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034 - Die toten Augen

034 - Die toten Augen

Titel: 034 - Die toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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mitnehmen. Bereiten Sie sich auf Ihre Rolle als mein Sohn vor. Gehen wir jetzt zum Essen.“
    Im Speisesaal des Hotels aßen wir schweigend. Der Graf schien in Gedanken versunken und sah mich kaum an. Ich bereute es schon wieder, so rasch zugestimmt zu haben.
    Ich war von Natur aus mißtrauisch, aber vielleicht hatte ich unrecht. Nun, ich würde ja sehen. Ich wollte schließlich nicht aus Feigheit meine Zukunft aufs Spiel setzen.
    Ich hob die Augen und sah, daß er mich musterte. Sein Blick ließ mir kalte Schauer den Rücken herunterlaufen, ich wußte nicht warum. In diesem Augenblick fragte ich mich das erstemal, ob der Graf nicht verrückt sei. Sein Blick erinnerte mich an den gewisser Raubtiere, vor denen man sich in acht nehmen mußte, auch wenn sie scheinbar gezähmt waren. Doch ich schob diese Gedanken schnell wieder beiseite.
    „Ich möchte meinem Hausmeister und meiner Verlobten Bescheid sagen, daß ich verreise“, sagte ich beim Kaffee.
    „Sie haben keine Zeit mehr dazu. Unser Zug geht in einer Stunde. Rufen Sie an, wenn Sie wollen. Aber verraten Sie nichts von unserer Vereinbarung. Haben Sie Ihren Paß bei sich?“
    „Ja.“
    „Gut.“
    Wir standen auf, er bezahlte die Rechnung und begleitete mich dann zum Telefon. Er wich keinen Schritt von mir. Wir fuhren zum Bahnhof, und er kaufte eine Fahrkarte für mich. Ich ließ alles mit mir geschehen.
    Wir stiegen in den Zug. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so ganz ohne Gepäck zu verreisen. Ich fühlte mich ein wenig überrumpelt, fast wie ein Gefangener, den man zur Verurteilung führt und keine Sekunde mehr aus den Augen läßt.
    Wir saßen allein in einem Abteil erster Klasse und schwiegen. Er hatte Zeitungen besorgt, in die wir uns vertieften.
    Dann fuhren wir aufs Schiff. Das Meer war etwas unruhig. Am frühen Morgen passierten wir die englische Grenze. Ein kleiner Bummelzug brachte uns zu dem Dorf in der Nähe des Schlosses.
    „Ich habe vergessen, uns anzumelden“, sagte der Graf. „Wir müssen zu Fuß gehen. Aber es ist nicht sehr weit.“
    An dem kleinen, verlassenen Kleinstadtbahnhof stiegen wir aus. Die Umgebung war fremd, ungewohnt für mich.
    „Gehen Sie ein paar Meter hinter mir“, ordnete der Graf an. „Ich will nicht, daß man uns zusammen sieht. Man glaubt, Sie seien im Schloß. Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn Sie wieder zu mir kommen dürfen.“
    Es war wie ein böser Traum. Ich war ganz verwirrt und ziemlich müde. Ich lief hinter dem Grafen her. Wir begegneten niemandem. Der Weg wurde immer schmaler. Wir stiegen eine Anhöhe hinauf.
    Und dann sah ich plötzlich das Schloß. Ich war ganz enttäuscht. Es hatte nichts Romantisches an sich. Eine Art Festung ohne Türme. Kein Efeu, keine Zugbrücke. Keine Wassergräben. Die Eingangstür war groß, aber nicht majestätisch. Ein ziemlich trauriger Anblick. Es gab fast keine Bäume im Park. Der Himmel war grau. Es begann zu regnen. Bedrückt senkte ich den Kopf. Da hörte ich den Grafen rufen. Er stand in der Eingangstür und bedeutete mir, näherzutreten. Hatte er geläutet? Ja, wahrscheinlich, denn zwei Leute kamen herbeigelaufen, es waren wohl Dienstboten, aber sie sahen ziemlich fein aus.
    „Ich stelle Ihnen meinen Sohn vor“, sagte der Graf.
    Noch nie habe ich so erstaunte Gesichter gesehen. Die Augen fielen ihnen fast aus dem Kopf.
    „Ihr … Ihr Sohn, Mylord?“ sagte die Frau stotternd.
    Die beiden Dienstboten waren ebenso erstaunt wie ich, vielleicht auch entsetzt. Ich hatte das Gefühl, daß sie sogar zitterten.
    Ich warf einen Blick auf den Grafen. In seinen Augen waren Grausamkeit und Angst zu lesen.
     

     
    Ich lebte nun schon einige Tage im Schloß. Ich hatte nichts zu tun und war gezwungenermaßen schweigsam. Denn der Graf sprach kaum mit mir. Selbst bei den gemeinsamen Mahlzeiten wurde das Schweigen nicht gebrochen. Ich hätte mich sicher gelangweilt, wenn nicht ständig etwas Geheimnisvolles in der Luft gelegen hätte, das mich neugierig machte und zugleich auch etwas beunruhigte.
    Zunächst einmal merkte ich deutlich, daß man mich beobachtete und überwachte. Wenn ich in der Bibliothek saß und las, öffnete sich plötzlich die Tür, und der Graf oder einer der beiden Dienstboten traten ein. (Die beiden hießen übrigens Jane und Matthew und waren verheiratet.)
    Sie sagten dann: „Oh, Entschuldigung.“
    Meistens sprach man mich in französischer Sprache an.
    Das passierte mir überall, in der Bibliothek, im Salon und in meinem Zimmer. In mein Zimmer kam meistens

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