0342 - Schädeltanz
verschwinden. Der Druide wurde in die verborgenen Gewölbe versetzt, in denen die Rothaarige residierte. Magische Fesseln schlangen sich um seinen Körper und um seinen Geist, so daß er seine Druidenkraft nicht mehr einsetzen konnte.
Gryf war so hilflos wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Und draußen in der Senke stand eine junge Mexikanerin, die noch nicht einmal so richtig begriffen hatte, daß ihr seltsamer Begleiter vor ihren Augen entführt worden war. Es war einfach alles viel zu schnell gegangen.
Fassungslos stand sie da und war der Ansicht, daß er sich vorübergehend von ihr entfernt hatte, um die benötigten Dinge zu besorgen, wie Knoblauch, geweihtes Kreuz und Weißdornzweige.
Den Ausdruck namenlosen Entsetzens in seinem Gesicht bei seinem Veschwinden hatte sie nicht bemerkt.
***
»Da ist etwas«, sagte Nicole. Sie trat auf die Bremse. Mit einem Ruck blieb der Chevrolet stehen.
»Was ist los?« wollte Zamorra wissen.
»Magie wurde freigesetzt«, bemerkte die Französin. »Ich kann sie nicht genau erkennen, aber ich habe einen Hauch gespürt.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß Nicole überaus empfänglich für magische Phänomene dieser Art war. Empfänglicher als er selbst. Wenn sie behauptete, einen Hauch von Magie gespürt zu haben, dann war das auch so.
»Wo war das? Kannst du es lokalisieren?«
»Auf jeden Fall nicht in der Nähe dieser drei Tempelruinen«, sagte Nicole. »Es muß etwas weiter südlich sein. Vielleicht einen Kilometer tiefer. Bloß scheint da keine Straße hinzuführen. Zumindest ist auf der Karte nichts dergleichen eingezeichnet.«
»Wir wollten den Wagen doch ohnehin etwas entfernt abstellen und uns anschleichen, nicht wahr?« brummte Zamorra. »Auch wenn, wie unser Freund Carsten Möbius immer sagt, laufen gesundheitsschädlich ist.«
»Sag mal, von Carsten und Michael haben wir auch lange nichts mehr gehört«, warf Nicole beiläufig ein. »Gibt’s die eigentlich noch?«
»Wahrscheinlich hat Carsten derzeit mit der Firma genug zu tun und keine Zeit für Abenteuer«, vermutete Nicole. »Sein alter Herr zieht sich ja immer mehr aus dem Firmenleben zurück, und ein weltweiter Konzern will auch erst mal verwaltet werden… wie wäre es, wenn wir so nahe wie möglich heranfahren?«
»Laß mal die Karte sehen, von welcher Seite wir am besten herankommen. Es muß auch Platz sein, daß ich den Wagen wenden kann. Ich habe keine Lust, bei einer eventuell nötigen Flucht drei bis siebzehn Kilometer im Rückwärtsgang fahren zu müssen.«
Es stellte sich heraus, daß der kürzeste Weg tatsächlich zu den drei Tempelruinen führte. Dort mußte auch Gelegenheit zum Wenden des Fahrzeugs sein. Nicole fuhr wieder an. Der Weg war holperig und schlecht befahrbar. Wer hierher kam, tat dies wohl entweder mit Geländefahrzeugen, Eselskarren oder Omnibussen und Lastwagen, deren große Räder die gewaltigen Unebenheiten des Weges einigermaßen ausglichen.
»Je weiter wir nach Süden vorstoßen und vom Highway abkommen, desto schlechter wird die Straße«, lästerte Tendyke. »Demnächst treffen wir ein Schild, auf dem steht: morgen wird hier mit der Planung eines Feldweges begonnen.«
»Spinner«, sagte Zamorra trocken.
Wenig später tauchten die Tempelruinen vor ihnen auf, Mauerreste aus riesigen Steinblöcken, ergänzt von etwas modernerem Bauwerk, das aber noch schneller wieder zusammengebrochen war. Zamorra betrachtete die Anlage eingehend.
Der anscheinend älteste Tempelrest lag am Berghang etwas abseits von den beiden anderen. Dafür war er aber auch die größte und beeindruckendste Konstruktion. Die beiden Bauwerke jüngeren Datums waren entschieden kleiner und größtenteils zerfallen.
»Da ist irgend etwas«, sagte Zamorra. »Erzählt mir, was ihr wollt, aber hier muß sich etwas befinden.«
»Aber ich habe es weiter drüben gespürt«, beharrte Nicole.
Zamorra zuckte mit den Schultern. Er wollte sich auf keine endlosen Diskussionen mehr einlassen, sondern etwas erreichen. Er wollte wissen, was an der Geschichte von dem Vampir dran war - und er wollte sein Amulett zurückbekommen.
»Gehen wir«, sagte er.
»Aber nicht ganz unvorbereitet«, warf Rob Tendyke ein. Er ging zum Kofferraum des Wagens und holte eine Reisetasche hervor, die er vor der Abfahrt vom Hotel dort verstaut hatte. Er öffnete sie und drückte Zamorra und Nicole je eine Pistole in die Hand. Eine dritte steckte er selbst ein.
»Was sollen wir damit?« fragte Zamorra
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