wozu schließe ich eigentlich ab? fragte sie sich. Wer ihn klauen will, wird auch mit dem Türschloß fertig…
    Sie ging zurück zum Hotel. Zamorra war natürlich noch nicht im Zimmer.
    Er hing wohl noch bei Möbius herum und versuchte, den alten Mann von seiner schlechten Laune zu heilen.
    Nun gut, dachte Nicole. Habe ich eben meine Ruhe. Verdient habe ich sie mir. Die letzten Wochen waren zu hektisch. Geister und Dämonen jagen… Wenn es wenigstens einen Sinn ergäbe. Schlägst du der Hydra einen Kopf ab, wachsen zwei nach…
    Wir sollten einfach aufhören, dachte sie. Wir erringen ja doch immer nur Teilsiege. Zamorra, schmeiß dein Amulett und den anderen Kram in die Loire, geh wieder zur Uni und bring den Studenten etwas bei…
    Sie warf sich rücklings aufs Bett und starrte zur Decke hinauf. Da gab’s nicht mal Fliegen, die sie hätte zählen können.
    ***
    Zamorra richtete das Amulett auf Stephan Möbius. Es reagierte zunächst nicht. Aber als er die aktivierte Silberscheibe mit einem gedanklichen Befehl dazu brachte, Möbius’ Kirlian-Aura darzustellen, sah er die Veränderung.
    Die normalerweise farbigen Lichtschleier der Kirlian-Aura waren unglaublich blaß und düster. Sie wurden von etwas Unsichtbarem überlagert.
    Dieses Unsichtbare war es, das auf Möbius’ Gemüt drückte und ihn depressiv werden ließ. Und seine Gefühle wurden entsprechend gesteuert!
    Von dem Fremden in und um ihn!
    Zamorra atmete tief durch. Sein und Nicoles Verdacht stimmten also.
    Etwas war mit Möbius geschehen. Seine Kirlian-Aura wäre nicht so blaß, so ergraut, wenn die Veränderung von innen käme, aus ihm selbst. Aber so verschwommen, so verblaßt, wie alles war, war der Fremdeinfluß nur zu deutlich erkennbar.
    Aber woher kam dieser Einfluß?
    Zamorra konnte es nicht erkennen. Er konnte auch nicht sagen, wann genau Möbius diese Überlagerung, dieser Schatten auf seinem Gemüt, aufgeprägt worden war? Denn dann hätte er sehr schnell herausfinden können, wem Möbius in der fraglichen Zeitspanne begegnet war. Dann war der Verursacher klar.
    Aber – der Schatten ließ sich so nicht erfassen.
    Möbius mußte das Durchatmen gehört haben. Er drehte leicht den Kopf. »Ist da noch jemand?« fragte er gereizt.
    Zamorra löste sich von dem eigenartigen Bild, das ihm Möbius zeigte, ähnlich wie in einer Infrarotaufnahme. Er sah ihn wieder wirklich.
    »Ich bin noch da, Stephan«, sagte er.
    »Und warum?«
    »Weil ich dir helfen möchte. Du stehst unter Fremdeinfluß.«
    »Und du bist verrückt. Zamorra. Laß mich doch endlich wenigstens für ein paar Minuten in Ruhe.«
    Zamorra trat wieder ins Zimmer. Er ging auf Möbius zu und blieb neben seinem Sessel stehen. Dann packte er blitzschnell zu und riß den alten Eisenfresser aus dem Sessel hoch, zwang ihn, Zamorra anzusehen.
    »Jetzt hörst du mir für einen Augenblick zu, verdammt!« schrie er ihn an.
    Möbius’ Augen weiteten sich. Er wollte etwas

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