0342 - Schädeltanz
nun überhaupt in Sachen Vampir zu unternehmen?«
»Ich binde dich an einen Baum und warte«, grinste er.
»Ekelhaftes Scheusal.«
»Sehr angenehm - Gryf ap Llandrysgryf. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Hat dir schon mal einer gesagt, daß du ein Schuft bist?« fauchte Panchita. »Jetzt mal im Ernst, Amigo. Was wirst du tun?«
»Ich werde eine Falle vorbereiten. An einem geeigneten Platz werde ich sowohl Lock- als auch Bannmagie vorbereiten. Der Vampir wird sich, sobald er bei Dunkelheit erwacht, angezogen werden. Er wird kommen -und dich hier sehen.«
»Aha.«
»Natürlich. Zwar nicht an einen Baum gebunden, aber du solltest schon hier sein und so ahnungslos und harmlos wie möglich tun. Er wird glauben, daß von dir eine Ausstrahlung ausgeht, die ihn angelockt hat. Und er wird sich auf dich stürzen.«
»Und mir in den Hals beißen.«
Gryf grinste. »Welcher mit Knoblauch eingerieben wurde. Es lähmt ihn ein wenig. Du wirst ein geweihtes Kreuz unter der Bluse tragen, mit dem du dich schützen kannst, und du wirst ein paar Weißdornzweige bekommen, die ich noch besorge und die du zunächst verborgen halten kannst, um ihn anschließend damit zu verprügeln. All diese kleinen Dinge schaden dem Vampir außerordentlich. Er wird sehr geschwächt sein. Wenn er fliehen will, wird er merken, daß er sich in einem Bannkreis befindet, den er wohl ungehindert betreten konnte, den er aber nicht mehr verlassen kann. Der Bannkreis wird ihn weiter schwächen. Dann bekommt er den erlösenden Eichenpflock ins Herz getrieben und wird bei Tagesanbruch unwiderruflich zu Staub zerfallen.«
»Aha. Und warum dieser ganze Umstand? Du könntest doch gut auf meine Mitwirkung verzichten.«
»Schon, aber es wirkt dann glaubwürdiger, wenn er dich findet«, sagte Gryf. »Außerdem ist die Anwendung der diversen Mittelchen eine Art Test. Wenn er wie geschildert darauf reagiert, ist er tatsächlich ein Vampir. Wenn er es nicht tut, sondern sich weder von Knoblauchduft, Kreuz noch Weißdorn einschüchtern läßt, ist er ein Mensch, der eine perverse Mordlust sein eigen nennt.«
»Und der mich dann kaltmacht, nicht wahr?«
»Dazu wird auch er nicht kommen«, sagte Gryf. »Du vergißt, daß ich in der Nähe bin. Du bist nur der Köder, mehr nicht. Es geschieht dir nichts.«
»Sagte der Negerhäuptling zur Ziege, als er sie an die Löwenfalle band.«
»Dein Pessimismus ist bewundernswert«, sagte Gryf. »Jetzt müssen wir nur noch eine passende Stelle für die Falle finden.« Er sah sich um.
Sie befanden sich in einer kleinen Senke. Am Südende stand eine verfallene Ruine, umgeben von einem kleinen gemauerten Gärtchen. Große Laubbäume warfen ihren Schatten über das Gelände. Der Wind strich warm über die Gräser. Die Vögel…
Die Vögel waren verstummt. Die Insekten schwirrten nicht mehr. Plötzlich fiel Gryf die unglaubliche Stille auf, die hier herrschte. Das war unnormal. Eigentlich mußte es hier von tierischem Leben nur so wimmeln. Das Gärtchen war auch heute noch künstlich bewässert, das Land an dieser Stelle fruchtbar. Wo Pflanzen gedeihen, gedeiht auch die Tierwelt.
Aber die Tierwelt schwieg.
Es war still. Totenstill.
Plötzlich spürte Gryf die Gefahr. »Weg hier«, stieß er hervor. Er wollte nach Panchitas Hand greifen, sie mit sich in den zeitlosen Sprung reißen.
Erst viel zu spät wurde im klar, daß Panchita nicht in Gefahr gewesen war. Es ging um ihn, den Druiden.
Und die Falle schnappte zu.
***
Die Rothaarige triumphierte. Der Dhyarra-Kristall aktivierte die magischen Symbole, aus denen die Falle gebildet worden war. So ähnlich, wie Gryf den Vampir, den es nicht gab, hatte fangen wollen, war er selbst gefangen worden.
Die Rothaarige war überrascht gewesen, daß der Druide so bald auftauchte. Aber er mußte es einfach sein. Wer sonst als ein Silbermond-Druide bewegte sich so sprunghaft mit Hilfe von Magie von einem Punkt zum anderen? Durch seine zahlreichen zeitlosen Sprünge hatte er sich verraten.
Die Schädel der toten Druiden hatten ihn erkannt. Sie hatten der Rothaarigen mitgeteilt, daß der Gesuchte gekommen war. So brauchte sie nur noch die Falle vorzubereiten. In jenem Moment, als er sich sicher fühlte, schlug sie zu. Jetzt brauchte sie ihn nur noch in ihren Unterschlupf zu schaffen. Ärgerlich war nur, daß er von diesem Mädchen begleitet worden war.
Aber was sollte das Mädchen schon ausrichten?
Mit der Macht des Dhyarra-Kristalls ließ die Rothaarige Gryf vor den Augen Panchitas
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