034 - Totentanz der Ghouls
II, Roxane, eine Hexe aus dem Jenseits, Mr. Silver, ein Ex-Dämon… Ach Gott, das alles konnte ich Alexis Vassis einfach nicht zumuten.
»Kamen Sie allein nach Athen?«
»Nein«, antwortete ich dummerweise. »Mit meiner Freundin.«
»Wie ist ihr Name?« wollte der Kommissar sofort wissen.
»Vicky Bonney.«
»Wo ist sie?«
Atax hat sie, verdammt noch mal! schrie es in mir. Und ich weiß nicht, was er ihr vielleicht gerade in diesem Moment antut!
»Wieso saß Miß Bonney nicht neben Ihnen im Wagen, Mr. Ballard?«
»Weil… weil … weil wir uns gestritten hatten.«
»Im Urlaub?«
»Denken Sie, so etwas kann im Urlaub nicht vorkommen? Wir waren unterschiedlicher Meinung, ein Wort ergab das andere. Vicky verlangte, ich solle anhalten, und dann stieg sie aus.«
»Und Sie fuhren allein weiter.«
»So ist es.«
»Hatten Sie ein bestimmtes Ziel, Mr. Ballard?«
»Ja, ich wollte zu meinem Hotel zurückfahre.«
Er fragte mich nach dem Namen des Hotels. Ich nannte ihn. Und der Kommissar sagte: »Ach, würden Sie mir doch bitte mal erklä- ren, wieso Sie in die verkehrte Richtung fuhren, Mr. Ballard? Ihr Hotel liegt in der entgegengesetzten Richtung.«
»Ich bin zum erstenmal in Athen, ich kenne mich in der Stadt noch nicht so gut aus, und ich war wütend, da muß ich wohl die Orientierung verloren haben.«
Er nickte versonnen. »Ich verstehe.«
So nicht, dachte ich. So kriegst du mich nicht, du Fuchs. Er glaubte mir natürlich kein Wort, aber selbst wenn er mir tausend Fragen stellte, würde ich darauf tausend Antworten haben. Ich war schon als Kind um eine Ausrede nie verlegen gewesen.
»Warum erzählen Sie mir nicht die Wahrheit, Mr. Ballard?« fragte Kommissar Vassis geduldig.
Eigentlich bewunderte ich seine Ruhe. Ihn schien nichts aus der Fassung bringen zu können. Doch, es gab jemanden, bei dessen Erscheinen selbst Alexis Vassis aus den Pantinen gekippt wäre: Atax!
Zum erstenmal wünschte ich mir, daß Atax auftauchte, aber den Gefallen erwies mir die Seele des Teufels nicht. Wenn er wußte, daß ich hier festsaß, freute er sich darüber bestimmt diebisch.
»Ich spreche die ganze Zeit nur die Wahrheit«, behauptete ich.
»Ich schlage vor, wir fangen noch mal von vorn an.«
»Gütiger Himmel, tun Sie mir das nicht an.«
»Versetzen Sie sich doch mal in meine Lage, Mr. Ballard.«
»Das würde ich furchtbar gern tun, und ich würde dann auf der Stelle dieses schmucke Gebäude verlassen.«
»Ich fürchte, daraus wird so bald nichts werden.«
»Warum wollen Sie sich mit mir belasten? Ich bin sicher, Sie haben Wichtigeres zu tun, Kommissar. Gewähren Sie mir einen Anruf, nur einen einzigen Anruf, und wir trennen uns in Kürze als Freunde.«
Er schien gründlich über meine Worte nachzudenken, und ich hoffte, daß er sich für und nicht gegen mich entschied. Schließlich nickte er, und ich hatte bereits so gut wie gewonnen.
Ich telefonierte mit dem Botschafter persönlich, und er versprach mir, sich mit meinem Partner, dem reichen Industriellen Tucker Peckinpah, in Verbindung zu setzen.
Peckinpah besaß geradezu phantastische Kontakte zu hochgestellten Leuten überall auf der Welt. Es würde ihm gelingen, mich loszueisen. Während diese wichtigen Blitzgespräche über die höchsten Köpfe hinweg geführt wurden, steckte man mich wieder in meine Zelle.
»Wieder daheim«, brummte ich sarkastisch, als sich die Gittertür hinter mir schloß. Ich lehnte mich an die Stäbe und fragte mich, wie weit die Ermittlungen von Roxane und Mr. Silver inzwischen gediehen waren.
Hatten die beiden mittlerweile Cucas Spur gefunden? War es schon zu der nicht ungefährlichen Begegnung mit der Hexe gekommen? Wußten meine Freunde bereits, wo Silver II lebte?
Was würden sie danach tun? Ins Hotel zurückkehren? Auf meine und Vickys Rückkehr warten? Freunde, ich sitze hier fest, und Vicky schafft eine Rückkehr aus eigener Kraft nicht!
Die Zeit verrann wie zähflüssiger Sirup. Jede Minute schien aus Gummi zu bestehen. Sie zog sich endlos in die Länge. Die Sekunden waren für mich glühende Nadeln, die sich schmerzhaft in mein Gehirn bohrten.
Beeile dich, Partner! dachte ich. Hol mich hier raus! Ich muß zu Gizikis!
Natürlich konnte ich sicher sein, daß Tucker Peckinpah sich für mich anstrengte. Unmögliches erledigte er für mich immer sofort, nur wenn ich Wunder von ihm verlangte, mußte ich mich ein wenig gedulden.
Ich hörte ihn förmlich herumtelefonieren. Er kannte ja Gott und die Welt. Wenn er mit dem
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