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0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

Titel: 0343 - Der Satan schickt seine Rechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan schickt seine Rechnung
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waren inzwischen abgereist. Es bestand für sie kein Grund mehr, sich länger in dem düsteren Gemäuer des alten Samuel aufzuhalten Auch die Anwälte waren fort. Sie hatten sich über die Verteilung der großen Bissen geeinigt. Das Kleinfutter würden wohl die vielversprechenden jungen Leute in den Anwaltsbüros erledigen Die Kollegen vom FBI Baltimore waren auch nicht mehr da.
    Ich kam mir vor wie ein Opernsänger, der groß angekündigt auf die Bühne steigt und dann das hohe C nicht herausbringt.
    Captain Bumby vermied es taktvoll, auf meinen Fehlschlag hinzuweisen. Sein Sinn für das Praktische gewann die Oberhand.
    »Gentlemen, ich schlage vor, wir treffen uns in einer halben Stunde in meinem Büro zu einer kleinen Konferenz. Dabei werden wir überlegen, was zu tun ist. Irgend etwas bleibt uns ja zu tun!«
    Wir waren einverstanden. Phil meinte, es sei an der Zeit, Mr. High anzurufen.
    »Mach’ du das«, brummte ich und verdrückte mich. Ich mußte allein sein, um meine Gedanken zu ordnen.
    Langsam schlenderte ich hinüber zum Dollar Hill, die Hände in den Taschen vergraben. Das dürre Laub raschelte unter meinen Füßen.
    Ich erreichte den Serpentinenweg mit den alten Gaskandelabern, passierte das Tor — da lag das riesige Haus. Unverändert stieg eine schwarze Rauchwolke aus dem Schornstein, zerfloß träge in dem pastellfarbenen Himmel.
    Der Parkplatz war leer. Kein Mensch weit und breit. Ich ging weiter, kam unter den alten Ulmen durch…
    Tsing! Die Kugel pfiff mit bösartigem Singen an mir vorbei, schrammte einen Streifen Rinde aus dem Baum.
    Im nächsten Augenblick lag ich flach auf dem Boden, robbte in Deckung. Was, zum Teufel, war das? Ein Gedanke zuckte mir durch den Kopf. Sollte Orville wieder herumgeistern?
    Der Schütze mußte im Haus sein. Ich wartete ein paar Sekunden, aber nichts rührte sich. Träge floß der Rauch aus dem Schornstein. Die vielfach unterteilten Fenster blinkten matt in der kraftlosen Sonne.
    Zwei Minuten später war ich im Haus. Als ich über die freie Fläche lief, war ich auf heftiges Feuer gefaßt gewesen. Aber nichts geschah. Die Tür war offen. Ich stürzte in die Halle, sah mich um.
    Drüben die Tür zur Bibliothek war offen. Ich lief hinein, erreichte das Wachsfigurenkabinett. Das Fenster — es führte auf die Rückseite des Hauses — stand offen. Ich beugte mich hinaus. Nichts war zu sehen.
    Wieder einmal war der Bursche schneller gewesen.
    Ich ging lagsam zurück, hörte plötzlich ein Geräusch, blieb stehen. Dann ging ich auf einen der schweren Sessel zu, beugte mich über die Lehne.
    Da lag Morris. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
    »He, Professor«, rief ich.
    Er kam bleich, verstört in die Höhe.
    »Ist er weg?« fragte er.
    »Wer?«
    »Orville!«
    »Es sieht so aus. Der Bursche hat auf mich geschossen! Haben Sie ihn gesehen?«
    »Ja, und er hat mir keinen schlechten Schreck eingejagt. Ich habe jede Sekunde darauf gewartet, daß er mich findet und abknallt. Er sah so aus, als würde er vor nichts zurückschrecken. Ich habe einen Blick für so was, Cotton.«
    Ich stand uind starrte ihn an.
    »Wo kommen Sie überhaupt her. Morris?«
    »Ich war verreist, bin vorhin zurückgekommen.« Morris ging zur Bar, holte sich einen Whisky. Als er sprach, sah er mich nicht an. »Die Leute reden eine Menge, Mister Cotton. Das Neueste ist, daß Sie behauptet haben, Samuel sei überhaupt nicht tot. Das ist eine Unverschämtheit von Ihnen. Ich werde Sie wegen Beleidigung verklagen. Sie haben die Urne aus der Gruft geholt und die Asche untersuchen lassen. Das heißt, Sie verdächtigen mich, ein Verbrecher zu sein.«
    »Nur weiter«, brummte ich.
    »Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen. Wahrscheinlich haben Sie festgestellt, daß Samuels Wachsfigur nicht mehr auf ihrem Platz war und haben in Ihrer genialen kriminalistischen Einfalt den Schluß daraus gezogen, diese Wachsfigur sei statt des alten Samuel verbrannt worden. Stimmt’s?«
    »Bis auf die Einfalt«, nickte ich. Seine Stimme troff vor Hohn.
    »Well, Cotton, derlei Dinge mögen im Mittelalter vorgekommen sein. Nicht mehr heute. Die Wachsfigur steht wieder an ihrem Platz. Wenn Sie sich freundlichst überzeugen wollen .«
    Er ging voraus durch die Bibliothek. Ich folgte ihm. Da stand der alte Samuel auf seinem Sockel. Vorhin hatte ich es gar nicht bemerkt.
    Ich ging zum Fenster, beugte mich hinaus.
    »Warum stand die Figur während der letzten Tage nicht auf ihrem Platz?«
    »Aus einem einfachen Grund. Ich

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