034 - Der Weg nach Westen
krächzte er verächtlich, »klingt eleganter als Blutsaufen …« Schaudernd dachte er an die letzten Tage zurück, an denen die Nosfera frisches Blut im Überfluss getrunken hatten. Dank dieser Wilden und ihrer großen Katzen. Er schüttelte sich, während er zu seinem Fahrzeug stapfte. Doch so sehr ihn die Essgewohnheiten der Rosinengesichter anwiderten, so sehr war er auf die gespenstischen Männer angewiesen. Sie waren ihm treu ergeben und fraßen ihm gewissermaßen aus der Hand.
»Los! Einsteigen! Weiter zur alten Autobahn! Und dann nach Berlin!« Er schwang sich auf die Maschine ein geländegängiges Militarytrike. Zwei große Hinterräder aus Kunststoff mit tiefen Profilen und vorn eine breite Laufkette über drei Rollen. Und ein kräftiger Motor unter dem Sattel.
Auch das Trike hatte er in der Kasernenruine gefunden und repariert. Genau wie die olivgrünen Militärfahrzeuge, in die seine Nosfera nach und nach kletterten: ein schwerer Traktor mit Anhänger, eine Planierraupe und ein Truppentransporter. Zusätzlich Verfügte die kleine Truppe über ein halbes Dutzend einigermaßen funktionstüchtige Gewehre. Nichts Besonderes, aber sie hatten ausgereicht, um ein paar der Wilden und vor allem ihre Riesenkatzen zu erschießen.
Smythe schwang sich auf seine Maschine und warf sie an. »Los gehts!« Er drehte sich nach den Fahrzeugen um und winkte mit einem Arm.
»Schauen wir uns an, wie eine US- Luftwaffenbasis ein paar hundert Jahre nach ›Christopher-Floyd‹ aussieht!«
Nacheinander sprangen die schweren Motoren an. Die Planierraupe walzte an Smythe vorbei und setzte sich an die Spitze der Kolonne…
***
Am Morgen des nächsten Tages ging es noch einmal in den Bunker hinunter. Und endlich entdeckte Dave, wonach er insgeheim gesucht hatte: einen Kombibrenner zum Schweißen und Schneiden. Dazu sechs Gasflaschen mit Acetylen und zwei weitere Sauerstoffflaschen.
Und gegen Abend die Krönung: Am Westende des ausgedehnten Bunkersystems stießen sie auf einen kleinen Fuhrpark einen großen Bus, zwei Jeeps und einen Schützenräumpanzer. Sie standen hintereinander in einer schmalen langen Halle vor einem Aufzug. Dessen Türen ließen sich allerdings nicht mehr öffnen. Sein Ausgang, der einst ins Freie geführt haben mochte, war wohl verschüttet.
Die Fahrzeuge ruhten auf den Felgen, waren also zu ihren besten Zeiten noch auf normalen Gummireifen gerollt, die inzwischen verrottet waren. Auch die Sitze waren zerfallen. Doch die Elektronik und die Armaturen boten brauchbare Einzelteile für Daves kühnes Projekt. Und vor allem die Schmierstoffe und das Motorenöl.
Dass die Entdeckung des Fuhrparks David McKenzie derart elektrisierte, hatte aber noch einen weiteren Grund: Wenn der Bunker mit einsatzbereiten Fahrzeugen ausrüstet worden war, musste irgendwo auch ein Treibstofflager existieren.
Sie fanden es noch am selben Abend: zwei in die Erde versenkte Tanks voller Dieselkraftstoff. Dave stieß einen Tri- umphschrei aus, packte Daanah, hob sie hoch und drehte sich mit ihr um die eigene Achse, bis ihnen schwindlig wurde.
Die Frauen beobachteten es mit Befremden, das aber schnell kichernder Heiterkeit Platz machte. Selbst Gorkan verlor einen Augenblick die Kontrolle über sich und verzerrte sein zerfurchtes Gesicht zu einer Art Grinsen.
In dieser Nacht zogen sich nicht nur Dave und Daanah in eine gemeinsame Hütte zurück, sondern auch Frike und Dolfar.
Drei Tage brauchte Dave, um die Fahrzeuge auszuschlachten. Am meisten Zeit kostete es, den Diesel aufzubereiten, die Motoren auseinanderzunehmen und Öl und Schmierstoffe zu gewinnen. Daanah, Frike und Dolfar erwiesen sich als geschickte Assistenten. Nach drei Tagen sahen sie aus wie Köhler auf alten Fotografien: schwarze Hände, schwarze Arme, schwarze Gesichter.
Gorkans Miene wurde von Tag zu Tag finsterer. Er machte sich große Sorgen um die Jagdexpedition. Jenny ließ sich von seinen Befürchtungen anstecken. Sie spielte mit dem Gedanken, einen Suchtrupp auszuschicken.
Dave registrierte ihre Sorgen nur beiläufig. Er brannte darauf, in die Museumsruine zurückzukehren und endlich, endlich mit dem Bau des Flugzeugs zu beginnen.
Der Kalender seiner Armbanduhr zeigte den
20. August an, als sie kurz nach Sonnenaufgang die Schätze aus dem Bunker in den Aluminiumwagen verstauten und auf die Rücken zweier Sebezaan banden. Nur den Treibstoff ließen sie hier. Dave beobachtete an diesem Morgen, wie aus mindestens drei Lehmhütten Paare ins Freie
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