034 - Totentanz der Ghouls
zuckte gleichgültig mit den Schultern. Hatte er verstanden, was ich sagte? War ihm meine Nationalität egal?
»Still«, sagte er und hob warnend den Finger. »Besser still, sonst…«
Er verschwand wieder, und ich wünschte mir, Conans Kräfte zu besitzen, dann hätte ich diese verfluchten Gitterstäbe auseinandergebogen und wäre getürmt. Aber ich war nicht Conan, der Barbar, sondern Tony Ballard, der Dämonenjäger. Und ein Dämon, ein Oberdämon, hatte meine Freundin entführt – Atax!
»Ich muß hier raus!« seufzte ich. »Ich muß hier raus! Ich muß hier raus…!«
Wie ein gereizter Panther rannte ich auf und ab. Bei jedem Schritt stampfte ich wütend auf. Aber was nützte das? So kam ich nie frei.
Wie lange gedachten sie, mich festzuhalten?
Ich hatte von Engländern gehört, die in Jugoslawien Urlaub machten, dort einen Autounfall verschuldeten und drei Monate auf ihren Prozeß warten mußten. Aber nicht im Hotel, sondern im Gefängnis.
Doch das war in Jugoslawien gewesen, in einem Ostblockstaat.
Griechenland gehörte zum Glück nicht zu den Warschauer-Pakt-Staaten, wenngleich es im Moment für mich auch danach aussah.
Eine Stunde ließen sie mich schmoren. Dann erschien ein Mann mit Brille, bleichgesichtig, mager, die Wangen eingefallen, die Finger knöchern. Er schien nicht gesund zu sein, oder er hatte eine schwere Krankheit hinter sich und sich von ihr noch nicht erholt.
Als er mich in meiner Muttersprache anredete, hätte ich ihm am liebsten umarmt, doch daran hinderten mich vor allem die Gitterstäbe.
»Ich komme mir vor wie ein Affe im Käfig«, sagte ich. »Können Sie das nicht ändern?«
»Ich bin Komissar Alexis Vassis«, sagte er. »Ist Tony Ballard Ihr richtiger Name?«
»Aber ja, er steht doch in meinen Papieren.«
»Die können gefälscht sein.«
»Meine Güte, halten Sie mich für einen internationalen Gangster? Ich bin Privatdetektiv. Ihre Leute haben meine Lizenz.«
»Auch die kann gefälscht sein.«
»Ja, ja, vielleicht bin sogar ich gefälscht!« schrie ich ärgerlich.
»Entschuldigen Sie, Kommissar Vassis«, lenkte ich dann aber ein, denn mit Schreien erreichte ich garantiert überhaupt nichts. Ruhig, aber eindringlich sagte ich: »Okay, ich habe einen Unfall gebaut, der Wagen ging in Flammen auf, ich blieb nicht beim Fahrzeug, aber es kam doch niemand zu Schaden.«
»Doch, die Leihwagenfirma.«
»Das habe ich telefonisch geregelt.«
»Warum liefen Sie davon, Mr. Ballard? Eine Kurzschlußhandlung?«
»Nein, ich hatte es eilig.«
»Sind Sie alkoholisiert?«
»Nein.«
»Sind Sie mit einer Blutabnahme durch unseren Amtsarzt einverstanden?«
»Nein. Ich habe nichts getrunken, keine Drogen genommen, ich bin völlig in Ordnung, Kommissar.«
Der Grieche schüttelte den Kopf. »Jemand, der völlig in Ordnung ist und ein reines Gewissen hat läuft nach einem Autounfall nicht weg, Mr. Ballard, dem müssen Sie doch beipflichten.«
»Na schön, es sieht so aus, als hätte ich etwas zu verbergen, aber glauben Sie mir, das ist nicht der Fall. Würden Sie mir endlich erlauben, mit meiner Botschaft zu telefonieren? Sie wissen, daß Sie nicht das Recht haben, mir das zu verwehren.«
»Was halten Sie von meiner Theorie, im Leihwagen befand sich Rauschgift, Mr. Ballard?«
»Nichts, absolut gar nichts, Kommissar. Ich bin kein Heroin-Hai.«
»Wenn der Stoff nicht restlos verbrannt ist, müssen Sie sich darauf einrichten, daß Sie unsere Gastfreundschaft sehr lange in Anspruch nehmen werden.«
Ich seufzte. Das war doch wirklich das Verrückteste, was mir je passierte. Man hielt mich für einen Rauschgiftgangster. Mit Stoff sollte ich durch Athen kutschiert sein. Ich, der jede Form von Rauschgift auf das entschiedenste ablehnt. Wenn ich von einem Schlagersänger weiß, daß er Drogen nimmt, gefallen mir seine Schallplatten nicht mehr.
So einen Mann verdächtigte die Polizei hier, ein Rauschgifthändler zu sein. Ich versagte es mir, mich darüber zu entrüsten. Wenn ich Kommissar Vassis verärgerte, ging er und vergaß mich womöglich in diesem vergitterten Loch.
»Wie kam es zu dem Unfall, Mr. Ballard?« fragte er.
»Irgend etwas hat mich abgelenkt«, sagte ich. Wenn ich von Atax erzählt hätte, hätte er gedacht, ich wollte ihn auf den Arm nehmen.
»Ich weiß nicht mehr, was es war. Der Schock…« Es war immer gut, sich auf den Schock herauszureden.
»Was ist der Grund Ihres Griechenlandaufenthalts?«
»Ich verbringe hier meinen Urlaub«, log ich.
Atax, Cuca, Silver
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