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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unentbehrlich zu machen, daß man die Geschäftsführung endgültig an sie übergab. Und auch wenn es nicht geschah – es war nicht anzunehmen, daß Hoffachs möglicher Nachfolger sich ebenso arrogant und frauenfeindlich gab wie Hoffach selbst. Somit hatte Irena erreicht, was sie wollte.
    Aber der Teufel wollte, das Hoffach starb. In dieser Nacht. Also würde er sterben. Und alles war so wunderbar vorbereitet, daß jeder an einen Selbstmord glauben würde. Hoffach war dermaßen vernichtet und niedergeschlagen, daß ein labiler Charakter keinen Ausweg mehr sehen würde. Eine Kurzschlußhandlung – und Hoffach war tot. Es würde keine großen Nachforschungen geben.
    Irena Vahlberg lächelte zufrieden. Es machte ihr nichts aus, einen Menschen zum Tode zu verurteilen. Ihr Herz war versteinert, ihr Denken und Trachten dem Bösen verfallen.
    Sie bereitete alles für die Beschwörung vor und brachte die magischen Zeichen neu an. Selbst wenn Zamorra ihr nachspürte – es war anzunehmen, daß er aufgegeben hatte. Während der Nacht und während des gesamten Tages hatte sie sich gehütet, die höllische Hexenkraft anzuwenden, hatte sich bewußt kontrolliert, damit sie sie auch nicht aus Versehen einsetzte. Aber Zamorra konnte nicht vierundzwanzig Stunden lang ununterbrochen nach ihr suchen. Wenn er sie jetzt wahrnahm, dann war das schon ein sehr großer Zufall. Sie konnte dieses Risiko getrost eingehen.
    Sie tat die papierene Hoffach-Puppe in ein großes gläsernes Gefäß.
    Darauf stellte sie ein ebenso großes Behältnis, das mit Wasser gefüllt war. Im Gefäßboden befand sich ein winziges Loch, durch welches das Wasser nur sehr langsam tropfen konnte. Es würde geraume Zeit dauern, bis das Wasser aus dem oberen in den unteren Behälter getropft war. Sie hatte es in der letzten Nacht ausprobiert. Es dauerte ein paar Stunden.
    Die beiden Behälter wurden in die Mitte des Zauberkreises gestellt.
    Dann erweckte Irena Vahlberg die Magie des Kreises. Was jetzt geschah, hatte seine direkten Auswirkungen auf Erwin Hoffach.
    Draußen war es dunkel geworden. Es wurde Zeit, sich vorzubereiten auf das Ritual, von dem sie immer noch nicht wußte, wo es stattfinden würde. Auf dem Brocken? Wie sollte sie dann dorthin kommen? Außerdem stand dort keine Burg.
    Sie starrte die Bildfolie an, die sie auf ein weißes Tuch gelegt hatte; dadurch wurde sie recht kontrastreich. Sollte es die Festenburg sein?
    Aber nein, die sah doch anders aus…
    Plötzlich bewegte ihr Abbild auf der Bildfolie die Lippen. Lautlose Worte drangen in Irenas Bewußtsein und beschrieben ihr den Weg, den sie nehmen mußte.
    Sie lächelte. Sie hatte es doch gewußt, daß sie rechtzeitig einen Hinweis bekommen würde. Und das hier war mehr als ein Hinweis. Es war eine sehr exakte Beschreibung. Sie konnte den Platz gar nicht verfehlen.
    Aber sie war auch sicher, daß es dort keine Burg gab. Nicht einmal einen Ruinenrest. Nichts. Nur einen relativ kahlen Hügel im Wald.
    Aber das sollte ihr gleichgültig sein. Vielleicht war das Bild nur symbolisch zu sehen. Vielleicht stellte die Burg die Sicherheit und Stärke dar, die der Teufel Irena geben würde.
    Sie warf noch einen Blick auf die beiden Behältnisse und hörte die langsam fallenden Tropfen. Dann begann sie, sich auf die Walpurgisnacht vorzubereiten.
    ***
    Hoffach fühlte sich von Minute zu Minute schlechter. Er hielt es in der Wohnung nicht mehr aus. Er mußte einfach nach draußen, in die dunkle Nacht. Entschlossen schlüpfte er in den Mantel und verließ sein Haus.
    Wohin sollte er gehen?
    Hinunter zur Talsperre.
    Irgend etwas an dem Wasser zog ihn an wie ein Magnet. Langsam setzte er sich in Bewegung und ging die Straße entlang. Irgendwo hörte er eine Glocke ertönen. Aber es war nicht die Kirchenglocke von Schulenberg.
    Der Klang wehte von anderswo her. Kam er nicht von unten, von der Talsperre?
    Aber dort gab es doch keine Kirche.
    Hoffach ließ sich Zeit. Er ging langsam. Tief atmete er die würzige Abendluft. Aber er konnte sie nicht genießen. Er ahnte, daß er nie mehr irgend etwas würde genießen können.
    Es war vorbei.
    Das Wasser stand ihm bis zum Hals, und er würde in den Schulden und der Schuldverstrickung ertrinken.
    Immer noch hörte er den Klang der Glocke.
    ***
    Zamorra ließ den BMW von Nicole fahren. Stephan Möbius machte es sich auf der Rückbank so bequem wie nur eben möglich und meckerte darüber, daß sein Mercedes noch auf dem Parkplatz zu stehen hatte, weil der magische Einfluß

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