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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht feststellen, aber draußen auf dem Gang hörte sie laute Stimmen und Schritte. Dort war einiges los. Was im Einzelnen gesprochen wurde, konnte sie allerdings nicht verstehen; die Schallisolierung war entschieden dagegen.
    Nicole versuchte zu rufen und auf sich aufmerksam zu machen. Aber Hawkens war so clever gewesen, ihr ein paar Lagen des Verbandsstoffes auch über den Mund zu ziehen und sie somit halbwegs zu knebeln. Sie vermochte kaum den Unterkiefer zu bewegen, und die Laute, die sie ausstoßen konnte, wurden von dem Material zum größten Teil geschluckt. Kaum eine Chance, mit den Hilferufen nach draußen auf den Korridor vorzudringen!
    Nicole versuchte die Fesselung zu dehnen. Aber sie besaß nicht genügend Bewegungsspielraum dafür. Wo der Stoff sich gedehnt oder verschoben hätte, befanden sich Pflastersteifen, die alles fest zusammenhielten. Nach ein paar Minuten vergeblicher Anstrengung gab sie es auf und versuchte statt dessen, mit kräftigem Zungendruck den Verbandsmull vor ihrem Mund zur Seite zu schieben.
    Draußen auf dem Gang wurde es ruhiger. Die Hektik ließ nach.
    Lieber Himmel, laß wenigstens einen Mann dableiben, flehte Nicole und verstärkte ihre Anstrengungen. Endlich schaffte sie es - und fand den Stoff, der gerade noch ihren Mund bedeckt hatte, jetzt wesentlich gelockerter zwischen ihren Zähnen vor.
    Die allgemeine Fessselung war davon aber zu ihrem Leidwesen nicht betroffen.
    »Hilfe!« schrie sie mit aller Lungenkraft. »Ich bin überfallen und gefesselt worden! Hört ihr mich ? Ich bin hier in einer Garderobe! Hilfe!«
    Sie mußte fast eine Minute lang schreien, bis sie eine Reaktion auf dem Korridor zu bemerken glaubte. Sie war schon fast heiser und verwünschte die Schallisolierung. Endlich klopfte jemand an die Tür.
    »Sind Sie da drin?« vernahm sie eine dumpfe Stimme.
    »Ja! Holt mich raus!« schrie sie.
    Jemand drückte auf die Türklinke. Aber die Garderobe war abgeschlossen. »Warten Sie noch etwas«, rief ihr Befreier. Stimmengemurmel folgte, dann wurde es ruhig. Aber nach ein paar Minuten wurde das Schloß von außen geöffnet. Ein Angestellter der Music Hall mit einem Nachschlüssel stand in der Tür und wurde von zwei Uniformierten beiseite geschoben. Sie stürmten auf Nicole zu, stutzten, als sie die ungewöhnliche Art der Fesselung erkannten und begannen dann, die Verbandsstreifen mit starken Messern aufzutrennen.
    Nicole atmete auf.
    »Wer hat das getan?« fragte einer der Wachmänner.
    »Hawkens«, keuchte sie. Sie richtete sich halb auf und begann ihre Gliedmaßen zu massieren, um das stellenweise durch Abschnürung gestockte Blut wieder in Fluß zu bringen. Sie räusperte sich, aber die Heiserkeit blieb. Da ahnte sie, daß sie für die nächsten Stunden erhebliche Schwierigkeiten mit dem Sprechen bekommen würde.
    »Jim Hawkens, der Pianist? Unmöglich! Der steht oben auf der Bühne und probt…«
    »Er war es trotzdem«, beharrte Nicole.
    »Sie müssen sich irren, Miß…«
    »Was ich muß, ist, in Samaras Garderobe nach meinem Chef suchen! Professor Zamorra… er sollte dort mit Samara Zusammentreffen…«
    »Der ist doch auch auf der Bühne! Was erzählen Sie da für Räubergeschichten? Himmel, Samaras Garderobe… das ist doch die, die ausgebrannt ist…«
    »Ausgebrannt?« krächzte Nicole und fuhr hoch. Ehe die Männer sie festhalten konnten, stürmte sie auf den Gang hinaus. Es stank nach verbranntem Holz und Kunststoff und nach einer undefinierbaren Masse, die aus einer halb offenen Tür quoll. Das war die Garderobe. Nicole stürmte hinüber und sah hinein.
    Chaos und Lösch-Schaum, der verhärtete. Von Zamorra und Samara war nichts zu sehen, aber das Fenster war zerstört. Nicole versuchte durch die Masse zum Fenster zu gehen, aber sie merkte sofort, daß das unmöglich sein würde. Das Zeugs war nicht hart genug, um ihr Gewicht zu tragen, und unter der verkrusteten Oberfläche war es zäh und klebrig wie Sirup. Sie würde entweder steckenbleiben oder die Masse nicht mehr von Schuhen und Jeans bekommen.
    Die Wachmänner waren hinter ihr. »Miß…«
    Sie fuhr herum. »Haben Sie jemanden aus diesem Raum geborgen?« fragte sie kratzig. Hinten im Rachenraum, der Kehle nah, schmerzte es.
    »Nein… aber jetzt verraten Sie uns endlich, was das alles soll!«
    »Samara und Hawkens sind auf der Bühne?« fragte sie zurück.
    »Ja, natürlich, und…«
    »Okay. Dann bringen Sie mich jetzt bitte dahin! Ich bin von Hawkens überfallen und gefesselt worden, und

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