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034 - Die toten Augen

034 - Die toten Augen

Titel: 034 - Die toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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lebten wir bei ihnen, und das sind nun schon dreizehn Jahre.“
    „Jetzt ist wenigstens das Rätsel des Briefes gelöst. Wahrscheinlich hat der Junge ihn geschrieben.“
    „Aber was hat der Graf vor? Er sagte doch, daß er Gäste empfangen will. Ich ahne nichts Gutes.“
    „Und dieser angebliche Fred lächelt so gelassen, als wisse er über alles Bescheid. Sicher hat der Graf ihn eingeweiht. Aber was hat er ihm überhaupt verraten? Das macht unsere Lage nun noch komplizierter. Jetzt sind wir vier, die das Geheimnis teilen, und einer davon ist ein Fremder, von dem wir nicht wissen, woher er kommt. Und der gefährlich für uns werden kann. Die Situation wird untragbar.“
    „Bereite das Essen zu, Jane. Inzwischen werde ich … ach so, welches Zimmer geben wir ihm überhaupt?“
    „Nun ja, das Zimmer von … von Fred, nicht?“
    „Meinst du? Er hat nichts gesagt.“
    „Das ist doch gleichgültig. Der Junge findet dort die Kleider des … des anderen. Sie müßten ihm passen. Hast du bemerkt, daß der Besucher nicht einmal einen Koffer bei sich hatte? Also muß er doch hier etwas zum Anziehen bekommen.“
    In diesem Augenblick läutete es. Jane schickte Matt hinauf. Der Graf erwartete ihn vor der geschlossenen Eßzimmertür.
    „Ach, Matt“, sagte der Graf. „Holen Sie einen guten Wein für den jungen Mann, er ist sehr müde von der Reise. Und dann sagen Sie Jane, sie soll zu mir in die Bibliothek kommen. Ich muß mit ihr sprechen.“
    „Trinken Sie auch ein Glas Wein, Mylord?“
    „Ja.“
    „Wollen Sie ihn gemeinsam mit Ihrem … Ihrem Sohn trinken?“
    „Nein“, sagte der Graf plötzlich wütend. „In der Bibliothek. Sie machen mich nervös.“
    Matt ging ins Büro zurück.
     „Der Graf scheint den jungen Mann nicht besonders zu mögen“, sagte er zu Jane.
    „So? Wie kommst du darauf?“
    „Er will seinen Wein allein trinken.“
    Er stellte zwei Gläser und eine Flasche Wein auf ein Tablett.
    „Ich weiß, warum“, meinte Jane. „Er erinnert ihn zu sehr an die Gräfin. Das wird die Sache vielleicht noch komplizierter machen.“
    „Er will dich sprechen, Jane.“
    „Das ist gut. Ich werde versuchen, etwas herauszubekommen. Kümmere dich inzwischen um den Braten, Matt.“
     

     
    Matt brachte dem Grafen seinen Wein und klopfte dann an der Tür des Eßzimmers.
    „Das wird Sie erfrischen, Mylord“, sagte er zu dem jungen Mann, während er ihm den Wein servierte. „Darf ich fragen, ob Sie Englisch sprechen?“
     „Ja, ein wenig“, antwortete der junge Mann.
    Matt stand unschlüssig da. Er wagte nicht, dem Unbekannten Fragen zu stellen, zumal dieser ihn gar nicht wahrzunehmen
    schien. Er starrte nur aus dem Fenster.
    Matt blieb nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. Nachdenklich kehrte er ins Büro zurück.
     „Aus dem bekommen wir kaum etwas heraus“, sagte er vor sich hin. „Wahrscheinlich hat der Graf ihm verboten, sich zu äußern.“
    Zur gleichen Zeit sprach der Graf mit Jane.
    „Geben Sie ihm keinesfalls das Zimmer meines Sohnes, Jane“, sagte der Graf. „Ich habe dem Jungen erzählt, Fred sei im Ausland umgekommen. Frederick hat seit Jahren das Schloß nicht mehr betreten. Entfernen Sie alle seine Sachen, packen Sie alles in Koffer. Dann denkt er, wir hätten Freds Sachen nach seinem Tod mitgebracht. Mein neuer Sohn hat nichts dabei. Wenn Sie ihm Kleider von Fred geben, tun Sie so, als müßten Sie sie erst aus dem Koffer holen.“
    „Wie soll er denn gestorben sein, Mylord?“
    „Bei einer Schlägerei. Ich habe ihn als ziemlich verkommenen Jungen geschildert, der Drogen genommen hat. Er hat schlechte Lokale aufgesucht, und bei einem Streit ist es dann passiert.“
    „Und was für eine Rolle spielt Ihr neuer Sohn bei der ganzen Sache, Mylord?“
    „Das habe ich Ihnen bereits vor meiner Abreise gesagt. Ich will aller Welt einen lebendigen Sohn präsentieren, der wohlauf ist. Sie haben mir gesagt, daß man anfängt, sich zu wundern. Niemand hat Fred gesehen, seit er in England ist.“
    „Meinen Sie, Mylord?“
    „Ich bin ganz sicher.“
    „Und die Gräfin, Mylord?“
    „Ach ja, die Gräfin. Das ist ein schwieriger Punkt. Ich habe meinem Gast erzählt, daß seine Tante Claire an einer Augenkrankheit leidet. Er glaubt, sie liege in ihrem Zimmer.“
    „In ihrem Zimmer?“
    „Ja, in dem Zimmer neben dem meinen. Und dort werden sie auch meinen neuen Sohn sehen und die Gäste, die wir einladen.“
    „Sie wollen die Gräfin zeigen, Mylord?“
    „Nun, natürlich

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