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034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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daß ich gehen soll!« Cora Ann lächelte gutmütig. »Ich nehme es Ihnen nicht übel, Kind. Ich glaube, ich verhielte mich genauso, wenn irgendeine Frau mich in ähnlicher Weise belästigen würde.«
    »Ich brauche keine Bevormundung. Ich habe ein paar Freunde ...«
    Sie brach ab. Freunde? In ganz London, im ganzen Land hatte sie niemand, an den sie sich wenden konnte mit Ausnahme von - Alan Wembury. Und Maurice? Ihre Beziehungen hatten sich in den letzten Tagen verändert. Er war nicht mehr der Berater, zu dem sie gehen würde, wenn ...
    Cora Ann beobachtete sie von der Türe aus. Es fiel ihr nicht allzu schwer, zu erraten, was in dem Mädchen vorging.
    »Wembury ist ein anständiger Kerl«, sagte sie. »Ich hoffe, daß Sie ihm nicht böse sind, weil er Ihren Bruder verhaftet hat.«
    Mary machte eine verzweifelte Handbewegung, sie war am Ende ihrer Geduld angelangt.
    Sie saß noch lange, nachdem Cora Ann Milton gegangen war, am Tisch und versuchte, sich über den Grund, dieses Besuches klarzuwerden. Wenn sie der Frau des Hexers gefolgt wäre, hätte sie es vielleicht erfahren.
    Cora ging die dunkle, verlassene Straße entlang. Nach wenigen Schritten erschien, wie aus dem Nichts aufgetaucht, ein Mann neben ihr. Es geschah so unerwartet und geräuschlos, daß sie erschrak und einen Schritt zurückwich.
    »Ach! Hast du mich erschreckt!« rief sie atemlos.
    »Hast du das Mädchen gesprochen?«
    »Ja, Arthur.« Ihre Stimme war aufgeregt, beklommen. »Warum bleibst du hier? Weißt du nicht, welche Gefahr ...«
    Sie hörte sein leises, spöttisches Lachen.
    »Cora Ann, du sprichst zuviel! Übrigens habe ich dich heute nachmittag gesehen.«
    »Du hast mich gesehen?« wiederholte sie hastig. »Wo warst du? Arthur, wie soll ich dich erkennen, wenn ich dich sehe? Ich werde das unheimliche Gefühl nicht los, daß du dauernd um mich bist. Ununterbrochen starre ich in die Augen der Vorübergehenden - man wird mich einmal festnehmen, weil ich zudringlich erscheine.«
    Er lachte wieder.
    »Meine eigene Frau wird mich doch erkennen? Die Augen der Liebe schauen durch jede Verkleidung hindurch.«
    Er hörte, wie ihre Zähne vor Ärger aufeinanderschlugen. Arthur Milton liebte es, seine schöne Frau zu reizen.
    »Ich will wissen, wie du jetzt aussiehst!«
    Ein heller Lichtstrahl traf sein Gesicht.
    »Du bist verrückt!« fuhr er sie an und schlug ihr die Taschenlampe aus der Hand. »Wenn du mich sehen kannst, können es andere auch.«
    »Sie werden ihre Freude daran haben!« flüsterte sie, denn sie hatte in ein Gesicht geblickt, das von der Stirn bis zum Kinn mit einer schwarzseidenen Maske bedeckt war.
    »Hast du meinen Brief erhalten?« fragte er.
    »Ja - du meinst doch den Kode? Ich glaubte, daß die Zeitungen keine Mitteilungen in Geheimschrift veröffentlichen?«
    Er antwortete nicht. Sie griff mechanisch in die Handtasche. Der Umschlag, den sie darin gehabt hatte, war verschwunden.
    »Was hast du?«
    Sie erklärte es ihm.
    »Cora, Närrin! Du mußt den Brief in der Wohnung der Lenleys verloren haben. Geh sofort hin und hole ihn!«
    Cora eilte zurück, sie lief die Treppe hinauf und klopfte an die Tür. Mary öffnete gleich.
    »Ich bin zurückgekommen, weil ich hier einen Brief verloren habe. Soeben vermißte ich ihn.«
    Mary ging mit ihr ins Zimmer. Sie suchten gemeinsam, aber der Brief kam nicht zum Vorschein. Cora Ann war so aufgeregt, daß sie Mary leid tat.
    »Sie müssen ihn doch wohl anderswo verloren haben. Enthielt er Geld?«
    »Geld? Nein. Ich wünschte, es wäre nur Geld gewesen.« Sie blickte sich verwirrt im Zimmer um. »Ich weiß, daß ich ihn bei mir hatte, als ich herkam.«
    »Vielleicht haben Sie ihn doch zu Hause gelassen.«
    Cora Ann schüttelte den Kopf, doch nach einer weiteren gründlichen Durchsuchung begann sie selbst zu zweifeln, ob sie den Brief überhaupt bei sich gehabt hatte.
    Mary Lenley schloß die Tür hinter ihr, ging an den Tisch zurück und setzte sich. Der Tee war kalt geworden und schmeckte bitter. Sie öffnete die Tischschublade, in der das Eßbesteck lag. Erstaunt sah sie hinein. Der Brief, den sie gesucht hatten, lag darin. Auf dem Umschlag stand nur ›Cora Ann‹, keine Adresse. Nach kurzem Zögern zog sie eine viereckige, weiße Karte heraus, die mit Gruppen mikroskopisch winziger Buchstaben und Zahlen bedeckt war. Es bedurfte keines besonderen Scharfsinns, um zu erkennen, daß es sich um einen chiffrierten Text handelte.
    Der Vorfall an sich war leicht zu erklären. Als Cora das

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