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0343 - Der Berater des Teufels

0343 - Der Berater des Teufels

Titel: 0343 - Der Berater des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ebenfalls hereingeholt wurden.
    Warum, dachte Tendyke, darf ich Bill besuchen, und Zamorra nicht? Was steckt dahinter? Immerhin kennt er Zamorra viel länger, war sogar mal ernsthaft in Nicole verliebt. Etwas stimmt hier nicht…
    Er gab noch ein paar Minuten zu, dann erhob er sich und ging zu den Lifts. Die Wachmänner sahen herüber, einer winkte und gab Tendyke zu verstehen, daß er den Fahrstuhl links außen nehmen sollte. Tendyke drückte auf die Ruftaste. Die Kabine mußte schon bereitgestanden haben, denn die Tür glitt sofort auf. Tendyke ließ sich nach oben fahren. In Bills Stockwerk stieg er aus und stand dann auf einem kurzen Korridor, der breit genug war, ein Lastauto hindurchfahren zu lassen.
    »Der Herr geruhen wohl recht feudal zu wohnen«, murmelte Tendyke. Es gab nur zwei Wohnungstüren, demzufolge mußte Bills Apartment sich wenigstens über die halbe Etage erstrecken. Tendyke suchte nach der richtigen Tür; er war noch nie hier oben gewesen.
    Direkt vor ihm wurde sie geöffnet. Bill Fleming stand in einem hellen Anzug vor ihm.
    »Komm herein, alter Freund«, sagte er. »Was führt dich denn hierher?«
    »Ich soll dir Grüße von Zamorra ausrichten«, sagte Tendyke.
    »Von Zamorra?«
    »Er wartet unten. Nicole auch.«
    Sie waren in einen großzügigen Wohnsalon getreten. Tendyke sah ein dunkelhaariges Mädchen im metallicblauen Overall. Das Mädchen starrte ihn an.
    Ein ungutes Gefühl überfiel Tendyke. Mit dem Mädchen stimmte etwas nicht. Er fühlte es. Es war wie ein körperlicher Schmerz, der von den Augäpfeln zum Gehirn und von da aus durch den ganzen Körper rann.
    Jetzt wußte er, warum Bill sich Zamorra gegenüber verleugnen ließ oder verleugnet wurde. Denn das Mädchen wußte nur zu genau, daß Zamorra es sofort durchschauen würde als das, was es war. Es ahnte nur nicht, daß Tendyke das noch viel schneller und besser fertigbrachte.
    Tendyke hob unwillkürlich die Hand. »Bill, du…«
    Im gleichen Moment überstürzten sich die Ereignisse. Alles ging blitzschnell.
    ***
    Wang Lee Chan hatte einen Verdacht.
    Er hegte ihn schon länger. Aber noch wagte er nicht, diesen Verdacht in Worte zu kleiden und seinem Herrn mitzuteilen. Denn wenn der ehemalige Mongolenfürst eines verabscheute, dann waren es Denunzierungen und noch mehr die Verbreitungen von Unwahrheiten als Gerücht. Deshalb wollte er erst ganz sicher sein, bevor er etwas verlauten ließ. Doch mehr und mehr verdichtete sich der Verdacht nun zur Gewißheit, daß Eysenbeiß ein falsches Spiel trieb.
    Beide dienten sie Leonardo deMontagne, dem Fürsten der Finsternis. Eysenbeiß war das Hirn, Wang Lee die Faust. Allerdings erlaubte sich die Faust des öfteren offene Kritik am Verstand des Hirns. Oft genug hatte Eysenbeiß offensichtliche Fehler gemacht, oft genug versagt. Dennoch hielt der Montagne ihn. Eysenbeiß’ Sinn für Intrigen und Ränkespiele war nicht zu übertreffen. Höchstens vom Fürsten der Finsternis selbst, und genau diese Fähigkeit war es, die einen Dämon im Reich der Schwefelklüfte groß werden lassen konnte.
    Wenn es danach ging, paßte Wang Lee eigentlich nicht in die Hölle.
    Er war wie Eysenbeiß ein sterblicher Mensch und demzufolge von den Dämonen nur respektiert, weil er zum direkten Gefolge des Fürsten gehörte. Verlor der Montagne seine Macht, würden die rivalisierenden Dämonen Eysenbeiß und Wang unverzüglich töten. Und sie würden es können. Denn Wang hatte seine Unverwundbarkeit verloren. Er war jetzt verletzbar wie jeder andere Mensch. Das Zeitparadoxon Bill Flemings hatte ihm die von Leonardo geschenkte Unverwundbarkeit genommen.
    Nicht einmal das schwarze Seelenfresserschwert besaß er noch. Er trug jetzt eine Klinge, die im Feuer der Hölle gehärtet worden war, aber keinen Zauber mehr in sich barg. Denn alles, was mit dem Zeitdämon Churk zu tun hatte, war verloschen.
    Wang Lee konnte sich nur noch auf seine kämpferischen Fähigkeiten verlassen. Er trainierte heftiger denn je. Er mußte den Verlust seiner Unverwundbarkeit ausgleichen. Auch dieser Verlust, dachte er grimmig, war eigentlich Eysenbeiß zuzuschreiben. Wenn Bill Fleming nicht mit dem Prydo experimentiert hätte, wäre das Zeitparadoxon nie entstanden. Wieder eines der Ränkespiele, die dem einstigen Großen der Sekte der Jenseitsmörder mißlungen war…
    Wang hielt nichts von Ränkespielen und Hinterhalten. Er kämpfte kompromißlos und hart, er fand nichts dabei, zu töten, wenn der Kampf es erlaubte. Aber er kämpfte

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