0343 - Der Satan schickt seine Rechnung
hunderttausend Dollar ‘gelassen hat. Dm ist immerhin ein Betrag, den man selbst bei größter Anstrengung nicht in ein paar Tagen durchbringen kann. Und vorgestern hatte er ihn noch — das steht fest —«
»Haben Sie einen Verdacht, Chef?« Mr. High äußerte sich nicht.
»Fühlen Sie ihm mal auf den Zahn, Jerry. Achten Sie auf seine Reaktion, wenn er merkt, daß das FBI darüber Bescheid weiß.«
»Wird gemacht«, versprach ich. Das Problem interessierte mich selbst. Dean Lawrences Rolle wurde immer undurchsichtiger. Ein Gedanke durchzuckte mich — aber das war ja absurd? Sollte Lawrence etwas mit dem Tod des alten Samuel zu tun haben und dafür das Geld gebraucht haben? Ich konnte diesen Verdacht nicht äußern. Es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür. Man müßte eine Obduktion der Leiche erreichen, aber kein Richter würde das veranlassen, nur weil ein FBI-Agent eine Idee hatte. Und die Zeit brannte unter den Nägeln. Um 3 Uhr war die Einäscherung. Nein, da waren mir die Hände gebunden.
»Noch etwas«, sagte Mr. High. »Ich habe mit dem Leiter des FBI-Distrikts Baltimore gesprochen. Er wird heute mittag persönlich mit einem Stab von Leuten in Havre de Grace eintreffen. Während der Beisetzung von Samuel Hamish werden wir die schärfsten Sicherheitsmaßnahmen treffen. Wir müssen damit rechnen, daß Orville während dieser Zeit einen erneuten Anschlag versucht, -und wir müssen uns dagegen wappnen.«
»In Ordnung«, sagte ich. »Wann kommen die Kollegen hier an?«
»Etwa um elf! Die Fahrt in die Stadt wird unter Polizeibewachung angetreten. Der Friedhof wird hermetisch abgeriegelt. Es darf nichts passieren, und es wird nichts passieren. Wenn Orville wirklich versuchen sollte, etwas zu unternehmen, schnappen Sie ihn. Ich meine, das sollte möglich sein.«
»Ich will tun, was ich kann. — Wissen Sie, wann Phil zurückkommt?«
»Er müßte schon da sein. Er ist heute früh um fünf abgefahren.«
Ich sah auf die Uhr.
»Wird langsam Zeit«, brummte ich. Dann hängte ich auf.
Phil kam nicht.
Kurz vor zwölf trafen die Kollegen aus Baltimore ein. Dann kam auch Captain Bumby mit Leutnant Ballister. Gemeinsam legten wir die Einzelheiten der Polizeischutzaktion fest. Bumby hatte für seine gesamte Mannschaft erhöhte Alarmbereitschaft befohlen. Seine Leute waren überall an der Strecke postiert. Die Fahrtroute wurde so festgelegt, daß Wohnviertel möglichst gemieden wurden.
Wir vom FBI konzentrierten uns auf den Friedhof. Dort war die Gefahr am größten, daß Orville etwas unternahm.
Zwischendurch telefonierte ich herum und versuchte herauszufindn. wo Phil steckte. Niemand konnte mir etwas sagen. Mr. High hatte ihn nur am Abend vorher kurz gesprochen. Ich wurde langsam unruhig. Daß Phil aufgehalten wurde, war verständlich, aber dann hätte er sich telefonisch gemeldet.
Ich konnte mich nicht allzu intensiv mit dieser Frage befassen, denn die Vorbereitungen im Haus nannten meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Als wir unser Programm fertig hatten, bat ich Morris, alle Trauergäste in der Halle zusammenzurufen. Ich wollte ihnen klarmachen, daß sie sich genau an unsere Anweisungen zu halten hatten…
Ich war mitten im Satz als ich stutzte.
Dean Lawrence fehlte.
Und Cynthia.
Wie, zum Teufel, war das möglich? Dann fiel mir ein, daß ich die beiden den ganzen Morgen über nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Wir suchten überall, aber die beiden waren verschwunden. Schließlich fragte ich Morris.
»Ja, sie sind abgereist«, sagte der Professor.
»Warum sagen Sie das nicht gleich?«
»Sie haben mich ja nicht gefragt!« Morris war immer noch beleidigt wegen meiner Bemerkung in der Nacht.
»Und wohin?«
Er hob die Schultern.
»Keine Ahnung! Mister Lawrence bekam heute früh einen Anruf, so gegen acht. Er war daraufhin ziemlich aufgeregt, sagte, es handele sich um dringende Geschäfte, und er müsse sofort abreisen. Cynthia erklärte dann, sie wolle ihn begleiten.«
»Aber wie kamen sie aus dem Haus?«
»Ich habe Ihnen die rückwärtige Tür geöffnet.«
»Sie?«
»Lawrence hatte Angst, Sie würden ihn allein nicht fahren lassen. Er sagte, es hinge aber geschäftlich eine Menge von dieser Fahrt ab. Außerdem bin ich der Ansicht, daß wir ein freies Land sind, in dem jeder tun und lassen kann, was er will!«
»Vielen Dank«, knurrte ich. »Mehr über den Anruf können Sie nicht sagen?«
»Nein, nur, daß der Anrufer ein Mann war. Ich weiß auch nicht, wohin Mister Lawrence gefahren
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