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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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drängte Möbius. Zamorra seufzte. »Stephan, ist es den Aufwand wert? Es kostet Kraft, verstehst du? Und um so mehr Kraft, je weiter ich von dem zu beobachtenden Objekt entfernt bin. Komm jetzt nicht wieder auf die Idee, den Wagen vors Hotel zurückzufahren. Das nützt nichts.«
    »Versuche es trotzdem«, beharrte der Industriemagnat.
    »Also gut«, ergab sich Zamorra drein. »Aber ich möchte trotzdem die letzten Stunden Tageslicht noch nutzen und mir die Stadt ansehen. Was ist jetzt mit dieser Hexenverbrennung?«
    »Der Harz ist Hexenland«, sagte Möbius. »Zur Freude aller Touristen wird in einigen Orten die Walpurgisnacht gefeiert. Wie die Schau genau aussieht, kann ich euch nicht sagen, weil ich sie noch nie gesehen habe. Vor einigen Jahren wurde auch hier in der Nähe eine solche Veranstaltung durchgeführt, im Bündheimer Schloßpark. Es heißt, irgend jemand wolle es dieses Jahr wieder groß aufziehen. Seltsamerweise hängen aber noch keine Veranstaltungshinweise aus, oder ich habe sie einfach übersehen. Wir könnten ja mal hinfahren und uns die Stelle ansehen. Vielleicht werden schon Vorbereitungen getroffen.«
    »Weit von hier?«
    »Andere Seite des Ortes«, schmunzelte Möbius. »So weit wird uns euer Coupe noch bringen, denke ich. Ich wollte schon immer mal erleben, wie man sich in einem BMW fühlt.«
    »Aber du klemmst dich nach hinten«, verlangte Zamorra. »Nicoles lange Beine sind da nicht unterzubringen. Wir hätten doch eine größere Limousine nehmen sollen.«
    »Von meinen langen Beinen spricht wohl keiner?« meuterte der alte Eisenfresser, faltete sich aber trotzdem gehorsam auf der Rückbank zusammen.
    Diesmal übernahm Zamorra das Lenkrad und ließ den schnellen Sportwagen gemütlich durch Bad Harzburgs Straßen gleiten, den Kursanweisungen Stephan Möbius’ lauschend, die zuweilen recht widersprüchlich waren.
    Aber wirklich verfahren konnte man sich in Bad Harzburg nicht einmal, wenn man es konzentriert versuchte.
    ***
    Irena Vahlberg brauchte mit ihrem Feierabend nicht auf den Ladenschluß zu warten. Für sie galten andere Zeiten, deshalb konnte sie schon gegen siebzehn Uhr heimwärts fahren. Die kleine Voodoo-Figur hatte sie mitgenommen. Zu Hause konnte sie sich ihr mit weitaus mehr Ruhe widmen und den magischen Einfluß vor allem auf die beiden Haare verstärken.
    Kaum daheim angekommen, bereitete sie ihr »Magiezimmer« wieder auf die kommende Beschwörung vor. Die Ausstattung und die mit magisch aufgeladener Kreide angefertigten Zeichen und Zeichnungen verstärkten ihre Kraft, ihre Fähigkeiten und die erzielte Wirkung von sich aus erheblich mehr, als es mit einfachen Tintenstrichen auf einfachem Papier möglich war.
    Lange hatte sie sich magische Tricks angelesen und Zaubersprüche gelernt. Es war überraschend, wie wenig sie davon jetzt noch brauchte.
    Es kostete sie kaum Anstrengung, die Magie zu wecken. Die Kraft in ihr, die der Teufel ihr verliehen hatte, wirkte!
    Irena konzentrierte sich auf die papierene Puppe. Als sie den »inneren Kontakt« spürte, drückte sie mit zwei Fingern leicht gegen den Kopfteil.
    Dann legte sie die Puppe in die Mitte des kleinen magischen Kreises und versetzte sie in rasend schnelle Drehung.
    Die Puppe schien aufzuplatzen. Erschrocken faßte die Hexe zu und fügte die aus dem Leim gehenden Papierteile wieder zusammen. Sie hafteten sofort wieder durch die Magie, die hineinfloß.
    Die Hexe atmete auf. Um ein Haar wäre Hoffach schon jetzt gestorben!
    Aber das war zu früh. Der Teufel wollte, daß er in der Walpurgisnacht starb, genau passend zum Aufnahmeritual, vom dem Irena immer noch nicht genau wußte, wo es stattfinden würde. Aber sie vertraute darauf, daß der Teufel es ihr rechtzeitig mitteilen würde.
    Irena ließ die Puppe eine Weile liegen und tat verschiedene getrocknete Pflanzen in eine kleine Schale. Dann zündete sie die Blätter und Stengel an. Dichter, fetter Rauch stieg in einer dünnen, zitternden Säule auf. Irena wehte ihn mit raschen Handbewegungen über die Papierpuppe im Zauberkreise. Der Rauch durchdrang das Püppchen.
    Irena Vahlberg war zufrieden. Sie beendete ihre Beschwörung. Für heute sollte es soweit genug sein. Sie beschloß, zum Essen auszugehen und später ins Casino nach Bad Harzburg zu fahren. Sie war sicher, daß Hoffach erscheinen würde, um seinen Verlust des vergangenen Abends wieder auszugleichen. Er mußte einfach kommen.
    Und Irena war sicher, daß er abermals verlieren mußte. Sie würde dafür

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