0343 - Der Satan schickt seine Rechnung
Geräusch im Unterholz. Ich begann wieder zu laufen.
Der Mann hatte einen Vorsprung von mindestens hundert Yards. Sekunden später sah ich ihn. Er hatte inzwischen den Hügelgrat erreicht, stand als Silhouette gegen den hellen Nachthimmel auf dem schräg abfallenden Hang.
Ich brachte die 38er in Anschlag und gab einen Warnschuß ab.
»Stehenbleiben!« schrie ich dann.
Blitzartig hechtete der Mann vorwärts. Seine Waffe bellte auf.
Auch ich schoß.
Ich hastete weiter.
Dann stand ich auf dem Hügelkamm, starrte hinunter. Nichts. Der Abhang war dicht bewachsen; unten glänzte das Wasser des Susquehanna, der hier in die Bay mündete.
Etwas langsamer setzte ich meine Suche fort. Die Chancen standen ziemlich schlecht. Ich mußte sehen, daß Verstärkung herankam. Das Gelände absperren und durchkämmen, das war die einzige Möglichkeit. Aber dazu brauchte man eine halbe Armee. Weiter westlich ging das Buschwerk in die riesigen Wälder über, die sich bis Harrisburg, Virginia hinaufzogen.
Ich feuerte einige Schüsse ab, um den Polizisten meinen Standort zu zeigen. Dann arbeitete ich mich zum Wasser vor.
Fast hätte ich es rechtzeitig geschafft. Ich war dicht am Fluß, sah das Wasser bereits zwischen den' Bäumen, als ein Bootsmotor gestartet wurde.
Ich rannte vorwärts.
Als ich das Ufer erreichte, sah ich ein Motorboot, das mit rasender Fahrt auf das offene Wasser der Bay zusteuerte. Derselbe Mann, den ich zuvor gesehen hatte, saß am Ruder. Das Bootsaggregat lief auf vollen Touren, warf eine schäumende Bugwelle auf.
Verblüfft sah ich, daß der Mann weißgekleidet war. Ich kniff die Augen zu, versuchte ihn in dem ungewissen Licht genauer zu sehen. Kein Zweifel, er trug einen weißen Kittel, wie er in Krankenanstalten üblich war.
Orville Hamish, dachte ich.
Ich blieb stehen und starrte hinter dem Boot her, bis es hinter einer Landzunge verschwand.
Auf dem Rückweg traf ich Captain Bumby und seine Leute. Über Sprechfunk verständigten wir die Wasserpolizei…
***
Wir standen um das Wrack von Fredericks Cadillac, und die Sprengstoffexperten waren am Werk. Sie untersuchten den Wagen, fanden den Standort des Attentäters, trugen die Beweisstücke zusammen und erstatteten uns Bericht.
***
»Er hat eine Panzerfaust benutzt«, knurrte der Lieutenant. »Wir haben das Abschußgerät sichergestellt. Es handelt sich um eine Bonanza!«
»Kaum zu glauben«, wunderte sich der Captain. »Woher hat er das Ding?« Keiner wußte eine Antwort. »Jedenfalls müssen wir davon aus-' gehen, daß er es hatte«, sagte ich. »Die Frage ist nur, wo hat er gelernt, so ein Ding zu bedienen.«
»Die Frage ist leicht zu beantworten«, sagte Bumby. »Wußten Sie nicht, daß er vor seinem Studium in Yale bei der Marine-Infanterie war?«
Nein, das wußte ich nicht.
»Er hatte eine ausgezeichnete körperliche Verfassung, und seine Vorstrafen, waren kein Hindernis für eine Einberufung, denn es handelte sich um Jugendstrafen. Er machte seine volle Dienstzeit ab.«
»Das Marinekorps legt Wert auf robuste Zeitgenossen«. nickte ich. »Immerhin wirft das ein rfeues Licht auf den Fall.«
»Aber woher hatte er die Bonanza?« sagte der Captain ratlos.
»Und das Boot?« ergänzte der Lieutenant. Mir kam eine Idee.
»Ich glaube, ich weiß es, Captain«, sagte ich. »Vierzig Meilen südlich von hier liegt die Naval Academy!«
»In Annapolis!«
»Ja! Und überall am Rande der Chesapeake Bay haben die ihre Ausbildungs-Camps. Drüben auf Sassafras ist ein Truppenübungsplatz. Am Elk sind Camps und an der Mündung des Canal. Ich nehme an, Orville hat lange Finger gemacht und die Bonanza irgendwo gestohlen. Wir verständigen das Marine-Headquarters in Annapolis. Die werden ja feststellen können, wo bei ihnen eingebrochen wurde. Auf diese Weise kriegen wir auch vielleicht heraus, woher er das Boot hat.«
Der Captain langte sich das Sprechfunkgerät, rief die Zentrale und gab entsprechende Anweisungen.
»Ich kann mir nicht helfen«, knurrte er dann, »Orville hat Helfer gehabt. Leute, die ihn unterstützen. In seiner Lage konnte er das allein nicht schaffen.«
»Ganz Ihrer Meinung. Aber wie kriegen wir heraus, wer das ist?«
Der Captain hob die Schultern.
Eine halbe Stunde später trafen die ersten Berichte der Wasserpolizei ein.
Sie waren sofort mit allen verfügbaren Booten ausgefahren und hatten sich darangemacht, das Mündungsgebiet des Susquehanna zu durchkämmen.
Es war keine leichte Aufgabe, denn die Bay war
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