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034 - Die toten Augen

034 - Die toten Augen

Titel: 034 - Die toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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ich einen besonderen Grund hatte, hierher zu kommen. Ich muß Sie um etwas bitten, und das konnte ich Ihnen nicht schreiben.“
    Worauf wollte er nur hinaus? Was war das große Geheimnis?
    „Nun?“ fragte ich, als er schwieg.
    „Es handelt sich nicht einfach um einen Besuch“, erklärte er. „Sie haben doch in Ihrem Brief zu verstehen gegeben, daß Sie in finanziellen Schwierigkeiten sind.“
    „Ja.“
    „Und Sie haben vor, sich eine Wohnung zu nehmen, wenn Sie verheiratet sind. Ihre Verlobte ist übrigens eine reizende Person. Ich hatte Gelegenheit, sie vorhin zu beobachten, als Sie bei ihr im Laden waren. Und Sie wollen auch ein Geschäft kaufen, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte ich heiser. Ich ahnte, worauf er hinauswollte.
    „Nun gut, ich bin bereit, Ihnen die nötigen Geldmittel für Ihre Pläne zur Verfügung zu stellen. Sie nennen mir eine Summe, gleichgültig wie hoch sie ist, und ich werde sie Ihnen geben.“
    „Ich möchte das Geld nur ausleihen“, sagte ich rasch.
    „Sicher.“
    Schweigen. Irgend etwas hing noch in der Luft. Ich wußte nicht recht, woran ich war. Er bot mir Geld und einen Aufenthalt im Schloß an. Und was sollte ich dafür tun?
    „Als Gegenleistung erwarte ich von Ihnen ganz einfach dies“, fuhr er rasch fort, als habe er meine Gedanken gelesen. „Sie sollen, sobald Sie im Schloß sind, die Rolle meines Sohnes spielen.“
    „Die Rolle Ihres Sohnes?“ wiederholte ich verblüfft.
    „Ja, Fred.“
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. „Warum soll ich das denn tun?“ fragte ich verwundert.
    „Ich habe es Ihnen schon erklärt. Die Leute, die in unserer Umgebung wohnen, vor allem die benachbarten Schloßbesitzer, wissen nicht, daß mein Sohn gestorben ist. Alle glauben, er sei bei uns, verstehen Sie? Und da man zu munkeln beginnt, möchte ich, daß er sich zeigt. Sie werden diese Rolle spielen. Was sagen Sie dazu? Sind Sie bereit, das zu tun?“
    Ich erhob mich und ging im Zimmer auf und ab.
    „Diese Rolle wird nicht leicht zu spielen sein“, wandte ich ein. „Doch“, widersprach der Graf. „Sie müssen gar nichts tun als lächeln.“
    „Aber das ist doch Betrug“, meldete ich meine Bedenken an.
    „Ich könnte Sie auch adoptieren“, sagte er rasch. „Wenn ich sterbe, bekommen Sie mein ganzes Vermögen.“
    Das klang sehr verlockend. Aber eine innere Stimme warnte mich eindringlich. Das alles kam mir zu schön, zu außergewöhnlich vor.
    „Sie bleiben … sagen wir einen Monat lang im Schloß. In dieser Zeit empfangen wir einige Besucher, und dann gehen wir drei nach Frankreich zurück. Sie, die Gräfin und ich. Meine beiden Dienstboten begleiten mich, Sie brauchen nur ja zu sagen.“
    „Meine Güte“, sagte ich, „es fällt mir wirklich schwer, Ihnen das abzuschlagen. Aber wenn der Schwindel ans Licht kommt?“
    „Keine Gefahr. Betrachten Sie das Ganze als amüsante Komödie. Ich habe mir alles gut überlegt. Nun müssen Sie sich entscheiden.“
    „Und die Gräfin?“ fragte ich noch zögernd.
    „Ich werde es ihr sagen, und sie wird sicher einverstanden sein. Nun, haben Sie sich entschlossen?“
    „Hören Sie, ich bin einverstanden. Aber nur für einen Monat. Auf Probe. Dann sehen wir weiter. Außerdem bin ich verlobt“, fügte ich hinzu.
    Er sah mich durchdringend an. „Haben Sie dem Blumenmädchen gesagt, daß Sie uns geschrieben haben?“
    „Nein.“ Doch, natürlich hatte ich es ihr gesagt. Das fiel mir in diesem Augenblick wieder ein. Ich wurde rot. Aber der Graf schien es nicht bemerkt zu haben.
    „Nun, im Grunde ist das auch ganz unwichtig“, sagte er. „Darüber sprechen wir später. Wir wollen uns damit nicht aufhalten. Im Augenblick ist es das Wichtigste, daß Sie auf mein Schloß kommen. Haben Sie ‚Ja’ gesagt? Sie können es sich noch überlegen. Allerdings möchte ich heute noch abreisen. Haben Sie einen Paß?“
    „Ja, ich besitze einen.“
    Gestern erhielt ich den Paß. Ich verriet ihm nicht, daß ich ihn mir in der Hoffnung besorgt hatte, eingeladen zu werden.
    „Sehr gut. Sie sind also einverstanden?“
    „Ja, sicher. Heute noch, sagten Sie? Ich muß erst meinen Koffer packen.“
    „Das ist nicht nötig. Im Schloß werden Sie Freds Kleider vorfinden. Seinen Rasierapparat, sogar eine neue Zahnbürste. Übrigens, Sie heißen von jetzt an Fred, vergessen Sie das nicht. Und wenn ich Ihnen seine Kleider zur Verfügung stelle, so deshalb, daß Sie sich besser in Ihre Rolle hineinleben können. Deshalb möchte ich nicht, daß Sie etwas

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