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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sollte.
    Sie verließ die Straße und stieß den sanften, bewaldeten Hang hinauf.
    Es gab hier einen schmalen Pfad durch das dichte Unterholz.
    In der Nähe mußte sich tatsächlich die Festenburg befinden, war aber nicht zu sehen. Nach etwa einem halben Kilometer lichtete sich derWald.
    Irena Vahlberg blieb stehen. Sie sah auf einen kahlen Hügel, der sich vor ihr erhob. Sie war allein. Hatte sie sich in die Irre leiten lassen? Es war die rechte Zeit, aber warum war dann kein anderer hier?
    Plötzlich stimmte das nicht mehr.
    Aus dem Nichts tauchten sie auf. Männer und Frauen. Irena wußte, ohne daß es ihr jemand gesagt hätte, daß dies alles Hexen und Hexer waren, die sich dem Teufel verschrieben hatten. Es war ein Dutzend, drei davon Männer. Sie ignorierten Irena einfach, als sei sie gar nicht anwesend.
    Sie fragte sich, woher die zwölf so schnell gekommen waren.
    Flügel rauschten. Riesige schwarze Fledermäuse strichen über den Hügel. Aber hier gibt es doch gar keine Fledermäuse, dachte Irena überrascht.
    Alles veränderte sich ständig. Sie sah, daß die zwölf anderen Menschen nackt waren. Sie bildeten einen weit gezogenen Kreis. Immer noch kümmerte sich niemand um Irena Vahlberg.
    Ich bin noch keine wirkliche Hexe, werde noch nicht akzeptiert. Satan hat mir noch nicht seinen endgültigen höllischen Segen gegeben.
    Feuerschein breitete sich aus. Er kam von überall, doch nirgendwo war brennendes Feuer zu sehen. Es brannte jenseits der Nacht.
    Mit einem Donnerschlag öffnete sich der Hügel.
    Ein finsteres Gemäuer wuchs aus der Tiefe hervor. Die Steine schienen zu glühen. Sie strahlten Hitze aus, die selbst zu Irena herüberwehte. Aus Türen und Fenster strömten scheußliche Kreaturen hervor, die sich unter die Hexen und Hexer mischten. Ein unmelodischer Gesang ertönte. Eine teuflische, nervenzerfetzende Melodie, in deren Takt sich Körper wiegten und wanden. Schwefelgestank strömte aus den Burgmauern.
    Der Teufel kommt, dachte Irena. Und es ist alles ganz anders, als ich geglaubt habe.
    Mit mechanischen Bewegungen streifte sie ihre Kleidung ab und mischte sich unter die anderen. Aber sie mieden sie – die menschlichen wie die nichtmenschlichen Wesen.
    So lange, bis der Teufel kam.
    ***
    Ein Tropfen kam zum anderen. DerWasserspiegel im unteren Gefäß stieg an. Höher und höher kletterte das Wasser in der kleinen Papierfigur empor.
    Jeder Tropfen brachte sie der endgültigen Überflutung näher.
    Sobald sie gänzlich vom Wasser bedeckt war, würde Erwin Hoffach sterben. Würde ihn das Wasser der Okertalsperre überfluten. Würde er ein weiteres Opfer der »Selbstmörderbrücke« sein.
    Er war dem Tod schon ganz nah.
    ***
    »Ein Dämon ist erschienen«, sagte Zamorra dumpf. »Irgendwo in der Nähe… ich spüre die Aura, die von ihm ausgeht. Er beherrscht… ja, was, wen, wo?«
    Er schüttelte heftig den Kopf.
    Nicole stand neben dem Wagen. »Was ist mit Hoffach?«
    »Er ist nach da gegangen.«
    »Dann hätten wir ihm doch begegnen müssen.«
    »Vielleicht haben wir ihn nur nicht gesehen«, überlegte Zamorra. »Wir haben schließlich nicht auf Fußgänger geachtet, und da war eine ganze Menge unterwegs. Ich habe die Spur verloren. Sie wird von dem Dämon überstrahlt, seit ein paar Sekunden. Ich glaube kaum, daß ich Hoffach mit dem Amulett wiederfinde. Der Dämon kann gar nicht weit entfernt sein.«
    »Walpurgis?« überlegte Nicole. »Vielleicht ist hier eine Art Hexentanzplatz in der Nähe.«
    »Glaube ich nicht«, mischte sich Möbius aus dem Fond des BMW ein.
    »Ich wüßte davon.«
    »Sie wissen überhaupt eine ganze Menge über die Gegend hier, Stephan«, wunderte sich Nicole. »Woher?«
    »Man fragt die Leute aus, wenn man abends an der Theke steht«, erklärte Möbius. »Was ist jetzt, Zamorra? Bringst du den Dämon um, oder willst du Hoffach weitersuchen?«
    »Ich tendiere zu Hoffach«, gestand Zamorra. »Mit dem Mann stimmt irgend etwas nicht. Wenn ich nur wüßte, was…«
    »Vielleicht treibt ihn die Kraft der Hexe ins Verderben. Vielleicht will sie ihn nicht nur finanziell ruinieren. Das Spielbankgeschehen war vielleicht nur Zermürbungstaktik, und die Entscheidung fällt jetzt.«
    Zamorra sah Nicole erstaunt an. »Meinst du das im Ernst?«
    »Es könnte doch sein, nicht wahr? Aber dann finden wir Hoffach, wenn wir ihn noch erwischen, am See. Was wäre für eine Hexe einfacher, als ihr Opfer ertrinken zu lassen? Vielleicht stürzt er sich von der Staumauer, oder er fällt von der

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