034 - Der schwarze Hengst
geschehen sein. Die Hexe versteckte sich in einer verschwiegenen Ecke des Flughafens. Kurze Zeit später kam Elmar Langer zu ihr und berichtete ihr vom Verschwinden Katjas. Sandra erteilte ihm neue Befehle.
Ich saß mit Coco im Fond des protzigen Mercedes, den Günter Zeman lenkte. Neben ihm hockte seine Freundin, die in einen Halbschlummer gesunken war. Coco drängte sich an mich, auch sie war müde und sehnte sich nach Schlaf. Seltsamerweise fühlte ich mich ausgeruht, und auch Zeman schien nicht müde zu sein.
»Weshalb bist du eigentlich nach Wien gekommen, Günter? Du lebst doch hauptsächlich in München und London.«
»Es war geschäftlich«, antwortete er. »In der Klatschpresse werde ich noch immer als arbeitsscheuer Playboy hingestellt, aber das stimmt schon lange nicht mehr. Ich hatte geschäftlich in München zu tun, dann waren drei Tage Aufenthalt in Wien eingeplant. Außerdem wollte ich einige Freunde besuchen.«
»Wann hast du diesen Entschluß gefaßt, nach Nizza zu fliegen?«
»Vor ein paar Wochen.«
»Weshalb habt ihr euch gerade im Hotel Kaiserkrone getroffen?«
»Das war Elmars Idee. Ich wohnte bei Freunden in Währing. Irgendwo mußten wir uns ja treffen, und er schlug das Hotel vor.«
»Wann war das?«
»So gegen drei Uhr. Ist das so wichtig?«
Ich antwortete nicht. Vielleicht war alles tatsächlich nur ein Zufall, aber ich wollte diesen Elmar Langer im Auge behalten.
Es dämmerte, als wir Villefranche erreichten. Die Villa, die Zeman gemietet hatte, lag auf einem kleinen Hügel mit Blick aufs Meer.
Die anderen aus Zemans Clique trafen nach uns ein. Zeman zeigte uns einige der Räume. Ein Butler brachte Coco und mich in ein verschwenderisch eingerichtetes Zimmer. Ich sah mich um, während Coco aus den Kleidern schlüpfte. Sie verschwand für ein paar Minuten im Badezimmer und ging anschließend sofort ins Bett. Sekunden später war sie eingeschlafen.
Ich zog die schweren Vorhänge vor die drei Fenster, malte mit Kreide einen Drudenfuß auf die Türschwelle und verließ das Zimmer. Der Gang war hell erleuchtet. Langsam schritt ich die Stufen zur Halle hinunter.
Zeman stand vor einem der geöffneten Fenster. In der rechten Hand hielt er ein Glas und starrte über das Meer. Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Du kannst auch nicht schlafen, was?«
Auf einem Tischchen standen einige Flaschen. Ich schenkte mir einen Bourbon ein und blieb neben Zeman stehen.
Nur das Klirren der Eisstücke in unseren Gläsern war zu hören.
Langsam ging die Sonne auf.
Coco schlief tief. Doch nach ein paar Minuten begann sie sich unruhig zu bewegen. Ein leiser Singsang war zu hören, der aus dem mannshohen Barockspiegel kam.
»Kleine Hexe, schlafe, schlafe«, flüsterte eine sanfte Stimme.
Coco wälzte sich herum.
»Zähl die Wölfe, nicht die Schafe.«
Vorsichtig wurde die Tür geöffnet. Elmar Langer wischte den Drudenfuß mit einem Taschentuch weg, dann huschte er auf das Bett zu. Es war dunkel, und nur Cocos Atem war zu hören.
»Denk an Schlangen, Würmer, Unken, bis du in den Schlaf gesunken.«
Elmar Langer blieb vor dem Bett stehen. Cocos Atem ging plötzlich seltsam rasselnd.
Aus dem Spiegel sang die weibliche Stimme weiter. »Träum von Hexen und Dämonen, Kind, die von dir Geschwister sind.«
Langer schlug die Bettdecke zur Seite. Coco lag wie gelähmt da. Mühelos löste er die Dämonenbanner von ihrem Hals und verließ das Zimmer.
»Steh auf, Coco!«
Der Spiegel begann gespenstisch zu leuchten.
»Steh auf, Coco!«
Coco gehorchte. Ruckartig schlug sie die Decke zur Seite. Ihre Lider zitterten leicht.
»Komm, Coco, komm zum Spiegel!«
Der Spiegel funkelte nun golden. Für einen Augenblick war Sandra Thorntons Gesicht zu sehen. Die Hexe lachte spöttisch. »Komm, du verfluchtes Geschöpf. Der Spiegel wird dich verschlingen.«
Plötzlich war es eiskalt im Zimmer. In der rechten Ecke des Spiegels bildete sich eine Eisschicht, die sich immer weiter ausbreitete. Nun loderte der schwarze Schatten über den Spiegel. Das Gesicht der Hexe verzerrte sich angstvoll, dann war es verschwunden. Knirschend bildeten sich Risse im Spiegel und in der Eisschicht.
Coco taumelte auf den Spiegel zu. Die Eiseskälte griff nach ihr und hüllte sie ein …
Nicht alle von George Arnods Pferden befanden sich im Stallgebäude der Rennbahn. Die wertvollsten hatte er bei einem Freund in der Nähe von Cagnes eingestellt, der selbst ein fanatischer Reiter war und modernere Stallungen besaß.
Es war
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