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034 - Die toten Augen

034 - Die toten Augen

Titel: 034 - Die toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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Nacht auf  seinem Lager. Ab und zu stieß er unverständliche Laute aus.
    Die Gräfin dagegen schien an nichts anderes als an Essen zu denken. Was man ihr brachte, verschlang sie gierig. Ihr Benehmen war fast nicht mehr menschlich. Sie wurde immer dicker und lag den ganzen Tag, dumpf vor sich hinstarrend, auf ihrem Bett.
    Der Verwalter holte jeden Abend seinen Revolver hervor und prüfte ihn. Ab und zu probierte er auch aus, ob seine Klingel noch funktionierte. Auf seinen Rundgängen sah er nach, ob die Leiter und das Seil mit den Knoten an der alten Stelle lagen. Er stieg sogar zwei - oder dreimal auf die Leiter, entfernte das nachgemachte Gitter und stieg mit Hilfe des Seiles in die Zelle des jungen Lords. Mit der Zeit gelang ihm das immer schneller.
    Mit der Uhr in der Hand rechnete er die genaue Zeit aus, die er brauchen würde, um sich anzukleiden, sein Zimmer zu verlassen, zum Graben zu laufen und in die Zelle zu klettern. Das war nötig, falls der Graf die Tür zum Gefängnis bewachen würde.
    Und dann stellte er sich vor. wie erstaunt der Graf über sein Auftauchen sein würde, wenn er die ganze Situation mit seinem Revolver beherrschte.
    Niemand sollte dem jungen Mann ein Haar krümmen, schwor Matt sich immer wieder. Und wenn ich alle Bewohner des Schlosses, ja mich selbst, töten müßte.
     

     

Drei Tage dauerte es bis zur Rückkehr des Grafen. Sie waren nicht nur darüber erstaunt, daß er ihn als seinen Sohn vorgestellt hatte, sondern auch über die Tatsache, daß er der Gräfin unwahrscheinlich ähnlich sah: die gleichen blonden Hare, die gleiche Nase, die gleiche Gesichtsform, und die gleichen so schönen grünen Augen.
    „Ihr … Sohn, Mylord?“ stotterte Jane.
    Das Lächeln auf den Lippen des jungen Mannes gefror. Als er das übergroße Erstaunen der beiden Bediensteten wahrnahm, überkam ihn eine seltsame Unruhe.
    Drei Tage dauerte es bis zur Rückkehr des Grafen. Von Stunde zu Stunde wurden Matthew und Jane nervöser. Sie zuckten beim kleinsten Geräusch zusammen, sprachen nicht mehr miteinander, horchten dauernd, ob die Türglocke anschlug. Sie warteten voller Spannung darauf, was die Rückkehr ihres Herrn bringen würde. Er mußte das Geheimnis einfach lüften, wenn er zurückkam. Vielleicht war er doch nicht verrückt, wie Jane es angenommen hatte. Vielleicht verfolgte er nur konsequent einen bestimmten Plan, den er sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Als am dritten Tag die Klingel in der Eingangshalle ging, stürzten Matthew und Jane zugleich zur Tür.
    Ernst, groß und gebieterisch stand der Graf mit seinem Koffer auf der Schwelle.
    „Ich stelle Ihnen meinen Sohn vor“, sagte er kurz.
    Völlig verblüfft betrachteten die beiden den jungen Mann an der Seite.
    Um das gespannte Schweigen zu brechen, sagte der Graf leichthin: „Wir mußten zu Fuß gehen. An dem kleinen Bahnhof konnten wir keinen einzigen Wagen mieten. Ein ziemlich anstrengender Weg. Das war meine Schuld. Ich hätte Ihnen ja unsere Ankunft ankündigen können. Nun ja, mein Begleiter ist noch jung, und ich habe zum Glück auch noch gute Beine.“
    Dann wandte er sich an Matt. „Bringen Sie eine Erfrischung ins Eßzimmer für mich und meinen Sohn.“
    Und zu Jane sagte er: „Wenn Sie die Mahlzeit zubereitet haben, richten Sie bitte für meinen Sohn ein Zimmer in der ersten Etage her, in der Nähe meiner, das heißt unserer Räume. Wie geht es der Gräfin?“
    „Der Gräfin, Mylord?“
    „Was haben Sie denn? Träumen Sie? Es ist doch ganz natürlich, daß ich mich nach drei Tagen Abwesenheit nach meiner Frau erkundige. Geht es ihr schlechter?“
    Er sah Matt forschend an.
    „Immer dasselbe“, brachte er mühsam hervor.
    „Nun, ich hoffe, daß es ihr bald besser geht. Wir wollen Gäste einladen.“
    Diese Unterhaltung war in englischer Sprache geführt worden. Der Graf wandte sich an den jungen Mann mit den grünen Augen und sagte auf französisch: „Kommen Sie mit mir, Fred.“
    Und damit ließ er die beiden verstörten Bediensteten stehen.
    Im Büro begannen Matt und Jane sofort, über die Ereignisse zu diskutieren.
    „Er nennt ihn Fred, wie den anderen … Das ist doch verrückt!“
    „Und hast du gesehen, wie er der Gräfin ähnlich sieht? Er könnte ihr Zwillingsbruder sein.“
    „Vielleicht ist es ihr Sohn?“
    „Sie müßte ihn noch vor der Heirat mit dem Grafen bekommen haben. Sonst wüßten wir davon. Jedenfalls ist er nicht von ihm. Das hätten wir erfahren. Seit der Graf und die Gräfin geheiratet haben,

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