0343 - Der Satan schickt seine Rechnung
von Cynthia Nächster Schritt — er interessiert sich für die Hamishs. Er tut es unter dem einzigen für ihn interessanten Gesichtspunkt: Was kann für ihn dabei herausspringen? Er entdeckt durch Zufall eine ganz große Sache. Oder sagen wir — er hat einen Verdacht. Und über Sie, Lawrence, will er mehr herausbringen, weil er glaubt, Sie wären eingeweiht. Was halten Sie davon?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Lawrence, dem der Schweiß inzwischen in der Halsgrube stand. »Ich versteh’ kein Wort.«
»Was für ein Verdacht könnte das sein?« fuhr ich fort, »Es muß etwas sein, worauf ich auch hätte kommen können. Denh er war so stolz darauf, daß er uns voraus war. Was könnte das sein?«
»Ich weiß nicht.« keuchte Lawrence.
»Bestimmt nicht die Sache mit Orville«, sagte ich. »Da ist kein Geschäft für einen Erpresser drin. Was also sonst.«
»Hören Sie auf«, schrie Lawrence plötzlich. »Hören Sie auf. Ich verweigere die Aussage. Ich verlange einen Anwalt«
»Na also«, krächzte Bumby. »Jetzt läßt er die Katze aus dem Sack. Ich sagte doch gleich, daß er lügt. Aber keine Sorge, Lawrence, genau das sind wir gewöhnt. Meinst du, es gibt auch nur einen, der bei uns die Wahrheit sagt? Hier lügt jeder, und trotzdem füllen sich die Gefängnisse. Damit kommst du ebensowenig durch wie die anderen.«
»Morris könnte uns weiterhelfen«, sagte ich. »Aber er ist verschwunden!«
Und plötzlich hatte ich eine Idee…
***
Wir fuhren zu der Frau, die Samuel Hamish jahrzehntelang den Haushalt geführt hatte. Ich hatte sie ein paarmal oben im Haus gesehen. Sie machte einen außerordentlich zurückhaltenden und soliden Eindruck.
Wir brauchten uns nicht vorzustellen. Sie kannte uns.
»Missis Miller«, sagte ich, »wirhaben ein paar Fragen an Sie. Wahrscheinlich können Sie sich denken, worum es geht.«
»Ja«, sagte sie, »fragen Sie!«
»Haben Sie jemals Samuels Wachsfigurenkabinett gesehen?«
Sie zögerte.
»Mister Hamish wünschte nicht, daß ich diesen Teil des Hauses betrat…«
»Aber?«
»Wenn man zwanzig Jahre täglich dort ist, ergibt es sich eben doch einmal Ja, Mister Cotton, ich bin einmal heimlich hineingegangen.«
»Wieviel Wachsfiguren standen dort?«
»Wieviel? Warten Sie — da stand Orville, Cynthia, Frederik, Dick…«
»Und die fünfte? Es stand noch ein Sockel dort.«
»Das war Samuel selbst!«
Ich beugte mich vor.
»Sind Sie sicher?«
»Natürlich. Ich weiß noch genau, wie erschrocken ich war, als er plötzlich vor mir stand. Erst dann merkte ich, daß es eine Wachsfigur war. Sie sah ihm täuschend ähnlich.«
»Wer hat diese Figuren eigentlich hergestellt?« erkundigte sich Phil.
»Das weiß ich nicht. Mister Hamish war vor ein paar Jahren in England und hat sie von dort mitgebracht. Die von seinen Kindern wurden nach Fotos hergestellt. Für seine eigene aber stand er selbst Modell, und deshalb war sie die beste.«
Ich atmete tief durch. Das war genau das, was ich erwartet hatte. Die fünfte Figur stellte Samuel dar, und sie fehlte…
»Noch etwas, Missis Miller. Können Sie sich daran erinnern, daß Samuel ein Gewehr besaß? Ein großes altes Modell mit Metallbeschlägen?«
Sie nackte Das hing immer über dem Kamin. Mister Hamish war sehr stolz darauf. Er erzählte einmal, daß es von dem berühmtesten Büchsenmacher des Jahrhunderts hergestellt sei! ‘
»Wissen Sie zufällig den Namen des Mannes?«
»Nein, ich habe ihn vergessen!«
»Higgins?«
»Ja«, rief sie. »Das war der Name Woher wissen Sie das?«
»Vielen Dank, Missis Miller«, sagte ich. »Sie haben uns sehr geholfen.«
Das Gewehr hing jedenfalls nicht mehr über dem Kamin. Auch Phil und dem Captain gingen jetzt die Kerzen reihenweise auf.
»Phantastisch«, murmelte Bumby, »wenn Ihr Verdacht zutrifft, gibt das die Sensation des Jahres!«
***
Wir erreichten den Untersuchungsrichter von Havre de Grace in seinem Büro, wo er gerade die Vernehmungsprotokolle von Lawrence studierte. Als er hörte, was ich wollte, lehnte er sich abwehrend zurück.
»Nein, Mister Cotton — alles in Ehren, aber eine Obduktion von Samuel Hamish kann ich unmöglich anordnen.«
»Es handelt sich nicht um eine Obduktion, Sir. Es soll lediglich die Asche in seiner Urne untersucht werden.«
»Das läuft auf dasselbe hinaus.«
»Wir haben«, sagte ich, »den begründeten Verdacht, daß Samuel Hamish überhaupt nicht tot ist.«
Das mußte ich zweimal sagen, ehe es der Mann begriff. Er starrte mich
Weitere Kostenlose Bücher