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0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

Titel: 0343 - Der Satan schickt seine Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan schickt seine Rechnung
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den meisten verkümmert er. Es ist dasselbe Gefühl, das uns unruhig werden läßt, wenn jemand uns beobachtet.
    Ich brachte das Leuchtzifferblatt meiner Uhr vors Gesicht. Halb zwei. Es war empfindlich kalt Lautlos erhob ich mich. Da — wieder etwas. Ein Geräusch. Es kam aus der Richtung der Bibliothek.
    Ich ließ die Rechte zwischen Revers und Krawatte fallen, dorthin, wo sie dem Kolben meiner Smith and Wesson am nächsten war, bewegte mich lautlos durch die Halle.
    Die Tür zur Bibliothek war offen. Vorsichtig, alle Sinne angespannt, ging ich weiter. Hier waren die Vorhänge zugezogen. Die Dunkelheit war wie ein Tuch aus schwarzem Samt.
    Ich tastete mich an den langen Bücherregalen entlang. Nichts. Kam an eine zweite Tür. Morris hatte mir gesagt, dahinter läge Samuels Arbeitsraum. Vorsichtig drehte ich am Türknopf. Die Tür ging auf.
    Ich lauschte. Nichts war zu hören außer meinem eigenen Pulsschlag. Ich tastete nach dem Lichtschalter. Es war riskant, konnte riskant sein.
    Entschlossen drückte ich auf den Schalter, ließ mich im selben Augenblick zu Boden fallen, die Waffe schußbereit…
    Ich erstarrte. Das durfte doch nicht wahr sein. Helles Licht flutete in den Raum, beleuchtete mehrere Gestalten, die seltsam steif im Raum standen. Unmittelbar vor mir ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte, aber sofort erkannte — Orville Hamish. Das bleiche Gesicht, die Haare, die wirr in die Stirn hingen. Er trug einen weißen Kittel und weiße Hosen, starrte mich an…
    Ich umklammerte meine Waffe. Das war viel, war auch für starke Nerven viel.
    Und da stand Cynthia, bleich, starr, schweigend.
    Und Frederick Hamish.
    Und weiter hinten Dick Hamish. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Das durfte nicht sein. Dick Hamish war ermordet worden Sah ich Gespenster?
    Hinter mir näherten sich Schritte. Ich wirbelte herum, brachte die Waffe in Anschlag.
    »Was ist denn los?« sagte eine Stimme.
    »Ach, Sie sind’s, Morris!« Ich atmete auf. »Was, zum Teufel, tun Sie hier?« Morris war in einen Bademantel gewickelt und sah grämlich drein.
    »Sind Sie erschrocken, Mister Cotton? Hatte ich Ihnen nicht von Samuels Wachsfigurenkabinett erzählt?« Wachsfiguren! Das also war die Erklärung. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, loszulachen, wandte mich um, sah mir die Gestalten näher an.
    Es waren hervorragende Arbeiten. Die Hamishs in Lebensgröße. Lebensecht! Ich war vor Jahren einmal in London gewesen und hatte dort das berühmte Wachsfigurenkabinett gesehen, aber diese hier waren mindestens ebenso gut. Die Täuschung war perfekt.
    »Warum haben Sie mir nichts davon gesagt, Morris?«
    »Ich muß es vergessen haben. Tut mir leid.«
    »Ich muß schon sagen, der alte Samuel war ein bemerkenswerter Zeitgenosse. Zerstreitet sich mit seiner Familie und stellt sie sich dafür aus Wachs ins Haus. Vermutlich war es die einzige Art, in in der er seine Nachkommenschaft ertragen konnte.«
    »Samuel Hamish«, sagte Morris, »hatte manches Hobby, das ungewöhnlich war.« »Und vor allem das Geld dazu!«
    »Er war ein seltsamer Mensch, ein Genie auf seine Art. Aber die Menschen hatten ihn enttäuscht. Er zog sich zurück und lebte nur sich selbst. Manches daran wird anderen Menschen unverständlich sein, aber kann man einen genialen Menschen mit den Maßstäben des Durchschnitts messen?«
    »Jetzt wid’s langsam zu hoch für mich«, knurrte ich. »Sagen Sie mir lieber, was Sie hier treiben?«
    »Ich glaubte, ein Geräusch gehört zu haben, und wollte nachsehen.«
    Also Morris war durchs Haus gegeistert.
    Das war es, was ich gehört hatte. »Vielleicht erinnern Sie sich in Zukunft daran, daß ich dafür zuständig bin«, sagte ich. »Jeder soll bei seinem Kram bleiben. Sie kümmern sich um die Kranken, und ich gehe verdächtigen Geräuschen nach. Einverstanden?«
    Beleidigt schob Morris ab.
    »Wachsfiguren?« brummte ich und sah sie mir nochmals an.
    Insgesamt waren es vier, Sie stellten Frederick, Dick, Orville und Cynthia dar. Samuels gesamte Nachkommenschaft. Aber da war noch ein fünfter Sockel, und er war leer. Ich bückte mich, fand aber keine Namenstafel. Für wen mochte der Sockel bestimmt gewesen sein?
    Nachdenklich zog ich mich in meinen Beobachtungsstand zurück.
    Der Rest der Nacht verlief ruhig.
    ***
    Die Einäscherung war auf 3 Uhr nachmittags angesetzt. Ich war schon um 6 Uhr auf den Beinen. Die Kälte trieb mich heraus. Ich war ziemlich müde. Allmählich merkte ich, wie wenig ich in der letzten Zeit geschlafen

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